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Wenn der Puckjäger auf den Wildbretfan trifft

Wenn der Puckjäger auf den Wildbretfan trifft

Wer zieht nach dem Urnengang am 12. Juni ins Bautzener Rathaus ein? Die Spreestädter haben die Qual die Wahl. Unter den Kandidaten sind auch neue Gesichter. Foto: Archiv

Bautzen. Die Spreestädter haben am 12. Juni sprichwörtlich die Qual der Wahl. An jenem Sonntag bestimmen sie ihr neues Stadtoberhaupt. Mit Stand dieser Woche wollen vier Kandidaten Amtsinhaber Alexander Ahrens beerben. Dessen erklärtes Ziel ist hingegen, sieben weitere Jahre an der Rathausspitze zu verbleiben. Der Oberlausitzer Kurier hat dem Quintett auf den Zahn gefühlt und dabei so einige interessante Dinge in Erfahrung bringen können. 

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Karsten Vogt liebäugelt mit einem Schreibtischwechsel – vom Gymi ins Rathaus. Pressefoto

Politikinteressiert seit jeher: Karsten Vogt

Als die DDR noch existierte, wollte der einstige Fraktionschef der CDU-Stadträte Pilot bei der Interflug werden. Nach der Wende übernahm der heute 50-jährige Familienvater den Posten des Schulleiters am Philipp-Melanchthon-Gymnasium. Zeiten ändern sich, jedoch nicht die Vorliebe für Rouladen und Musik. Die ist Karsten Vogt stets geblieben. Der Spreestädter verspricht, seine Unterstützer auf dem Weg zur OB-Wahl mitzunehmen. 

„Ich unterbreite den Bewohnern direkte Möglichkeiten der Beteiligung am Wahlprogramm“, sagt er. „Dies geschieht über Umfragen, deren Ergebnisse in mein Programm einfließen.“ Klar ist für ihn schon jetzt: „Wir müssen Prioritäten bei der Stadtentwicklung setzen. Hier sind besonders die Schaffung von neuen Gewerbeflächen, der Strukturwandel und die demografische Entwicklung unserer Stadt wichtig.“ Ein Projekt liegt ihm seit jeher besonders am Herzen. Wenn er einem Verein oder einer Institution einen Millionengewinn zuteilen dürfte, dann dem ortsansässigen Jugendblasorchester. „Ich schätze dessen jahrzehntelanges Engagement im Bereich der musikalischen Förderung und damit in der Jugendarbeit.“

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Andreas Thronicker in der Werkstatt: An seinem Wahlprogramm hat er schon gefeilt. Foto: privat

Dem Tourismus verschrieben: Andreas Thronicker

Bekannt wie ein bunter Hund ist auch Andreas Thronicker – der Türmer von Bautzen, den es schon immer in luftige Höhen verschlug, was sein eigentlicher Berufswunsch Kosmonaut untermauert, und der vor allem vor der Corona-Pandemie seine Touristengruppen auf ganz charmante Weise durch die über 1.000-jährige Historie der Spreestadt zu lotsen wusste. Momentan kann er diesem Job nicht nachgehen, weshalb er sich zu einhundert Prozent auf den bevorstehenden Urnengang konzentriert. Der inzwischen 62-Jährige aus der Nachbargemeinde Kubschütz bezeichnet sich selbst als offen, ehrlich, selbstkritisch, faktenbasiert und zielstrebig. Darüber hinaus fährt er auf Schlesische Mohnklößchen ab. Auf die Fahnen geschrieben hat sich Andreas Thronicker das Motto „Einigkeit macht stark“. Und so möchte er auch seine OB-Amtszeit angehen – vorausgesetzt, es kommen genügend Stimmen für ihn am Wahltag zusammen. „Die Stärkung beziehungsweise das Wiedererstarken der Wirtschaft liegt mir besonders am Herzen. Da dies nicht von heute auf morgen geschehen wird, werde ich zunächst dem Tourismus besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. In diesem Bereich können und werden wir zügiger spürbare Ergebnisse erzielen.“

