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Neue Ausstellung: Die dünne Haut der Erde

Neue Ausstellung: Die dünne Haut der Erde

Die Ausstellung beinhaltet viele interaktive Stationen – wie hier Museumsdirektor Prof. Willy Xylander demonstriert.

Görlitz. Die Zoologie des Bodens bildet für das Görlitzer Senckenberg-Museum für Naturkunde den wichtigsten Forschungsgegenstand. Bereits zum dritten Mal hat die Einrichtung eine Ausstellung konzipiert, die sich mit dem vielfältigen Geschehen unter unseren Füßen befasst. Sie steht unter dem Motto „Die dünne Haut der Erde“ und ist ab sofort bis zum 8. Januar 2017 im Haupthaus des Museums am Marienplatz zu sehen.

Die Haut der Erde ist dünn. Und sie ist verletzlich. Deutlich wurde dies am 8. April 2011 auf der Bundesautobahn 19 bei Rostock, als eine Staubhose in sprichwörtlicher Windeseile die Fahrbahn in undurchdringlichen Nebel hüllte. Die Folge war eine Serie von schweren Unfällen, die zehn Tote und fast hundert Verletzte forderte.
„Ja, die Bodenerosion macht uns zunehmend zu schaffen“, meint Prof. Willy Xylander. Der Direktor des Senckenberg-Museums für Naturkunde meint mit „wir“ in diesem Zusammenhang nicht nur die Menschheit, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt. Wenn fruchtbarer Mutterboden, sei es durch Übernutzung oder zunehmende Trockenheit, ausdörrt, dann entstehen Probleme, die sich – anders als auf der A 20 – zumeist nicht offensichtlich präsentieren. Dem Phänomen der Bodenerosion widmet sich ein ganzer Ausstellungsteil, den die Macher als „Kammer des Schreckens“ bezeichnen. „Wir wollen Sensibilität für dieses wichtige Thema wecken, das Auswirkungen auf uns alle hat“, betont Willy Xylander. Und so kann der Besucher neben vielem anderen in einer Videosequenz noch einmal erleben, was der aufgewirbelte Boden damals auf der Autobahn anrichtete.

Doch natürlich beschränkt sich das Ausstellungskonzept nicht nur auf düstere Aspekte. Haben doch die Görlitzer Senckenberg-Forscher in den vergangenen Jahrzehnten auf der ganzen Erde umfangreiches Wissen über den Boden und das, was in ihm kriecht und wächst, zusammengetragen.

Selbst in der Antarktis waren sie unterwegs, wo sie untersuchten, wie durch den zunehmenden Tourismus fremde Arten in diesen Lebensraum eindringen und dessen – durchaus vorhandenes – Ökosystem verändern. Doch nicht nur in die Ferne zieht es die Görlitzer Wissenschaftler: So erkundeten sie am Rande des Tagebaus Nochten, wie sich Arten auf den ausgelaugten Böden ansiedeln. Über all dies und noch viele weitere Forschungsprojekte gibt ein weiterer Ausstellungsteil, die „Kammer des Wissens“, Auskunft.

Noch zwei weitere „Kammern“ umfasst die Ausstellung: Die „Kammer des Lebens“ mit Fokus auf die im Boden lebenden Tiere und die „Kammer der Krümel“, die über die verschiedenen Bodentypen Auskunft gibt. Und am Ende des Ausstellungsrundgangs steht keine Kammer, sondern ein „Gang“: Der „Gang der Hoffnung.“
„Wir wollen die Besucher nicht deprimiert von der Kammer des Schreckens aus unserer Ausstellung entlassen“, erklärt Willy Xylander. „Vielmehr wollen wir zeigen, dass der Mensch, der an der Zerstörung des Bodens beteiligt aus, auch viel zu seiner Rettung beitragen kann.“

So wie es die hier vorgestellten „Visionäre“ bereits tun, die sich um den dringend notwendigen Schutz der Böden kümmern. Denn: Die Haut der Erde ist dünn …

Uwe Menschner / 22.06.2016

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