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Kirchen bereiten sich auf Heiligabend vor

Kirchen bereiten sich auf Heiligabend vor

Gottesdienste zum Heiligen Abend finden auch in Zeiten der Corona-Krise statt. Ob uns jedoch eine weiße Weihnacht beschert wird, bleibt abzuwarten. Foto: Jens-Michael Bierke

Klassische Krippenspiele in großer Besetzung ohne Mindestabstände oder Mund-Nase-Bedeckung sind in diesem Jahr Fehlanzeige. Wer an Heiligabend einen Gottesdienst besuchen möchte, braucht zudem in vielen Fällen ein Platzticket. Corona fordert auch zum Fest der Liebe seinen Tribut.

Region. Kürzere Gottesdienste und Christvespern ohne Gesang – auf diese Weise soll im Corona-Jahr die Ankunft des Herrn in den Kirchen gefeiert werden. Im Einzugsbereich der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen gibt es eigenen Angaben zufolge sowohl Kirchgemeinden, die am Heiligabend mehrere Christvespern mit vorheriger Anmeldung, mit Mindestabstand, Personenzahlbegrenzung und Mund-Nasen-Bedeckung anbieten als auch solche, die ihr Gotteshaus von den Nachmittagsstunden an bis in den Abend hinein einfach für Besucher öffnen – natürlich ebenfalls mit Abstand, Kontaktnachverfolgung und Schutzmaske.

In einer im Internet abrufbaren Übersicht hat der Kirchenbezirk Bautzen-Kamenz alle Orte zusammengetragen, an denen Gottesdienste und Christvespern abgehalten werden. Dieser lassen sich ebenso die Anfangszeiten und spezielle Bedingungen entnehmen, unter denen die Zusammenkünfte stattfinden.

Darüber hinaus lässt sich der Liste entnehmen, wo unter den aktuellen Umständen Krippenspiele aufgeführt werden. Dazu erklärte Tabea Köbsch vom Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamt Sachsens: „Wenn in Christvespern ein Krippen- oder Weihnachtsspiel stattfinden soll, muss es der Situation gerecht werden. Daher sollten Stücke entsprechend verändert werden. Zu empfehlen sind Spiele mit kleiner Besetzung, die Szenengruppen in Familien zulassen oder mit Abstand gespielt und geprobt werden können. Durch einzelne Szenengruppen treffen sich auch in Proben nur einzelne Personen und Kontakte können reduziert werden.“ Es wurden und werden darüber hinaus auch verschiedene Krippenspiele aufgezeichnet, die zu Weihnachten auf den Internetseiten der jeweiligen Kirchgemeinden abrufbar seien.

Katholische Gotteshäuser öffnen ebenso

Auch die katholischen Pfarreien im Bistum Dresden-Meißen haben sich nach Auskunft des Bischöflichen Ordinariats eine Reihe an Möglichkeiten einfallen lassen, um die Weihnachtstage für möglichst viele Menschen zu einem guten Fest werden zu lassen. So könne zum einen die Zahl der Gottesdienste und Andachtsformate in den Kirchen erhöht werden. Daher würden an einigen Orten die ersten Feiern auch früher als gewohnt beginnen. Planungen würden zudem Offene Kirchen vorsehen, die teilweise mit Stationen im Kirchenraum oder auf dem Gelände rings um die Kirche besinnlich gestaltet werden.

Dazu gehören den Angaben zufolge Musik – Instrumentalklänge und auch Kantoren- oder Scholagesang mit bis zu vier Personen sind laut Bistumssprecher Michael Baudisch unter Beachtung des Infektionsschutzes gestattet –, das Lesen des Weihnachtsevangeliums, ein persönlicher Segen oder das Gebet vor der Krippe.