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Digital, rational und sozial: So sieht Jens Reime seine Arbeit – auch im Rathaus. Pressefoto

Will Entscheidungen fällen: Jens Reime

Rechtsanwalt Jens Reime ist der dritte im Bunde, der den Amtsinhaber von der SPD herausfordern will. Doch bevor der gebürtige Bautzener dazu in der Lage ist, hat er eigenen Angaben zufolge noch eine wichtige Hausaufgabe zu erledigen. Um als Einzelkandidat antreten zu können, benötigt er Unterstützungsunterschriften. Und die möchte der Mann, der ursprünglich Pilot werden wollte, in den kommenden Wochen sammeln. Jedoch war zunächst noch der Gemeindewahlausschuss vom Stadtrat zu bestimmen, wie sich in Erfahrung bringen ließ. „Ich kann nur hoffen, dass mir die Corona-Auflagen die Wahlzulassung nicht erschweren“, sagte der Jurist in dem Zusammenhang. Wie viele Bautzener am Ende mit ihrem Personalausweis zum Rathaus gehen und sich dort eintragen lassen müssen, steht noch nicht fest. Jens Reime habe beim kommunalen Rechtsamt in Erfahrung bringen können, dass 100 Unterstützungsunterschriften nötig seien. Auf die Frage, weshalb die Spreestädter gerade ihm das Vertrauen schenken sollten, antwortete er: „Die Sachaufgaben in Bautzen sind so groß, dass ich mich aufgrund meiner beruflichen Qualifikation in der Lage sehe, genau diese auch zu lösen, ohne mich ablenken zu lassen von parteipolitischem Ballast.“ Und weiter: „Ich wäre dann lediglich der Stadt und ihren Bürgern und nicht einer Partei verpflichtet. Gewissermaßen wäre die Stadt meine bislang größte Mandantin.“ Als Schlüsselerlebnis für seine Kandidatur führt Jens Reime die „Provinzpossen“ um den Wiederaufbau des Bismarckdenkmals auf dem Czorneboh sowie das Ringen des amtierenden Oberbürgermeisters um einen Nebenjob im Standesamt an. „Bismarck gehört in der Hauptstadt der Sorben erst recht ins Museum und ein OB an den Studiertisch hinter die Unterlagen für Strukturfördermittelprogramme sowie in Bürgerbüros und Bürgersprechstunden.“ Der Parteilose, der auf bürgerschaftliches Engagement, Ehrenamt und Vereinsarbeit schwört, will sich sowohl geduldig, abwägend, rational als auch ziel- und erfolgsorientiert in das OB-Amt einbringen. Zur Belohnung für die geleistete Arbeit gönnt sich der 50-Jährige aus Oberkaina gern hin und wieder selbst gestrecktes Wildbret, wobei zu seinen Lieblingsgerichten ebenso Pellkartoffeln und die von seiner Frau zubereitete Pasta aglio e olio zählen. Daran wird sich auch nichts ändern, sollte Jens Reime zum Rathauschef gekürt werden.

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Alexander Ahrens liebt den Eishockeysport. Er schiebt den Puck in Weißwasser. Foto: N. Paeth

Plant für eine neue Amtszeit: Alexander Ahrens

Damit solch ein Fall gar nicht erst eintritt, bemüht Stadtoberhaupt Alexander Ahrens seinen Amtsbonus. „Ich habe die Stadt Bautzen in den vergangenen sieben Jahren gut nach außen vertreten“, zeigt sich der 56-jährige Vater von vier Kindern überzeugt. „Das gestehen mir selbst einige Kritiker zu. Gerade in der medialen Darstellung habe ich immer darauf hingearbeitet, dass ein differenziertes Bild der Stadt und der gesamten Region gezeigt wird. Alleine im turbulenten Jahr 2016 hatte ich neben der Anne-Will-Sendung noch 370 weitere Medientermine. Auch heute noch steige ich sofort in den Ring, falls anhand von Ereignissen in der Stadt ‚Sachsen-Bashing‘ betrieben wird.“ 

Von seinen Wahlversprechen aus dem Jahr 2015 sieht der studierte Chinawissenschaftler und Volljurist, der sich in Kindheitstagen für Hieroglyphen und Ägyptologie begeistern konnte, fast alle umgesetzt oder aktuell in der Umsetzung. 

