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Horka wartet auf den neuen Haltepunkt

Horka wartet auf den neuen Haltepunkt

Horkas Bürgermeister Christian Nitschke setzt sich dafür ein, dass am Bahnübergang Rothenburger Str. gegenüber von Fürlls Gaststätte ein Haltepunkt für die bald reaktivierte Bahnstrecke Görlitz-Niesky-Hoyerswerda entsteht. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Ab dem kommenden Dezember kann man wieder mit dem Zug von Görlitz bis nach Hoyerswerda fahren. Der Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz- Niederschlesien (ZVON) teilte bezüglich dieser als „RB 64“ geführten Verbindung am 22. März mit: „Die Fahrgäste sind dann zwischen Hoyerswerda und Niesky auf einer komplett neu gebauten Strecke unterwegs.“

Horka. Bekanntlich steht der langjährige Bau der sogenannten „Niederschlesischen Magistrale“ in diesem Jahr endlich vor ihrem Abschluss. Eigentlich soll diese Verbindung bewusst störungsarm an Berlin oder Dresden vorbei einen Transport von den Wachstumsmärkten Asiens und Osteuropas dorthin ermöglichen, wo sich der Güterumschlag unseres Kontinents konzentriert – zu den Verkehrsdrehscheiben an Rhein und Ruhr, im Rhein-Main-Gebiet oder den Benelux-Staaten. Doch quasi als „Abfallprodukt“ der wichtigen Güterachse werden auch Schüler, Pendler oder Touristen bald wieder im Lausitzer Seenland ihre Ziele finden. Am größten Unterwegsbahnhof Niesky erwarten die Fahrgäste neue Bahnsteige mit Aufzug. In Lohsa, Uhyst, Klitten, Mücka und Petershain richtet die Deutsche Bahn AG als Streckeninhaberin Bahnsteige in beide Fahrtrichtungen her.
Ein Sorgenkind bleibt jedoch Horka. Einst konnte der kleine Ort sich wahrlich nicht beklagen, vom Personenverkehr abgeschnitten zu sein. Hier kreuzte sich seit jeher die als Niederschlesische Magistrale bald reaktivierte Ost-West-Verbindung, über die man im Westen bis in den Großraum Halle/Leipzig und im Osten bis Breslau gelangte, mit der Nord-Süd-Achse von Berlin über Cottbus nach Görlitz. Statt eines Umstiegs auf den beiden Bahnhofsebenen blieb Horka während des langen Ausbaus der Magistrale nur das Dasein als gewöhnlicher Unterwegsbahnhof auf der Nord-Süd-Strecke. Immerhin konnte man mit dem Schienersatzverkehr auf der Strecke Görlitz-Hoyerswerda auch mit dem Bus eine recht lange Strecke zurücklegen.
Mit dem Ende des Schienenersatzverkehrs schaut Horka nun erst einmal zu. Denn die RB 64 Görlitz-Hoyerswerda zweigt bekanntlich vor dem Bahnhof Horka ab, durchläuft den Ort in Richtung Westen, um an die Magistrale anzuschließen.
Vor diesem Hintergrund bestanden schon lange Pläne, am Bahnübergang Rothenburger Straße gegenüber Fürlls Gaststätte einen Haltepunkt Horka-Mitte entlang dieser Verbindung einzurichten. Von diesem könnten die Reisenden direkt in Richtung Hoyerswerda oder Görlitz fahren. Weniger als 500 Meter vom eigentlichen Bahnhof entfernt, wären auch Umstiege mit einem kleinen Fußweg zwischen beiden Stationen denkbar. Horkas Bürgermeister Christian Nitschke hat die schon mehrere Jahre in der Schublade liegenden Pläne unter dem Arm, bestätigt aber, dass diese mittlerweile veraltert seien. Das seinerzeit eingeschaltete Planungsbüro habe schon vor einigen Jahren erkannt, dass in Sachen Bahnverkehr ganz andere Hindernisse lauern als bei einer gewöhnlichen Straßenplanung.
Und diese haben durchaus Potenzial, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal als Schildbürgerstreich in die öffentliche Diskussion zurückzukehren.
