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Dieses „Wir-Gefühl“ in der Mandaukaserne

Dieses „Wir-Gefühl“  in der Mandaukaserne

Roland Zimmermann, einer der früheren Bewohner der Zittauer Mandaukaserne, schwärmt noch heute von der Aussicht auf die umliegende Region. Foto: Steffen Linke

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Ein großes Gemeinschaftsgefühl prägte die früheren Bewohner der Zittauer Mandaukaserne. Foto: Archiv/privat

Frühere Bewohner der stadtbildprägenden Mandaukaserne in Zittau feiern am Freitag, 24. Mai, ab 15.00 Uhr, in der Gaststätte „Sonnenhain“, Gerhart-Hauptmann-Straße 39, ein Wiedersehen. In diesem Kreis leben natürlich noch einmal alte Erinnerungen auf. 

Zittau.
Eine ehemalige Mieterin hatte sich vor einigen Jahren vor den „Karren“ gespannt und diese „Zusammenkunft“ aus der Taufe gehoben. In der Regel nehmen 20 bis 40 Personen daran teil. Roland Zimmermann, einer der früheren Bewohner der Zittauer Mandaukaserne, ist erst etwas später dazugestoßen: „Auf den ersten Blick haben wir uns nach so vielen Jahren nicht gleich wiedererkannt. Wir haben uns gegenseitig vorgestellt und uns auf das Wiedersehen seit Kindertagen gefreut. Wir plaudern bei diesem Treffen in gemütlicher Runde vor allem über die alten Zeiten.“ 

Der heute 56-Jährige ist in der Zittauer Mandaukaserne geboren worden: „Das hat mir meine Mutter so erzählt.“ Roland Zimmermann hat von 1961 bis 1985 – also circa 25 Jahre – in der Mandaukaserne gewohnt. „Im Alter von drei, vier Jahren haben mich meine Eltern in einem Tretauto durch die breiten Gänge geschoben, damit ich nicht so strampeln musste’“, berichtet er. Und: „Wir haben auf den großen Fluren Hascher gespielt und sind dort mit dem Fahrrad entlang gefahren.“ 

Die Familie wohnte in zwei Räumen auf circa 40 Quadratmetern. Einer davon war getrennt mit Küche und Schlafstube ausgestattet. Im anderen befand sich die Stube – unter anderem mit Fernsehschrank Couchtisch, Sesseln und Stühlen drumherum eingerichtet. Der große Kachelofen „verschluckte“ mächtig Kohlen, um die Räume mit einer Deckenhöhe von circa 3,80 Meter zu heizen. 

„Die Fernsehantenne hing an einem Haken an der Decke, weil sich niemand von uns auf das hohe Dach des Gebäudes getraute“, erzählt er. Andere Mieter seien da mutiger gewesen. Insgesamt wohnten zehn Familien auf dem Gang in unterschiedlich großen Räumen. Auf dem Flur gab es eine Gemeinschaftstoilette. Jeder hatte dort – abgetrennt voneinander – seine eigene „Kabine“. 

Hinten und vorn im Flur waren zwei Anschlüsse für die Wasserleitung installiert. Roland Zimmermann schwärmt auch heute noch von der herrlichen Aussicht: „Aus dem großen Gemeinschaftsfenster haben wir sogar Umrisse vom Abschlussfeuerwerk des Neugersdorfer Jacobimarktes gesehen.“ Die Familie Zimmermann zahlte für ihre Wohnung damals etwa 30 DDR-Mark Miete. 

Vor allem an den guten Zusammenhalt bzw. das „Wir-Gefühl“ über die Generationen hinweg kann sich Roland Zimmermann noch sehr gut erinnern. Die Jugendlichen spielten auf der einen Seite im Hof Fußball, die Kinder „beschäftigten“ sich im Sandkasten, die Eltern saßen mir ihren Babys auf der Wiese und schwatzten über „Gott und die Welt“. „Wir haben uns unter anderem gegenseitig geholfen, die Kohlen und die Kartoffeln in die Keller zu schaffen. Es war wirklich nie langweilig in der Gemeinschaft“, blickt er zurück. Auf die Freunde sei immer Verlass gewesen. 

Mitte der 80er Jahre leerte sich die Zittauer Mandaukaserne nach und nach. Fast in Sichtweite entstand das Neubaugebiet Zittau-Ost. Diese Neubauwohnungen seien aufgrund des höheren Standards mit fließend warmem Wasser und Fernheizung ausgestattet gewesen, berichtet er. „Auch wir haben uns damals sehr auf diesen Komfort gefreut“, erinnert er sich. Und er fügt etwas wehmütig hinzu: „Unsere Freunde haben wir dann aber leider nur noch selten getroffen.“ Denn die ehemaligen Bewohner der Mandaukaserne habe es in viele „Himmelsrichtungen“ verschlagen. 

Vereinzelt stehen heute noch Kachelöfen in den früheren Wohnungen oder es hängen noch Lampen an den Decken. Roland Zimmermann hofft wie viele andere frühere Mitbewohner, dass die Mandaukaserne als wichtiges Denkmal in Zittau in Zukunft erhalten bleibt. Bei Arbeitseinsätzen und Aktionen packt der Mittfünfziger wie viele weitere Gleichgesinnte tatkräftig mit an. Beim jährlichen Wiedersehenstreffen der „Zeitzeugen“ am Freitag, 24. Mai, stehen aber das Vergnügen und sicherlich wieder viele Emotionen rund um das große historische Gebäude im Vordergrund. 

 

Steffen Linke / 23.05.2019

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