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Rothenburg setzt zum 750. auf den Fußball

Rothenburg setzt zum 750. auf den Fußball

V.l.n.r.: Reinhold Röhle, Bürgermeisterin Heike Böhm, Maik Seifert und Volker Wollert. Die Rothenburger bereiten zum 750. Stadtjubiläum als eine Attraktion ein Fußballspiel vor, bei dem der Spielball von Zielfallschirmspringern geliefert wird. Foto: tsk

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Die Rothenburger dürfen sich am 4. August auf große Namen aus der DDR-Oberliga und DDR-Nationalmannschaft freuen. Foto: 1. RSV

Die Stadt Rothenburg feiert dieses Jahr das 750. Jubiläum ihrer ersten Erwähnung. Die Feierlichkeiten ließen sich auch überschreiben mit „Königs Fußball regiert die Welt“. Pressevertreter wurden am 15. März über den derzeitigen Planungsstand informiert.

Rothenburg. „Wo Blumen blühen lächelt die Welt“ – mit einem Fassadenwettbewerb unter diesem Motto macht das Amtsblatt der Stadt Rothenburg sowie von Hähnichen, der Neue Rothenburger Anzeiger“, die Märzausgabe auf. Bürgermeisterin Heike Böhm stellte die erhoffen blumigen Grüße auch an den Anfang ihrer Ausführungen zu den geplanten Jubiläumsfeierlichkeiten.

Das Herz der Stadt um Marktplatz, Priebuser Straße, Görlitzer Straße, Brunnengasse, Bahnhofstraße und Grabenstraße soll Einwohnern und Gästen im Jahr des großen Jubiläums „ein Lächeln entlocken“.

Das ganze fügt sich auch in ein wichtiges Credo ein: „Öffentliche Budgets sind immer knapp bemessen, da es ja um Steuergelder geht“. Also ruht eine – nennen wir es angenehme – Last auf den Anwohnern in der Innenstadt, die mit blumig geschmückten Eingangstüren und Fensterbrettern für einen repräsentativen Rahmen in der guten Stube der Stadt sorgen sollen oder dürfen. Auch wenn alles Blühende Wertschätzung erhalten soll, so werden unter Federführung der früheren Betreiberin des Blumenladens auf der Priebuser Straße, Doris Schilling, „die schönsten Ergebnisse zum Sommerfest prämiert“, so Bürgermeisterin Heike Böhm. Dem Gewinner winkt bei der Preisverleihung auf der Bühne ein Gutschein des Rothenburger Raiffeisenmarktes.

Ein wenig hat man sich bei der Idee vom Tourismusmagnet Rothenburg ob der Tauber inspirieren lassen, denn ein dortiger Geranienwettbewerb vor vielen Jahren und die Stetigkeit der Blumenpracht seither hat der Stadt bis heute zum Rufe verholfen eine Geranienstadt zu sein. Von der Tauber wie auch aus der Schweiz werden übrigens die Rothenburgs dieser Welt beim Sommerfest in der fernen Niederschlesischen Oberlausitz vertreten sein.

Auch bei weiteren Aktivitäten will die Stadt verantwortungsvoll mit den Finanzen umgehen. Heike Böhm betonte in Anwesenheit von Stadtratsspitzenvertretern „Wir wollten die Feierlichkeiten mehr aus Ideen als aus Geld speisen“. Das klappt natürlich am besten mit den örtlichen Vereinen.

Der Vorsitzende des 1. Rothenburger Sportvereins Maik Seifert betont, der 1. RSV werde als seinen Beitrag natürlich das tun, was man am besten könne – Fußball spielen. Nachdem man 2007 zur Einweihung des sanierten Jahnsportplatzes mit einem Traditionsteam von Dynamo Dresden einen echten Höhepunkt geliefert habe, sei man nach über 10 Jahren gewissermaßen wieder an der Reihe ein ähnliches Spektakel aufzuziehen. Resultat der Überlegungen ist, dass am 4. August um 15.00 Uhr das „Ost-Fußball-Traditionsteam“ den Weg nach Rothenburg findet. Auch wenn einige renommierte DDR-Oberligaspieler ohne Berufung in die Auswahl des Arbeiter- und Bauernstaats dabei sind, könne man die Auswahl durchaus als eine Traditionsnationalmannschaft der DDR begreifen. Aus dem 45-köpfigen Pool der Mannschaft, die jährlich etwa sechs Spiele abliefert, jedoch noch nie im Westen Deutschlands auflief, werden nun vermutlich Dirk Schuster, Dirk Stahmann, Torsten Gütschow, Detlef Schößler, Damian Halata, Olaf Renn, Rainer Ernst, Armin Romstadt, Martin Busse, Ronald Kreer, Gerd Weber; Hartmut Schade, Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner, Matthias Müller, Herbert Oliver, Bernd Wunderlich, Dirk Gründlich und Matthias Döschner gegen die um Spieler aus Horka, Niesky und Lodenau verstärkte Auswahl im Rothenburger Dress antreten. Dabei wird auch Starmoderator Gert Zimmermann sein. Die Idee, diese Auswahl einzuladen sei zustande gekommen, da viele einstige Größen der SGD mittlerweile bereits an die 70 Jahre alt seien und Energie Cottbus über ein entsprechendes Traditonsteam nicht verfügt. Ob die nun geladenen Starkicker nach einer Autogrammstunde am Spieltag jedoch tags darauf auf der Bühne beim Sommerfest stehen könnten, sei noch zu klären, erklärt Maik Seifert, der hofft, dass mindestens wieder 1.500 Zuschauer wie einst gegen Dynamo das Stadion bevölkern. „Bei etwa 2.500 kämen wir jedoch an unsere Grenzen“, betont der Vorsitzende des 1. RSV. Im Vorverkauf sollen die Eintrittskarten zu fünf Euro über die Sparkassenfilialen der Region vertrieben werden. An der Tageskasse würden diese moderat jedoch für sechs Euro zu bekommen sein.

