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Landkreis in Teilen „endlagerfähig“

Landkreis in Teilen „endlagerfähig“

Das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) hat auf seiner Karte – grün markiert – mögliche Endlagergebiete in Sachsen ausgewiesen. Grafik: LfULG

Region. Das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfLUG) hat den Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) zu den Teilgebieten in Sachsen geprüft und am Mittwoch eine Fachstellungnahme veröffentlicht. Anlass waren die von der BGE im September 2020 bekanntgegebenen potenziellen Gebiete in Deutschland, die allein aufgrund ihrer geologischen Gegebenheiten grundsätzlich als Endlager für hochradioaktive Abfälle in Frage kommen.

Für das Gebiet des Freistaates Sachsen sind von der BGE Teilgebiete mit einer Gesamtfläche von 11.526 Quadratkilometern ausgewiesen worden. Die fachliche Prüfung durch den Staatlichen Geologischen Dienst des LfULG ergab, dass circa 6.155 Quadratkilometer dieser Gesamtfläche nicht die erforderlichen Kriterien nach dem Standortauswahlgesetz erfüllen. Die Abweichung liege darin begründet, dass die Wirtsgesteine Steinsalz, Tongestein und Kristallingestein in einigen Regionen der in Sachsen ausgewiesenen Teilgebiete nicht vorkommen, so eine Behördensprecherin. Bei einer entsprechenden Korrektur würde sich die Fläche der potenziellen Teilgebiete in Sachsen von aktuell 62 auf 29 Prozent der Landesfläche reduzieren.

Auch im Landkreis Bautzen gelten größere Gebiete als plausibel. In dem Zusammenhang schwant unter anderem dem Großpostwitzer Bürgermeister Markus Michauk nichts Gutes. Auf der Internetseite der Gemeinde schrieb er: „Dass wir auf eine ‚strahlende Zukunft’ hoffen, kann in einen gänzlich anderen Kontext geraten, wenn wir es mit dem Stichwort ‚Suche nach einem atomaren Endlager’ in Verbindung bringen. Nachdem der lange damit scheinbar verknüpfte Ort Gorleben hierfür nicht mehr in Betracht kommt, ist eine neue Phase der Endlagersuche eingeläutet. Und auch Sachsen – konkret der ‚granitene Grund’ der Oberlausitz – steht im Fokus des Auswahlprozesses.“ Und darum gehe es: „Deutschland hat der Energiegewinnung aus Atomkraft abgeschworen. Sämtliche Atommeiler befinden sich im Abschaltmodus. Ihre Hinterlassenschaften müssen sicher ‚endgelagert’ werden. Aufgrund der hierfür errechneten Halbwertzeiten von bis zu einer Million Jahren soll der Endlagerort ein absolut sicherer sein. Es gilt, die Hinterlassenschaft von derzeit 16 Zwischenlagern in Deutschland an einem Ort zusammenzufassen. Die Einlagerung wird wohl erst ab etwa 2050 beginnen und vielleicht 2075 abgeschlossen werden, doch der Auswahlprozess für den Endlagerstandort läuft.“

Ebenso besteht im in der Gemeinde Malschwitz gelegenen Kleinbautzen die Sorge, dass in unmittelbarer Nachbarschaft des etwa 400-Seelen-Dorfes das Endlager errichtet werden könnte – und zwar auf dem Gelände eines noch aktiven Steinbruchs. Auch deshalb gibt es bereits in Teilen der Bevölkerung den Wunsch, das UNESCO Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft auszuweiten. Erst vor wenigen Wochen sagte diesbezüglich Jan Peper, Referatsleiter Gebietsentwicklung und Naturschutz, auf Anfrage dem Oberlausitzer Kurier: „Ich gehe davon aus, dass solch ein großer bergbaulicher Eingriff in einem Biosphärenreservat nicht genehmigungsfähig wäre.“

Hingegen versucht Burkhard Beyer, Sprecher des Sächsischen Umweltministeriums, die Gemüter zu beruhigen. „Zunächst geht es derzeit nicht um Standorte sondern um Gebiete. Vor allem aber soll ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle in tieferen Gesteinsformationen, mindestens 300 Meter unter der Erdoberfläche entstehen. Somit kommen Steinbrüche als Endlager an der Oberfläche von Vorneherein nicht in Frage.“ Weiter sagte er auf Anfrage: „In der letzten Phase schlägt die BGE auf Grundlage der dann vorliegenden Erkenntnisse den Standort für ein Endlager für radioaktive Abfälle vor. Die Entscheidung über diesen fällen letztendlich Bundestag und Bundesrat.“

Roland Kaiser / 31.01.2021

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