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Flugplatz bekommt Milliardeninvestition

Flugplatz bekommt Milliardeninvestition

Die Tage des Rothenburger Flugplatzes in seiner bisherigen Konstellation sind gezählt. Denn: Am Mittwoch hat die Sächsische Staatsregierung eine Investition bekannt gegeben, die zu den größten im Freistaat zählt. Ein chinesisches Unternehmen will 1,13 Milliarden Euro in den Aufbau einer Elektroauto-Fabrik auf dem Flugplatzgelände stecken.

Rothenburg. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: „Chinesische Großinvestition in der Lausitz angekündigt“ war die Meldung der Staatsregierung am Mittwoch überschrieben, die kein verspäteter April-Scherz war, sondern allem Anschein nach Realität werden wird. Nach Angaben von Regierungssprecher Christian Hoose hat der chinesische Automobilzulieferer Beijing WKW Automotive angekündigt, in Rothenburg ein Fahrzeugwerk für Premium-Elektroautos zu errichten, die für den Verkauf auf dem europäischen Markt bestimmt sind. Rund 1,13 Milliarden Euro sollen in die dann in Rothenburg ansässige Delon Automotive GmbH investiert werden. Geplant ist die Schaffung von mehr als 1.000 Arbeitsplätzen. Nach Angaben der sächsischen Staatsregierung ist der Investor ein börsennotiertes Unternehmen, das seine Investitionsabsicht nach dem Börsenschluss in Shanghai veröffentlicht hat.

Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) zeigt sich hocherfreut über die Ankündigung der Chinesen und lobt den Einsatz von Landrat Bernd Lange (CDU), der mit „großem persönlichem Engagement“ dafür gesorgt habe, die Ansiedlung neuer, zukunftsfähiger Unternehmen in seinem Landkreis zu ermöglichen. „Die Realisierung der Fabrik zur Herstellung von Elektrofahrzeugen für den europäischen Markt wird mithelfen, den Strukturwandel in der Lausitz zu befördern“, so Tillich. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) sieht in der Investitionsabsicht „ein großes Hoffnungszeichen für eine Region, die sich im Umbruch befindet.“ Rothenburg konnte sich im Wettbewerb mit anderen Standorten im Süden Deutschlands, in Thüringen und Sachsen/Anhalt durchsetzen, was nicht zuletzt auf die Initiative Langes und seiner im Landratsamt betriebenen Wirtschaftsförderung zurückzuführen ist. Auch der Landrat bezeichnet die angekündigte Investition als „zukunftsweisendes Zeichen“, mit dem die Strukturentwicklung in der Lausitz vorangebracht werden könne. „So schaffen wir neue Wertschöpfungsketten und Produkte, die aus unserer Region kommen.“ Die Vorarbeiten für diesen Wirtschaftscoup liefen offenbar so geheim, dass die Verantwortungsträger vor Ort weitestgehend überrascht von der Ankündigung der Chinesen waren. Rothenburgs Bürgermeisterin Heike Böhm: „Man hat mich vor ein paar Tagen darüber informiert, dass da etwas Großes auf uns zu kommt. Für die Entwicklung unserer Stadt ist das natürlich ein Volltreffer!“ Der Mittwoch war für die Rathauschefin offenbar generell ein glücklicher Tag, denn von Verhandlungen im sächsischen Finanzministerium, bei denen es um die Erweiterungspläne der Polizeihochschule ging (der „Niederschlesischer Kurier“ berichtete), brachte sie nach eigener Aussage ebenfalls frohe Kunde mit. „Der Tag heute – den verkrafte ich einfach nicht“, sprudelte es aus ihr heraus.

Rolf Zimmermann, Geschäftsführer der Flugplatz Rothenburg/Görlitz GmbH, die die beiden östlichsten Verkehrslandeplätze Deutschlands in Rothenburg und Görlitz betreibt, meinte zwar, dass es für ihn „nicht völlig neu“ sei. Er verwies aber darauf, dass sich „die Sache noch im Projekt-Status“ befinde. Die Investitionsabsicht der Chinesen sieht er „absolut positiv“, auch wenn sich das Geschehen auf dem Flugplatz damit dramatisch verändern dürfte.

Immerhin stellt sich nun die Frage, wie, in welchem Zeitraum, auf welchem Areal und mit welchen Folgen für die schon hier angesiedelten Firmen die Autofabrik entstehen wird.

Frank-Uwe Michel / 04.05.2017

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Kommentare zum Artikel "Flugplatz bekommt Milliardeninvestition"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Marcus Menzel schrieb am

    Ich freue mich, dass es in Rothenburg und der Region wieder neue Entwicklungsperspektiven gibt. Scharlatane haben sich ja bisher genug dort hin verirrt. In diesem Schritt wird Rothenburg nun endlich an die Autobahn angebunden, das Mobilfunknetz wird auf den europäischen Standard gebracht, es gibt vielleicht endlich eine Tankstelle vor Ort und die Gastgewerbe sind länger als nur bis 18:00 Uhr geöffnet. Ein Problem sehe ich dennoch: Woher sollen 1000 Arbeitskräfte kommen? Im 20 km Umkreis von Rothenburg siehts ganz schlecht aus mit jungen Leuten. Die noch da sind, erfüllen keinesfalls die Anforderungen an einen Mitarbeiter in einem modernen Industriebetrieb. Die, die ansatzweise etwas drauf haben, sind woanders in einem Beschäftigungsverhältnis integriert. Für den Flugplatz Rothenburg wünsche ich mir, dass von den verbliebenen 2000m befestigter Landebahn noch etwa 1300m - 1600m und die dazu gehörigen Hindernisfreiflächen, die Flugleitung und die Flugzeughalle nutzbar erhalten bleiben. Dazwischen und daneben kann gern investiert werden. Dann kann man den Flugplatz als Infrastruktur noch mit gewerblichen Luftfahrzeugen befliegen. Es muss ja kein Verkehrslandeplatz sein, aber zumindest im Status eines Sonderlandeplatzes mit variablen Öffnungszeiten.

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