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Museen machen sich im Lockdown schick

Museen machen sich im Lockdown schick

Das Techn. Museum der Bandweberei in Großröhrsdorf bereitet während des Lockdowns eine neue Sonderausstellung vor. Zu sehen ist dabei auch der Nachbau einer Vier-Säulen-Dampfmaschine – hier vorgeführt von Patrick Zöllner. Foto: Stadt Großröhrsdorf

In dieser Woche hat der Freistaat Sachsen seinen Corona-Lockdown bis Mitte Februar verlängert. Das bedeutet, dass auch die Museen in der Region weiterhin keine Gäste empfangen dürfen. Doch was passiert in den Häusern fernab des Besucherverkehrs? Der Oberlausitzer Kurier hat sich umgehört.

Region. Die gute Nachricht vorab: Trotz der monatelangen Zwangspause müssen Museumsmitarbeiter hierzulande nicht Däumchen drehen. Bewahrende sowie dokumentierende und forschende Arbeiten konnten während der pandemiebedingten Schließung der Ausstellung intensiviert werden, meint unter anderem der Leiter vom Museum Bautzen, Jürgen Vollbrecht. „Wir arbeiten derzeit daran, in nächster Zeit endlich die ersten Bereiche der Sammlung online zugänglich zu machen“, erklärt er in dem Zusammenhang. „Ferner entstehen mehrere Publikationen, an denen einige Mitarbeitende arbeiten. Auch verbessern wir die Lagerungsbedingungen einiger Bereiche der Textilsammlung des Museums Bautzen. Zudem führen wir momentan Arbeiten durch, die wir bei geöffnetem Haus gar nicht in der jetzt möglichen Intensität machen könnten. So widmet sich eine Arbeitsgruppe der Reinigung ausgewählter Ausstellungsbereiche.“ In der Dauerausstellung würden darüber hinaus neue Ausstellungsbereiche entstehen. „Handwerker werden zusätzlich gelegentlich für kleinere notwendige Umbaumaßnahmen hinzugezogen. Auch gehen wir konsequent der Provenienzforschung nach. Insbesondere werden Daten aufbereitet, die in die Lost Art-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste in Magdeburg eingestellt werden. Wir sind darauf vorbereitet, auch mit neuen Sonderausstellungen zu starten, sobald die Situation dies erlaubt“, meint Jürgen Vollbrecht. „Meine persönliche Vermutung ist dabei, dass wir erst im Sommer wieder eine Sonderausstellung zeigen werden. Dies wird eine sehenswerte Exposition zu Johann George Schreiber sein, der bekanntlich am Anfang des 18. Jahrhunderts im Abstand von wenigen Jahren zwei detailreiche Stadtansichten aus einer imaginären Beobachtungsposition schräg über der Stadt in Kupfer stach und druckte, auf der jedes Haus einzeln erkennbar ist. Alle anderen geplanten Ausstellungen, die wir vorher nicht zeigen können, die wir aber vorbereitet haben, werden dann auf spätere Termine verschoben.“

Großröhrsdorfer machen Gurtwebstuhl und Dampfmaschinen flott

Dass hinter den Kulissen keine Langeweile „geschoben“ werden muss, kann Anja Erler, Sprecherin der Stadt Großröhrsdorf, in Bezug auf das in der Kommune ansässige Technische Museum der Bandweberei nur allzu gut unterstreichen. „Es stehen vielfältige Aufgaben an, für die im normalen Museumsbetrieb meist wenig Zeit bleibt. So wird beispielsweise das vorhandene Archiv digitalisiert“, legt sie dar.

Museumsmitarbeiter Patrick Zöllner sichert mit Unterstützung eines Minijobbers Objekte, fotografiert, dokumentiert und bearbeitet diese wissenschaftlich und bereitet sie für die Veröffentlichung in Ausstellungen und Publikationen vor. Des Weiteren würden beide Sonderausstellungen initiieren. Das bereits umgesetzte Hygienekonzept werde für den Fall, dass sich wieder Besucher im Haus begrüßen lassen, weiter optimiert. In dem Zusammenhang seien unter anderem die Laufwege neu auszuschildern.

Im ersten Corona-Jahr schauten sich vor Ort 1.058 Neugierige um. 2019 waren es 1.388 – ein Rekord, wie Anja Erler weiß. Daran möchte die Museumsmannschaft perspektivisch gesehen auch gern wieder anknüpfen. „Aktuell wird durch den Museumsverein Großröhrsdorfer Industrie- und Bandmuseum e.V. ein historischer Gurtwebstuhl aus der ehemaligen Firma Johann Gottfried Schöne wieder funktionsfähig aufgearbeitet und im Museum aufgebaut. Des Weiteren ist ein Umbau des Foyers sowie eine Umgestaltung des Außenbereiches in Planung. Vorhandene Vitrinen werden erweitert, um zusätzliche historische Bandmuster zu präsentieren.“

Sie lässt nicht unerwähnt, dass sich gleichzeitig eine Sonderausstellung zum Thema „Die Geschichte der Kraftmaschinen im Modell“ im Aufbau befindet. „Dazu zeigt das Museum 40 selbst gebaute Modelle verschiedener Dampf-, Heißluft- und Verbrennungsmaschinen.“ Diese funktionsfähigen Modelle und Motoren habe Joachim Schurig gefertigt. Den Großröhrsdorfer hatte es einst nach Niedersachsen verschlagen, wo er bislang seine Arbeiten einem interessierten Publikum präsentierte.