Verkehrsplanerin Ilka Hunger vom ZVON in Bautzen erklärt auf Anfrage des Niederschlesischen Kuriers, dass die Bahnsteighöhe die Angelegenheit so schwierig mache. Während entlang der Magistrale die im Osten Deutschlands vorherrschende Bahnsteighöhe von 55 Zentimetern über dem Gleis berücksichtigt worden sei, dränge die Bahn mittlerweile auf bundesweite Durchsetzung eines Standards von 76 cm. Dieser sei insbesondere im Fernverkehr notwendig.
Nun kämpfe der ZVON wie andere Verkehrsverbünde auch darum, dass man über den neuen Standard die Erfordernisse im Kleinen nicht aus den Augen verliere. Doch mit Standards ist das eben so eine Sache. Nach ihnen richtet sich unter anderem die Anschaffung von Fahrzeugen. Doch angesichts der übrigen Bahnhöfe und Haltepunkte entlang der Strecke muss die Planung ja ohnehin erst einmal von 55 Zentimetern ausgehen.
Die Mühlen zu dieser Einsicht in Berlin könnten jedoch noch länger mahlen, denn mit einer neuen Bundesregierung muss sich auch der Apparat teils erst neu sortieren.
„Von der Planung über die Genehmigung durch das Eisenbahnbundesamt bis zur Realisierung ist es dann noch ein langer Weg“, räumt Ilka Hunger ein. In jedem Falle keine Sache, die man einen Fahrplanwechsel später mal erledigt, sondern die vermutlich – so Ilka Hunger – „mehrere Jahre“ dauern wird.
Christian Nitschke wirft diese ungute Aussicht nicht um. Er möchte beharrlich weiter um einen Haltepunkt Horka-Mitte kämpfen. „Im Notfall muss man auch in den sauren Apfel beißen und zunächst auf eine 55-er Bahnsteighöhe planen, um dann doch noch auf 76 Zentimeter zu erhöhen“, gibt er sich entschlossen, auch wenn man einen solchen Fall schon in einem Dossier des Bundes der Steuerzahler oder einer TV-Glosse wähnt, in der Bauarbeiter im Slapsticktempo 21 Zentimeter Höhenunterschied ausmessen. Immerhin hätte Christian Nitschke sicher die Sympathien als engagierter Bürgermeister auf seiner Seite.
Die sonstigen Voraussetzungen sind bereits geschaffen. Auf der andern Straßenseite gibt es seit ein paar Jahren einen Unterstand an der großzügig angelegten Bushaltestelle, die darauf wartet, die vorgesehene Umstiegsfunktion anzunehmen. Auch Parkbuchten für Pendler sind angelegt. Zu allem Überfluss ist der der Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien derzeit einer Zerreißprobe ausgesetzt. Die beiden Verbandsmitglieder – die Landkreise Bautzen und Görlitz – haben unterschiedliche Vorstellungen von der zukünftigen Ausrichtung des Verbands, die im Extremfall zu dessen Spaltung führen könnte. Auch das ist keine gute Aussicht für die Hoffnungen in Horka.

Till Scholtz-Knobloch / 03.04.2018

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Kommentare zum Artikel "Horka wartet auf den neuen Haltepunkt"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Falk schrieb am

    Das Engagement ist wirklich gut und zu begrüßen und ist hoffentlich von Erfolg gekrönt, doch warum hat man sich nicht engagiert, das die oberen Bahnsteige an der Strecke nach Kohlfurt wieder errichtet werden?? Ich verstehe nicht warum sich örtliche Politiker immer erst engagieren, wenn alle Messe gelesen sind?? Die Planungen für die Strecke laufen schon x Jahre und ein Einspruchsrecht gegen den Planfeststellungsbescheid hat die Kommune auch, auch dort hätte man so etwas reklamieren können. Und dann muss man sich auch mal mit den Bundestagsabgeordneten des entsprechenden Wahlkreises zusammen setzen auch wenn die einem vielleicht politisch nicht schmecken. Aber da können scheinbar viele nicht über Ihren Schatten springen, vom Wehklagen in den Medien allein ist noch nie was passiert.

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