Mit dem großen Spiel ist auch bereits der Rothenburger Luftsportverein mit im Boot, denn dieser möchte Zielfallschirmspringer auf dem Rasen landen lassen, die den Spielball, die Schiedsrichterpfeife und die gelbe und rote Karte liefern. Über diese Aktion hinaus beteiligt sich der Klub mit zehnminütigen Hubschrauberrundflügen am 4. August mit einem Robinson R44 für drei Passagiere aus Neuhausen/Spree bei Cottbus zwischen 10.00 und 18.00 Uhr am Gelingen des ereignisreichen Tages, verspricht Volker Wollert für die Rothenburger Luftsportler. Die Landefläche werde vermutlich neben dem Edeka-Markt sei, hierzu stünde eine Genehmigung jedoch noch aus. Im Vorverkauf kann man Karten ab 1. April über den Flugplatz unter der Telefonnummer 035891/470 für 50 Euro erhalten, 55 Euro werden die Karten am Flugtag kosten. Der Vorverkauf biete jedoch die Möglichkeit Zeitwünsche zu berücksichtigen.

Neben dem Hubschrauberrotor wird am 4. August natürlich auch der Festumzug den Geräuschpegel in der Stadt erhöhen. Zum Jubiläum wird der Umzug neben einem aktuellen Teil auch Historisches zeigen. So werden sich Bürgermeisterin Böhm und die Ratsherren in historischen Gewändern zeigen. Wer dabei das Narrenkostüm oder das eines Scharfrichters überstreift, sei aber noch nicht geklärt, erläutert Heike Böhm schmunzelnd. Hier sei eher der Spaß an der Sache das entscheidende Auswahlkriterium. Natürlich wünscht man sich eine breite Beteiligung von Betrieben und Ortschaftsräten. Geheege hat dabei die Nase vorn, denn die Geheeger haben sich als erste festgelegt und werden beim Umzug die Landwirtschaft ab den 50er Jahren präsentieren.

In den vergangenen Jahren seien stets etwa 40 bis 50 verschiedene Gruppen im Umzug dabei gewesen, einen Rekord habe es 1993 zum 725. Stadtjubiläum mit 87 gegeben. Ehrensache, dass sich der veranstaltende Festausschuss des Stadtrats nun erhofft, den Teilnahmerekord beim größeren Jubiläum noch zu knacken. In der jetzigen Planungsphase ist das noch nicht sicher, aber gemeldet haben sich immerhin bereits Gruppen, die die bislang nie vertreten waren.

Geschichtliches Wissen über die Stadt sollen ferner zwei Ausstellungen vermitteln. Jens Schurig führt Besucher in der Bäckerei Michaelis am Marktplatz mit seiner Ausstellung in die ausklingende Napolenoische Zeit mit der Waffenausstellung „Die Sächsische Armee – Vom Kurfürst bis zum Kaiser“. Interessierte erfahren hier viel über Uniformen, Bajonette oder die Munitionsentwicklung. Gezeigt werden aber auch Gemälde und Helme. Übrigens trägt das jährliche Sommerfest erst seit 1946, also der Zeit sowjetischen Besatzung, diesen Namen und war zuvor als „Augustschießen“ bekannt. Damit griff es ebenso wie die Waffenausstellung kurfürstlich-sächsische Stadtgeschichte vor der preußisch-schlesischen Zeit ab 1815 auf.

Die allgemeine Stadtentwicklung zeichnet Reinhold Röhle in einer Fotoausstellung nach, die ab Sonntag, dem 29. April im Rathaus zu sehen sein wird und damit im Reigen der Aktivitäten am dichtesten am „echten“ Jubiläumstag liegt. Unter dem Namen „Rotenberg“ wurde die Stadt am 1. Mai 1268 erstmals in einer Urkunde des Markgrafen Otto von Brandenburg erwähnt. Die heutige Schreibweise der Stadt ist seit 1791 belegt.
Der 1. Mai 2018 wird hingegen jubiläumsveranstaltungslos am Rothenburger vermutlich unerkannt vorüberziehen. Nicht ganz stimmig scheint ebenso das Motto für die Jugend mit der „Jungle Night Party – Part Two“ beim Sommerfest. Diese wird von Freitag bis Sonntag das Tanzbein schwingen. In 750 Jahren hat es ja weder eine tropische Bewaldung, noch eine englischsprachige Macht in der Stadt gegeben.

Till Scholtz-Knobloch / 26.03.2018

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