Sorbisches Museum bewältigt Umzug und Sanierung

Die Mannschaft des Sorbischen Museums ist nach Auskunft von Sprecherin Monika Oschika ebenfalls gut beschäftigt. Ein Teil des Teams werde für Umzugsarbeiten benötigt. Das Depot mit Exponaten aus den verschiedenen Sammlungsbereichen ziehe etappenweise an die Löbauer Straße um. Dort hatte der Landkreis, in dessen Trägerschaft sich auch das Museum befindet, ein Gebäude erworben und dieses einer Verjüngungskur unterziehen lassen. In dem Zuge entstanden vollklimatisierte Räumlichkeiten für die Einrichtung. Für das Gesamtprojekt, wobei das Depot des Sorbischen Museums nur ein Baustein darstellt, stünden im Kreishaushalt insgesamt rund 4,5 Millionen Euro zur Verfügung, wie eine Sprecherin des Landratsamtes mitteilte. Aktuell seien davon rund 3,2 Millionen investiert worden. Auch die Werkstätten des Bautzener Theaters haben dort ein neues Dach über dem Kopf gefunden, um einen weiteren Nutzer der Immobilie anzuführen.

„Gleichzeitig geht im Hintergrund der Museumsbetrieb normal weiter“, betont indes Monika Oschika. Sonderausstellungen würden organisiert und Expositionen im Ausland koordiniert. „Darüber hinaus ist die Homepage des Sorbischen Museums überarbeitet und ein Museumsshop eingerichtet worden“, führt sie weitere Aufgaben auf, die in den zurückliegenden Wochen anstanden. Das Haus selbst bleibe zunächst bis Ende Februar geschlossen. Wenn es aber erst einmal wieder seine Türen öffnen darf, erwartet die Gäste unter anderem ein neu hergerichteter Festsaal. Dort ist das Parkett in Schuss gebracht worden. Dazu mussten sämtliche Gemälde von den Wänden abgenommen sowie die Vitrinen, diverses Mobiliar und auch der Flügel vorübergehend anderswo untergebracht werden, erinnert sich die Museumssprecherin. Sie und das gesamte Team freuen sich bereits auf möglichst zahlreiche Besucher. Zuletzt schauten sich 7.180 Gäste im Haus auf der Ortenburg um. 2019 waren es mehr als doppelt so viele.

Kamenzer Museum setzt auf Online-Führungen

Eine gewisse Erwartungshaltung gibt es auch im am Kornmarkt gelegenen Museum Bautzen. Dort schauten sich vor zwei Jahren 15.000 Besucher um, 2020 nutzte die Gelegenheit sicherlich coronabedingt ein Drittel davon. „Wir werden, wie bereits im vergangenen Sommer, stets auf eine strenge Umsetzung der notwendigen Regeln zur Vermeidung von Infektionen achten“, versichert Jürgen Vollbrecht. „Ich bin in einem medizinisch gebildeten Umfeld aufgewachsen und mir ist der Ernst der Situation nur allzu klar. Davon werden alle Besucherinnen und Besucher profitieren.“ Aus anderen Museen im Landkreis war indes Ähnliches zu vernehmen.

Solange wollte die Kamenzer Mannschaft vom Museum der Westlausitz nicht warten. Sie hat eigenen Angaben zufolge zu Jahresbeginn Neuland betreten. Interessierte werden seitdem vom Fachpersonal via Online-Videokonferenz durch die Sonderausstellung „Das Ende der Steinzeit – die ersten Bauern in der Lausitz“ geführt. Die nächste Möglichkeit dafür besteht am Samstag, 21. Februar, 14.00 Uhr. Eine Anmeldung im Vorfeld erfolgt per E-Mail – und zwar bis eine Stunde vor Beginn des virtuellen Rundganges. Die Schau selbst ist bis zum 10. April 2021 verlängert worden.

Bereits am Dienstag, 9. Februar, 19.00 Uhr lässt sich auf gleiche Weise das Angebot „Am Beginn einer neuen Epoche – von der Steinzeit zur Bronzezeit“ mit Archäologin Jasmin Kaiser live am Bildschirm mitverfolgen. Wer sich das nicht entgehen lassen möchte, sollte über den digitalen Weg ebenfalls bis eine Stunde vor Beginn seine Teilnahme bekunden.

Roland Kaiser / 30.01.2021

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