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Schlammflut schweißt ein Dorf zusammen

Schlammflut schweißt ein Dorf zusammen

Bianca Beck und Markus Klimt befreiten einen Tag nach dem schweren Unwetter ihr Grundstück in der Dorfstraße 19 vom Schlamm. Foto: Archiv/Steffen Linke

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Viele Grundstücke entlang des Dorfbaches in Spitzkunnersdorf standen nach dem schweren Unwetter am 14. Mai unter Wasser. Foto: privat

Die verheerende Schlammflut am 14. Mai dieses Jahres hat die Einwohner in Spitzkunnersdorf, einem Ortsteil der Gemeinde Leutersdorf, richtig zusammengeschweißt. Der größte Teil der damaligen Schäden ist mittlerweile behoben worden.

Spitzkunnersdorf. Ein schwerres Unwetter mit bis zu 70 Litern Regen auf den Quadratmeter hatte an jenem Sonntag dafür gesorgt, dass sich der sonst eher beschauliche Spitzkunnersdorfer Dorfbach im Ort zu einem reißenden Strom verwandelte. „Es war schlimmer wie bei den Hochwassern in den Jahren 2010 und 2013“, sagte Bürgermeister Bruno Scholze damals. Bis zu 70, 80 Zentimetern stand das Wasser vereinzelt in den Erdgeschossen von Häusern. Sogar Autos „schwammen“ durch den Ort. Die Infrastruktur war teilweise zusammengebrochen.

„Als das Unwetter begann, waren wir zu Hause. Beim Blick aus dem Fenster stockte uns der Atem. Dass der Dorfbach bereits in Höhe der Kirche über die Ufer tritt, hätten wir uns nicht vorstellen können. Pfarrhaus, Kirche und Friedhof blieben aufgrund ihrer Lage Gott sei Dank vom Unwetter verschont“, erinnert sich Dr. Robert Mahling, Pfarrer der evangelischen Kirchgemeinde. Sein erster Gedanke war damals: „Was kann ich jetzt tun? Wie kann ich den von der Schlammflut betroffenen Menschen helfen? Nachdem wir in der Nachbarschaft Hand angelegt hatten, habe ich mich dafür entschieden, durch das Niederdorf zu gehen, mir ein Bild von den Schäden zu machen und ein offenes Ohr für die Nöte und Sorgen der Betroffenen zu haben.“

Häufig waren auch Heizungen defekt. Ein Züchter verlor alle seine Kaninchen, weil die Flut die Ställe umgeworfen hatte. Nach weiteren Informationen von Robert Mahling hatten ein bis zwei Häuser durch das Wasser großen Schaden an der Bausubstanz genommen.
Der Verein Nikolaikirche Spitzkunnersdorf richtete wenige Tage nach der Schlammflut ein Spendenkonto ein, auf dem über 30.000 Euro eingegangen sind. „Außerdem sind unsere beiden, auf dem Friedhof beschäftigten MAE-Mitarbeiter für Aufräumarbeiten im Ort freigestellt und über die Diakonie mehrere Bautrockner organisiert worden, die wir den betroffenen Familien mehrere Wochen lang kostenlos zur Verfügung stellen konnten“, berichtet er.

Die Familie Knechtel aus Spitzkunnersdorf trat dann mit der Idee an den Pfarrer heran, in der Nikolaikirche ein Benefizkonzert zu organisieren. „Diese Veranstaltung hat die Dorfgemeinschaft gestärkt und geholfen, die Folgen des Unwetters zu verarbeiten“, sagt er. Darüber hinaus seien bei diesem Konzert über 2.800 Euro für die Betroffenen des Unwetters gespendet worden.

Mittlerweile sind die Schäden im Außenbereich größtenteils behoben. Aufgrund der nötigen Trocknungszeiten sind innen noch nicht alle Maßnahmen abgeschlossen. Da Arbeiten am Bauwerk im Winter nur eingeschränkt möglich sind, werden laut Robert Mahling einige Familien bis zum nächsten Jahr mit den Folgen des Hochwassers beschäftigt sein. „Es war beeindruckend zu sehen, wie sich die Menschen innerhalb der Nachbarschaft gegenseitig geholfen haben“, betont er. Auch beim schon erwähnten Benefizkonzert sei der Zusammenhalt im Ort deutlich geworden. „Als Kirchgemeinde haben wir uns darum bemüht, dass niemand mit den Folgen der Schlammflut allein bleiben muss“, sagt er.

Und er fährt fort: „Wir haben in der ersten Runde insbesondere Menschen unterstützt, die Schäden am und im Wohnraum hatten, für die keine Versicherung aufkam. Da im Fluthilfefonds noch Restmittel vorhanden sind, können bis zum Jahresende noch Anträge für Schäden im Außenbereich gestellt werden.“ Antragsformulare dafür gibt es bei der Kirchgemeinde oder auf der Gemeinde. Weiterhin gilt laut dem Pfarrer, dass die Hilfsmittel nur für Schäden ausgereicht werden können, die nicht von einer Versicherung reguliert werden.
Die Gemeinde hat laut Bürgermeister Bruno Scholze in Folge der Schlammflut zum vorbeugenden Schutz unter anderem die Gräben tiefer gezogen. Ob das bei so starken Unwettern wie an jenem 14. Mai ausreicht, scheint aber eher fraglich zu sein. Die Überlegungen zum individuellen und kommunalen Hochwasserschutz würden jedoch weitergehen.

Dr. Robert Mahling dankt – auch im Namen des Vereins Nikolaikirche Spitzkunnersdorf e.V. – allen, die sich mit ihrer Kraft, ihrer Zeit, ihrer Musik, ihrem Geld oder ihrem Gebet für die Betroffenen des Hochwassers in Spitzkunnersdorf eingesetzt haben: „Ich wünsche allen, dass sie künftig vor Hochwasser und Flut bewahrt bleiben.“

Viele Einwohner haben sich laut dem Pfarrer darauf eingestellt, dass bei starkem Regen Wasser in ihren Kellern steht. Durch die Schlammflut seien damals im Niederdorf die meisten Gärten, Garagen, Schuppen und Werkstätten mit einer klebrigen Schlammschicht überzogen gewesen. Einige Spitzkunnersdorfer hatten diesen Schlamm auch in ihren Wohnungen. Dort mussten dann nach einer langen Trocknungszeit die Fußboden erneuert und neue Einrichtungen angeschafft werden.

Steffen Linke / 29.11.2017

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