Bischof Heinrich Timmerevers sagte: „Wir schließen unsere Kirchen für diejenigen auf, die in dieser schwierigen Zeit im Gottesdienst Besinnung, Hoffnung und Zuversicht suchen. Das haben wir auch aus der Debatte um Ostern gelernt: Kirchen müssen offenbleiben. Es ist unser Dienst für die Menschen. Dieses Jahr ist Weihnachten ein Spagat der Nächstenliebe. Wir bieten vor Ort Gottesdienste an und ermöglichen gleichzeitig, dass man auch aus guten Gründen über Fernsehen und Internet mitfeiern kann. Die Entscheidung, in die Kirche zu gehen oder zu Hause mitzufeiern, können wir keinem abnehmen.“

Darüber hinaus halte das Bistum auf seiner Internetseite einen „Ideenkoffer“ bereit. Dieser biete Familien und Kindern eine Vielzahl an Ideen, um sich die Advents- und Weihnachtstage entsprechend zu gestalten.

Großharthau setzt auf Vorzüge der Digitalisierung

Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Großharthau hat sich indes voll und ganz dem Internet und anderen alternativen Kommunikationsmitteln verschrieben. „Am Heiligen Abend verzichten wir auf einen Gottesdienst in der Kirche“, teilte Pfarrer Benjamin Stahl auf Anfrage mit. Stattdessen wird den Gläubigen ein Wohnzimmergottesdienst angeboten, der online in die eigenen vier Wände übertragen wird. „Dieser ist nicht sehr professionell“, räumt der Geistliche ein. Dafür sei er herzlich. „Wir beginnen damit, dass wir es uns gemütlich machen und den Adventskranz entzünden. Es folgt die Einladung zum Psalmgebet und zum Gesang im eigenen Wohnzimmer. Die Texte kann man auf dem Bildschirm sehen und die Klaviermusik samt Gesang wird live übertragen. Dann gibt es eine Geschichte für die Kinder. Nach diesem Programm folgen die Predigt, ein gemeinsames Gebet, die Fürbitte und der Segen, der auf bestimmte Art gemeinsam gesprochen wird.“

Unterdessen versichert Benjamin Stahl, dass sich die Gemeinde die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Doch, so der Pfarrer: „Der Zustand des Gesundheitssystems in unserem Landkreis und die Arbeit, die dort getan wird, sprechen jeder für sich eine eigene Sprache. Wir wollten nicht dazu beitragen, dass sich das noch mehr verschlimmert.“ Und weiter: „Wir mühen uns, die Weihnachtsbotschaft auf anderen, sicheren Wegen in die Häuser und Herzen zu tragen. Es wird einen Weihnachtsbrief mit einer möglichen Andacht und eine selbst gemachte Audio-CD geben. Unsere Kapazitäten für die CD sind nicht sehr groß, uns liegen aber diejenigen am Herzen, die wir digital nicht erreichen können und die nicht mit anderen zusammen feiern können.“

Die digitalen Wohnzimmergottesdienste biete die Kirchgemeinde bereits seit dem zweiten Advent mit Hilfe eines speziellen Computerprogrammes an. Um diese mitverfolgen zu können, bedarf es lediglich einer Anmeldung per E-Mail im Pfarramt. „Am Morgen des Tags der Übertragung kommt dann ein Link, über den sich der Gottesdienst mitverfolgen lässt.“ Auch am Heiligabend, wenn 16.00 Uhr die Übertragung startet, sei die digitale Teilnahme auf 100 Endgeräte begrenzt. Insofern Familien gemeinsam ein Endgerät benutzen, sollte diese Kapazität jedoch ausreichen. Davon geht Benjamin Stahl fest aus. In dem Kontext muss er aber auch konstatieren: „Auf einem anderen Blatt steht der Zustand der Leitung. Hin und wieder haben wir Probleme mit der Uploadgeschwindigkeit.“ Der Glasfaserkabelanschluss, der diesem misslichen Umstand ein Ende bereiten würde, lässt derzeit noch auf sich warten. Dessen Realisierung wird nach den Worten des Pfarrers offenbar erst im kommenden Jahr erfolgen.

Roland Kaiser / 20.12.2020

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