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Große Vielfalt, aber nicht alles ErklärBar

Große Vielfalt, aber nicht alles ErklärBar

Vor zwei Jahren machte neben dem sächs. Ministerpräsidenten auch die damalige saarländische Ministerpräsidentin und potenzielle Kanzlerkandidatin Annegret Kramp-Karrenbauer Maik Gloge ihre Aufwartung zum 100. Görlitzer VHS-Jubiläum. Foto: R. Ullmann

Das Herbstsemester der Görlitzer Volkshochschule hat bereits begonnen. Das neue Programmheft umfasst ungefähr 600 Angebote. Die Überraschung dabei: Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sind die Anmeldezahlen des Herbstsemesters im Vergleich zum Vorjahr um circa 10 % gestiegen.

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Maik Gloge blättert im neuen Programm. Dank kleiner Prüfungstische können einige Räume wie dieser coronafreundlich hergerichtet werden.       Foto: Till Scholtz-Knobloch

Görlitz. Direktor Maik Gloge vermutet: „Den Menschen sind viele Freizeitaktivitäten genommen gewesen, da hat die VHS vermutlich auch stärker den Wunsch nach Kontakten mit anderen bedient.“

Doch mehr Anmeldungen sind unweigerlich auch mit mehr Absagen verbunden. „Wir haben das Glück, dass wir aufgrund einer Prüfungssituation ohnehin kleinere Tische anschaffen mussten. Durch deren Größe können wir bei vielen Kursen nun die Räume mit den Mindestabständen unter den Teilnehmern so stellen, dass wir damit mehr Interessenten bedienen können, als dies zuvor möglich gewesen wäre. Auch in Sachen Digitalisierung hatten wir schon vor Corona mit Hilfe der Stadtwerke einiges auf den Weg gebracht, so dass unsere Möglichkeiten vergleichsweise gut sind“, sieht sich Maik Gloge gut gerüstet, auch wenn der November noch einmal eine lockdownähnliche Situtation schaffen wird. Görlitz war sogar eine der ersten sächsischen Volkshochschulen, die ihre Sprach- und vor allem Integrationskurse in den digitalen Raum verlagerte und im Lockdown digital manches Angebot setzen konnte und dies auch weiterhin tut. Am wenigsten onlinetauglich sei jedoch gerade der Bereich von Computerkursen. „Hier lernen die Teilnehmer ja gerade etwas, das vielfach erst später zum Umgang mit Onlineangeboten befähigt“, führt Maik Gloge aus.

Coronabedingt hatte auch die Volkshochschule Görlitz im März ihre Türen schließen und Kurse verschieben oder absagen müssen. Inhaltlich wurden daher auch neue Formate für die sozialen Medien ins Leben gerufen. Dazu gehören das VHS-Wohnzimmer, in dem regionale Kulturschaffende und Kursleiter der VHS Görlitz zu Wort kommen, die Feg-News mit wissenswerten Clips und der Podcast „ErklärBar“. Letzteren sieht die VHS mit „regionalen und überregionalen Experten, die über Politik, Umwelt, Wirtschaft und Digitalisierung sprechen“ gut besetzt.

Doch in der ErklärBar sprechen nicht zwei Experten im Dialog, sondern ein „Experte“ wirbt für seine Auffassung, z.B. wenn Liviana Barth knallharten Gender-Lobbyismus betreiben darf und Moderator Felix Kurtze ihr einen Ball nach dem anderen zuschiebt und keine auch nur im Ansatz kritische Frage stellt. Nicht einmal, als Barth sich heißredet, dass ein neues Sexualstrafrecht infolge der „Silvesternacht in Köln mit einem rassistischen Kontext“, also erst bei einem „rassistischen Sexismusfall“ diskutiert wurde. Aber die Welt werde ja von „von weiß positionierten Cis-Männern regiert“ (AdR: Männer, deren Geschlechtsidentität mit dem ihrer Geburt übereinstimmt), so Barth. Die Suche nach Gegenpolen ist nicht einfach. Die VHS selbst hebt als Höhepunkte ebenso tendenziöse Angebote des Soziologen Andreas Kemper oder der Rapperin Sookee hervor. Sookee engagiert sich für die Queer-Szene und ist Sprachrohr des aufgeheizten Rassismusalarmismus. Und so kann man bedauern, dass hingegen ein wirklich alltagstauglicher und zugleich framingunverdächtiger Wunsch der Fachbereichsleiterin Politik/Gesellschaft/Umwelt Christiane Schmidt dieses Jahr noch nicht funktioniert hat. „Ich möchte gerne einmal eine Veranstaltung auf die Beine stellen, bei der wir der Frage nachgehen, wie man als Laie in die Welt von Aktien und Anlagen findet“, sagt sie.

