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Plädoyer für den ländlichen Raum

Plädoyer für den ländlichen Raum

Gruppenfoto mit Millionen: Staatssekretär Herbert Wolff (re.) übergibt den Förderscheck an Udo Witschas, flankiert von Schulleiterin Sigrun Kreher und zwei Schülerinnen.

Die Finanzierung des zweizügigen Ausbaus der Oberschule Königsbrück ist gesichert. Und sie muss noch nicht das Ende der Entwicklung bedeuten. Denn: Die Schülerzahlen steigen weiter.

Königsbrück. Nach der Erweiterung ist vor der Erweiterung: Der Landkreis Bautzen kann die Oberschule Königsbrück zweizügig ausbauen. Herbert Wolff, Staatssekretär im sächsischen Kultusministerium, hat vor wenigen Tagen den entsprechenden Fördermittelbescheid über 1,9 Millionen Euro an den ersten Beigeordneten des Bautzener Landrates, Udo Witschas, übergeben. Dabei war erst unlängst eine erste Ertüchtigung des Schulstandortes abgeschlossen worden, die den regulären einzügigen Betrieb ermöglicht. Zuvor konnte dieser nur durch Container sowie die Umlenkung von Schülern an benachbarte Schulen abgesichert werden. Doch letztere Option steht nicht mehr zur Debatte: „Die Schulen im Westraum unseres Kreises sind dicht bis unters Dach“, so Udo Witschas. Dies ist laut Staatssekretär Wolff Ausdruck einer Entwicklung, die er so zusammenfasst: „Die ursprünglichen Bevölkerungsprognosen für den Freistaat Sachsen waren falsch.“ Der Rückgang der Einwohnerzahl vollziehe sich bei weitem nicht so schnell, wie angenommen: War man zunächst davon ausgegangen, dass diese bereits 2020 unter 4 Millionen sinkt, so rechne man jetzt erst um 2030 damit. 

Doch dies ist wie gesagt die Entwicklung in ganz Sachsen. Für die Metropolen Leipzig und Dresden mit ihren „Speckgürteln“ gelten noch ganz andere Parameter: „Der Siedlungsdruck aus Dresden in die umliegenden Gemeinden ist hoch. Und das spüren wir auch in unserem Landkreis“, so Udo Witschas. Und der Königsbrücker Bürgermeister Heiko Driesnack (CDU) bestätigt: „Es hat eine Weile gedauert, doch mittlerweile gehören auch wir zu diesem Gürtel um Dresden.“ 2018 sei die Einwohnerzahl Königsbrücks um 100 gewachsen, und diese Tendenz halte an. „Wir setzen alles daran, um für unsere Neubürger attraktiv zu sein, und da gehört die Schullandschaft mit dazu“, betont das Stadtoberhaupt. Und räumt ohne Umschweife ein: „Allein hätten wir das als Kommune nicht stemmen können.“ Denn bereits für die Ertüchtigung des jetzigen Schulstandortes am Stadtrand, die durch die Feststellung erheblicher Bauschäden am ursprünglichen Schulgebäude in der Innenstadt notwendig geworden war, musste der Landkreis Bautzen circa 3,7 Millionen Euro aufwenden. Und Staatssekretär Herbert Wolff gibt die große Linie vor: „Der Schulhausbau ist ein Plädoyer für den ländlichen Raum, denn dadurch stärken wir seine Attraktivität.“ 
Ein anderes Kriterium für diese, so Heiko Driesnack, sei der Nahverkehr: „Dort läuft es zurzeit nicht so gut, aber wir sind dran“ kommentiert er den Umstand, dass Königsbrück auch nach der Neuvergabe des Bahnverkehrs an die Mitteldeutsche Regionalbahn nur über Schienenersatzverkehr mit Dresden verbunden ist.
Mit der jetzt beginnenden Investition muss das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. Beigeordneter Udo Witschas schließt in der Perspektive selbst eine Dreizügigkeit der Oberschule Königsbrück nicht aus. „Eine solche Entscheidung will aber gut überlegt sein“, betont er. Denn „schlimmer“ als die Beschulung in Containermodulen sei eine überdimensionierte, in Teilen leer stehende Schule: „Dann wird uns Verschwendung von Steuergeldern vorgeworfen.“ Dass die Entwicklung auch in die andere Richtung gehen könne, zeigten Beispiele aus anderen Teilen des Landkreises: „In den zweizügig angelegten Oberschulen Lohsa und Cunewalde werden die neuen 5. Klassen einzügig geführt.“ Davon allerdings ist der an Dresden grenzende Teil des Kreises Bautzen weit entfernt. Um mit der Entwicklung der Schülerzahlen Schritt zu halten, hat der Landkreis jetzt sogar die Schulnetzplanung von der des Gesamtkreises abgekoppelt. 

Darin enthalten sein wird auch eine Maßnahme, die noch vor wenigen Jahren als völlig undenkbar galt: Die Reaktivierung eines zwischenzeitlich geschlossenen Standortes. In Arnsdorf soll dies geschehen – und für eine Entlastung der umliegenden Standorte sorgen. Und noch eine weitere Großinvestition in das Schulnetz plant der Landkreis Bautzen: Einen völlig neuen Oberschulstandort in Baruth (Gemeinde Malschwitz), der den gesamten Landkreisteil östlich von Bautzen abdecken soll. Hierfür sind bis 2022 knapp 9 Millionen Euro vorgesehen.

Uwe Menschner / 20.11.2019

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