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Wo entsteht die 
neue Oberschule?

Wo entsteht die 
neue Oberschule?

Wo entsteht die neue Oberschule in Rothenburg? Hier an der Jahnstraße nahe des Stadtzentrums? Dafür gibt es in der Bevölkerung viele Befürworter. Foto: fum

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In Frage kommt auch der Standort Richtung Ortsausgang an der Friedensstraße, der vor allem von den Schulen selbst und der Stadtverwaltung als günstig angesehen wird. Foto: fum

Die Zeit rennt. Seit dem Beschluss der Rothenburger Stadträte, der Polizeihochschule für ihre Erweiterungspläne an der Friedensstraße auch das Gelände der jetzigen Oberschule zur Verfügung zu stellen, sind nur einige Wochen vergangen. Nun liegt schon die Machbarkeitsstudie auf dem Tisch, die zwei potenzielle Standorte eines Schulneubaus vergleicht. In der Stadt gibt es unterschiedliche Ansichten.

Rothenburg. Wenn am Montag, 31. Juli, 18.00 Uhr, im Bürgerzentrum Friedensstraße die Machbarkeitsstudie zum geplanten Neubau der Rothenburger Oberschule vorgestellt wird, dann prallen aller Voraussicht nach zwei in der Bevölkerung vorherrschende Meinungen aufeinander. Denn entweder werden sich die Baukräne an der Jahnstraße drehen oder das Schulgebäude entsteht nur ein paar hundert Meter entfernt vom jetzigen Standort an der Friedensstraße. Für beide Varianten gibt es Für und Wider. Und für beide machen sich Rothenburger Einwohner stark.

„Etwas 80 Prozent der Bürger wollen die Schule im Zentrum der Stadt“, sind sich Steffen Schlafke, Timo Kittner, Robert Eichler, Torsten Steinert und Michael Hieke einig. Ihre Meinung zum Stimmungsbild in der Bevölkerung ist eindeutig: „Der Großteil ist gegen den Bau an der Peripherie, denn das ist ganz einfach ungünstig!“ Und sie führen eine Reihe von Gründen ins Feld. Der entscheidende: „Nirgendwo wird eine neue Schule in ein künftiges Gewerbegebiet gebaut!“ Im Zuge der chinesischen Großinvestition auf dem Flugplatz dürfte die Ruhe dahin sein, die Schüler brauchen, um gute Ergebnisse zu erzielen, argumentieren sie. Außerdem wären die Kinder dann wegen der entfernten Lage zu 100 Prozent zum Schulbusverkehr verdonnert. „Das Objekt hätte den Charakter einer Jugendherberge. Eine Schule sollte sich aber zur Stadt hin öffnen und ein Bestandteil von ihr sein.“ Dies sei an der Friedensstraße nicht gegeben. Das Leben der Kinder spiele sich dann vor der Stadt und nicht in der Stadt ab. Rothenburg aber brauche Bewegung durch junge Leute. „Man muss auf dem Standort nicht nur eine Schule errichten, sondern einen Treffpunkt der Menschen in unserer Stadt schaffen. So etwas ist nur im Zentrum möglich“, plädieren die fünf Männer im Namen vieler anderer Einwohner für die Innenstadtvariante. Wobei ihnen der genaue Ort egal ist. „Wenn es etwas Besseres als die Jahnstraße gibt, dann wären wir auch damit zufrieden. Nur muss das Areal im Innenstadtbereich liegen.“

Laut Machbarkeitsstudie kommt jedoch zentrumsnah vorerst nur die Jahnstraße in Betracht, was laut Schlafke, Kittner, Eichler, Steinert und Hieke vor allem einen positiven Effekt mit sich brächte. „Dann würde mit der alten Schule endlich eine Dreckecke verschwinden. Diese Gelegenheit sollte man nicht ungenutzt verstreichen lassen.“ Mit einem Neubau würde man zudem die Tradition an dieser Stelle stärken, denn seit den 1930er Jahren werde – bis ins Jahr 2005 – auf diesem Areal unterrichtet. „Schließlich wollen wir mit einem innerstädtischen Zentrum des Lernens auch die Rothenburger Bevölkerung wieder ein Stück stolzer machen, für eine neue Aufbruchstimmung sorgen.“ Synergien zwischen der Oberschule und der nicht weit entfernt davon befindlichen Grundschule seien ebenfalls zu beachten. Eins ist den Befürwortern der Innenstadtvariante allerdings wichtig: „Der 1. Rothenburger Sportverein, der sich dort in den vergangenen Jahren sehr gut etabliert hat, darf nicht als Verlierer vom Platz gehen!“

Einen in wesentlichen Zügen völlig anderen Standpunkt vertritt Bürgermeisterin Heike Böhm. Dabei stellt sie klar: „Die Wahl unseres künftigen Oberschulstandortes muss trotz aller Eile und trotz des fehlenden Planungsvorsprungs gut überlegt sein.“ Vor allem müssten auch die Schulgemeinschaften aus Schulleitungen, Lehrern, Eltern und Schülern in die Überlegungen mit einbezogen werden. Die Position dort sei eindeutig: „Beide wollen sich – wie in den vergangenen 15 Jahren – auch künftig auf räumlich getrennten Schulgrundstücken entwickeln.“ Warum? „Dies ermöglicht klar abgegrenzte Verantwortungsbereiche“, erklärt die Rathauschefin. In der Jahnstraße sei das nicht gegeben. Zudem würde das gemeinsame Warten von Grund- und Oberschülern auf den Schulbus eine ständige Aufsicht durch Lehrkräfte notwendig machen, die in diesem Umfang gar nicht vorhanden seien. Heike Böhm: „Grund- und Oberschule sind Ganztagsschulen mit ständigem pädagogischem Betrieb. Das Problem der fehlenden räumlichen Trennung wird zu einem Ganztagsproblem!“

Dabei wirft die Bürgermeisterin einen Blick in die Vergangenheit. „Schon in den 1990er Jahren gab es in der Uhsmannsdorfer und Jahnstraße zwischen den Schülern der damals noch dort ansässigen beiden Schulen täglich soziale Konflikte, die eine große Unruhe erzeugten. Zwischen den Schulgemeinschaften gab es immer wieder unerträgliche Schuldzuweisungen, einen ständigen Unfrieden, zeitraubende Schlichtungsversuche und Frust. Außerdem beeinträchtigte Lärm die Anwohner, deren Beschwerden auf den Tischen der Schulleiter landeten.“ Erst mit dem nach einem Stadtratsbeschluss erfolgten Umzug der Oberschule sei ab dem Schuljahr 2005/06 Ruhe eingekehrt. Beide Schulen hätten ihre persönlichen und fachlichen Beziehungen seither verbessert. Inzwischen habe die Oberschule durch ihren Status als Ganztagsschule einen wesentlich größeren Platzbedarf als früher. „Für die Stadt Rothenburg als Schulträger ist es wichtig, diesen hohen Wert, der den Grundbedürfnissen unserer beiden Schulgemeinschaften entspricht, zu erhalten“, stellt die Bürgermeisterin klar.

Eine wesentliche Zwischenetappe zur Findung des neuen Schulstandortes wird angesichts der konträren Positionen die Vorstellung der Machbarkeitsstudie am kommenden Montag sein. Vor allem den Stadträten kommt eine große Verantwortung zu, denn schon am Mittwoch, 9. August, sollen sie über die Standortfrage entscheiden.

Frank-Uwe Michel / 31.07.2017

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