„Das werde ich im Wahlkampf noch detailliert darlegen“, meinte Alexander Ahrens und versprach gleichzeitig, dass er für die Belange der Bautzener weiterhin ein offenes Ohr habe. Seinen Mitbewerbern um den OB-Posten gab der (Noch-)Rathauschef augenzwinkernd mit auf den Weg, dass er sich vor Konflikten nicht drücken werde. Vielmehr sei er mit einem großen Selbstbewusstsein ausgestattet. „Das hilft sehr, wenn man unter der Gürtellinie angegriffen wird. Da weiß ich dann, dass wenigstens einer mich noch lieb hat.“ 

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Andrea Kubank könnte sich als Stadtoberhaupt in die Finanzen hineindenken. Foto: Andy S.

Eine Frau für die Jugend: Andrea Kubank

Mit Andrea Kubank von der Linkspartei wird die einzige Frau in den Ring steigen. Die 53-jährige Mutter von zwei Kindern ist zwar studierte Diplomagraringenieurin, jedoch arbeitete die Bautzenerin nach mehreren Umschulungen viele Jahre als Buchhalterin in der Wirtschaft. Momentan hat sie den Posten der Landesschatzmeisterin in Parteikreisen inne. Zudem engagiert sie sich als Stadt- und Kreisrätin sowie in verschiedenen Vereinen. Mit ihr als Stadtoberhaupt wird es eine klare Abgrenzung von rechtsextremen Umtrieben geben, stellte sie bereits klar. Außerdem will Andrea Kubank wie einige ihrer Mitbewerber das Ehrenamt in den Vordergrund stellen und die Bürgerbeteiligung stärken. Darüber hinaus kündigte sie an, auf die jungen Leute in ihrer Heimatkommune zugehen zu wollen, um ihnen zuzuhören. Sie möchte auf diese Weise in Erfahrung bringen, welche Vorstellungen nachfolgende Generationen von einem Leben in Bautzen haben und welche Wünsche sie daran knüpfen – und das vor dem Hintergrund des sich vollziehenden Strukturwandels im Lausitzer Kohlerevier. Mit Blick auf die Entwicklung der Spreestadt sieht die Linkspolitikerin einigen Nachholbedarf: „Wenn Alexander Ahrens sich hier ehrlich machen will, darf er die eigenen Versäumnisse nicht aussparen. Insbesondere in Bautzen, das hat ja auch die Kritik in den letzten Stadtratssitzungen gezeigt, sind beim Thema Strukturwandel noch einige Fragen offen. Das zeigt auch die Tatsache, dass die von der Stadt eingereichten Projekte allesamt in der ersten Runde im Regionalen Begleitausschuss nicht zum Zuge kamen. Lediglich die Finanzierung des Sorbischen Wissensforums konnte erfolgreich gesichert werden – ein Antrag, an dem aber die Stadt Bautzen gar nicht beteiligt war.“ Auch ein Punkt, an dem Andrea Kubank gern als neues Stadtoberhaupt angreifen möchte.

Roland Kaiser / 07.02.2022

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Kommentare zum Artikel "Wenn der Puckjäger auf den Wildbretfan trifft"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. SpekkMaster schrieb am

    Na moin moin - man soll ja zu Bautzen nichts sagen - aber jede der Personalien ist auf seine eigene Art oder Unart sehr sehr lustig. Bis dann der SpekkMaster

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