Seit Ende Mai ist die Volkshochschule wieder geöffnet. Zu Semesterbeginn Anfang September konnte die VHS wieder zum regulären Kursbetrieb zurückkehren, wenn auch mit einigen Einschränkungen. So gilt z.B. eine Mundschutzpflicht selbst in den Fluren und Toiletten. Ob alle Maßnahmen nun den regulären Ablauf des Herbstsemesters erlauben, stand bei Redaktionsschluss am Mittwoch noch nicht fest. Im aktuellen Herbstsemester finden sich jedoch weiterhin zahlreiche digitale Formate, wie Sprach- und Computerkurse, die kostenfreie Reihe „vhs.wissen live“ oder die Ringvorlesung „Grund genug“ in Zusammenarbeit mit der Hochschule Zittau/Görlitz. Das hat mehrere Gründe. Durch die Ortsunabhängigkeit ist ein barrierefreier Zugang zum Wissen häufiger möglich und neue Zielgruppen könnten erschlossen werden. Die Onlinekurse bilden jedoch nur eine Ergänzung des Semesterprogramms, denn die VHS wie auch Teilnehmer legen eigentlich großen Wert auf Präsenzveranstaltungen, in denen sich die Teilnehmer kennenlernen und persönlich austauschen können.

Seit diesem Semester arbeitet die VHS Görlitz noch intensiver mit dem Tierpark zusammen. Gemeinsam führen sie z.B. die Tierparkgespräche zu Themen wie nachhaltigem Fischkonsum durch. Auch im Bereich Kunst/Kultur gibt es Kooperationen, unter anderem mit dem Sankt-Wenzeslaus-Stift in Jauernick. Der Gesundheitsbereich legt neben Dauerbrennern, wie Aqua-Kursen im Neisse-Bad, verstärkt Wert auf Trends. So ist ab dem 6. November ein spezielles Bauchworkout angesetzt, das sich intensiv der Körpermitte widmet.

Neben beliebten Sprachkursen, wie Polnisch oder Englisch, finden sich auch Sprachen, wie Portugiesisch, Arabisch oder Koreanisch im Programm. Einige Kurse wurden dabei in den digitalen Raum verlagert.

Im Rahmen der Reihe „Fenster zu Welt“ können Kursteilnehmer andere im Rahmen eines Vortrags an ihren Reiseeindrücken teilhaben lassen. Auch im Fachbereich Spezial gibt es nun wesentlich mehr digitale Formate. So kann man im Onlinekurs seine Kenntnisse um Umgang mit Word ausbauen und beispielsweise lernen, Absätze professionell zu formatieren, Serienbriefe- oder Newsletter zu erstellen.

Im VHS-Card-Programm sind 27 Kurse enthalten. Wer die Karte für 12 Euro kauft – das haben bereits über 70 Nutzer getan – kann alle VHS-Card-Veranstaltungen ohne weitere Kosten besuchen und erhält Rabatte bei den Kooperationspartnern. Das Angebot umfasst Reise- oder Gesundheitsvorträge, Kreativ- und Fitnesskurse oder auch Veranstaltungen zu historischen oder religiösen Themen.

Till Scholtz-Knobloch / 02.11.2020

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