Wenn die Rente nicht mehr reicht
Im Alter wird das Geld häufiger knapp, seit immer mehr Unternehmen aus Tarfiverträgen aussteigen. Foto: NGG
Görlitz/Dresden. Immer mehr Menschen im Landkreis Görlitz sind neben ihren Altersbezügen auf staatliche Stütze angewiesen. Darauf macht die Gewerkschaft NGG aufmerksam. Die Zahl der Empfänger von „Alters-Hartz-IV“ stieg innerhalb von zehn Jahren um 26 Prozent.
Gab es im Landkreis Görlitz 2008 noch 2.048 Bezieher von Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, so waren es im vergangenen Jahr 2.571, rechnet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) unter Berufung auf Angaben des Statistischen Landesamtes vor. Danach erhielten im Freistaat Sachsen zuletzt rund 30.000 Rentner Grundsicherung – 25 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.
Volkmar Heinrich, Geschäftsführer der NGG-Region Dresden-Chemnitz, sieht den Trend mit Sorge – und fordert eine „rentenpolitische Kurskorrektur“. Insbesondere die von der Bundesregierung angekündigte Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmut im Landkreis zu verhindern.„Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück“, sagt Heinrich.
„Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen. Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschwelle. Das liegt auch an der Praxis vieler Unternehmen, aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken. Hinzu kommt der Trend zu Teilzeit und Minijobs“, erklärt Gewerkschafter Heinrich.
Ausschlaggebend sei bei einer Grundrente aber, dass es dabei keine Bedürftigkeitsprüfung gebe. „Wer eine solche Prüfung fordert, trifft die Falschen, weil es in den allermeisten Fällen um Haushalte mit kleinen Einkommen geht. Eine Bedürftigkeitsprüfung steht auch dem Rentenprinzip entgegen, nach dem Beitragszahler einen individuellen Leistungsanspruch erwerben“, so Heinrich.
Kommentare zum Artikel "Wenn die Rente nicht mehr reicht"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Inwiefern ist eine Bedürftigkeitsprüfung ein Problem für Rentner mit unter 1000€ Rente? Wer nichts hat, dem kann nichts weggenommen werden.... Es darf nur nicht zum ALGII-System werden, Haus verkaufen um davon zu leben. Die meisten Rentner haben aber nichtmal ein Haus, sondern wohnen zur Miete. Zumal die Frage ist - machen diese Rentner keine Steuererklärung? Dort muss ich auch jeden Fliegenschiß angeben - somit hat der Staat die Daten sowieso schon, und bei Eigentümern den ~Wert über die Grundsteuer auch.
Alternativ BGE für alle deutsche (Staatsangehörigkeit, einfache, keine doppelte) dann haben wir solche Probleme "nicht mehr".