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Mauerfonds hilft beim „Mauerbau zu Görlitz“

Mauerfonds hilft beim „Mauerbau zu Görlitz“

Fröhliche Runde beim Baubeginn für die neue Tierpark-Umzäunung: Bundestagsabgeordneter Michael Kretschmer (CDU) gräbt das erste Loch fürs Fundament. A

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Vor der Tierparkvilla ist schon ein Teil der neuen Mauer zu sehen. Sie ist Bestandteil der 1.000 Meter langen Tierpark-Umzäunung. Foto: fum

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Die auf den 15. Juni 1961 folgenden Ereignisse straften den damaligen DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht Lügen. Helfen aber gleichzeitig heute dabei, im Görlitzer Tierpark ein neues „Bollwerk“ hochzuziehen. Eine „gute Mauer“, wie CDU-Mann Michael Kretschmer findet.

Görlitz. Drei Jahre von der Idee bis zum Baubeginn hat es gedauert, bis nun endlich Anlauf genommen werden kann für die neue Umzäunung des Tierparks Görlitz. Zwei Jahre davon waren notwendig, um Genehmigungsverfahren durchzuboxen, Probebohrungen durchzuführen und die Kommunikation mit den Nachbarn der zoologischen Einrichtung zu einem guten Ende zu bringen. Nun hat der „Mauerbau zu Görlitz“ endlich begonnen. Und jeder, der damit zu tun hat, freut sich darüber. „Endlich“, ist die einhellige Meinung.
Vor allem Tierparkchef Dr. Sven Hammer hat jahrelang dafür gekämpft und erst einmal die Notwendigkeit für das Bauprojekt dargelegt. Immer wieder war es in den vergangenen Jahren zu Diebstählen auf dem Areal an der Zittauer Straße gekommen.


Im vergangenen Jahr waren es zwölf Delikte, ein Jahr zuvor sogar 25. Kupferdachrinnen waren ebenso begehrtes Diebesgut wie metallene Mülleimer und andere wiederverwertbare Materialien.
Aber auch vierbeinige Räuber hatten ihre wahre Freude daran, dass der in die Jahre gekommene Zaun immer größer werdende Lücken und Löcher aufwies: Füchse machten in den Nachtstunden Jagd auf die gefiederten Bewohner des Görlitzer Tierparks.


Die Störche der Einrichtung mussten deshalb zur „Schlafenszeit“ regelmäßig in eine Behausung getrieben werden, an ein normales Brutgeschäft war unter diesen Umständen nicht zu denken.
Es blieb also nichts weiter übrig, als intensiv für eine neue Einfriedung zu kämpfen, die den zwei- und vierbeinigen Ganoven wirksamen Widerstand bietet.


Hinzu kam im Laufe der Zeit auch noch ein anderer Umstand, der das Bauvorhaben des Görlitzer Tierparks sogar zu einem Vorreiter macht.

Die Europäische Union erließ die Verordnung, dass in Tiergärten gehaltene invasive Arten daran zu hindern sind, auszubrechen und durch ihr Freileben den natürlich in der Region vorkommenden Tieren den Lebensraum streitig zu machen. Der neue Zaun muss also auch diese Aufgabe erfüllen und wird den Naturschutz-Tierpark der Neißestadt zum ersten nach EU-Norm eingezäunten Zoo in ganz Sachsen machen.


Hilfe kam in dieser Situation von einer Seite, die vielfach überhaupt nicht bekannt sein dürfte – vom Mauerfonds. Der besteht seit mittlerweile 25 Jahre und verwertet Grundstücke, auf der die von Walter Ulbricht veranlasste Mauer gestanden hat. Jedes Jahr wird so eine gewisse Summe Geld eingespielt, das den ostdeutschen Bundesländern zugute kommt. Die Verbindung zu dieser Finanzquelle stellte der Görlitzer Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer her – nicht ahnend, dass auch nach der Zusage noch etliche bürokratische Hindernisse zu überwinden waren. Letzten Endes kamen die veranschlagten Baukosten von 285.000 Euro jedoch zusammen, die Stadt Görlitz übernahm den notwendigen Eigenanteil von 50.000 Euro. Der Tierpark muss allerdings noch etliche Eigenleistungen erbringen, um im vorgesehenen Kostenrahmen zu bleiben.


So entsteht bis voraussichtlich Ende Juli eine glatte, blickdichte, 2,50 Meter hohe und 1.000 Meter lange Umzäunung, die je nach Ort als Zaun, Mauer oder Palisade ausgeführt ist, für die 300 Fundamente gegossen und elf Höhenmeter überwunden werden müssen. In der Regel wird es ein 1,50 Meter hoher Stabgitterzaun sein, an den sich oberhalb ein ein Meter breiter Blechstreifen anschließt, der wiederum mit einem Überhang versehen ist, der mit Elektroenergie in Weidezaunfrequenz gespeist wird.


Wie wichtig dieses Vorhaben für den Görlitzer Tierpark ist, macht auch der gute Ruf deutlich, den die Einrichtung inzwischen bei internationalen Zoo-Experten genießt. So fand erst kürzlich in Breslau (Wroclaw) eine Tagung von Zoo-Designern statt. 50 der 250 Teilnehmer wollten zum Abschluss nur eins: Sich den Tierpark in der Neißestadt anschauen und Anregungen zum Miteinander von Zootieren und Besuchern mit nach Hause nehmen. „Das waren Vertreter aus 14 Nationen. In Japan, China, Russland, Amerika und einigen anderen Ländern spricht man jetzt über uns“, frohlockt Sven Hammer über den erhöhten Bekanntheitsgrad. Mit dem „Mauerbau zu Görlitz“ wird das Tierpark-Erlebnis in der Neißestadt bald noch sicherer.

Frank-Uwe Michel / 22.04.2017

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