Adebar genießt die neue Freiheit

Noch ein wenig unbeholfen suchen sie das Weite. Insgesamt fünf aus dem Görlitzer Tierpark stammende Jungstörche wurden in den vergangenen Tagen im Biosphärenreservat ausgewildert. | Foto: www.zoo-goerlitz.de/C. Weß
Landkreis Görlitz. Raus aus der Kiste und ab in die Freiheit des Biosphärenreservates – für fünf Jungstörche gab es dieser Tage einen ganz besonderen Augenblick. Sie entstammen dem Gelege eines flugunfähigen Paares von der Storchenwiese im Görlitzer Tierpark und wurden nun ausgewildert.
14 Wochen hat es gedauert, ehe aus den, den Eiern entschwundenen Flaumfederbüschen flugfähige Jungstörche wurden, die nun eine Chance haben, ihre Gene in der freien Wildbahn weiter zu geben. Trotz intensiver Schutzbemühungen sind die Storchenbestände in der Oberlausitz seit einigen Jahren deutlich rückläufig. Da tut eine solche Auffrischung aus den Reihen der Tierparkstörche besonders gut. Zumal die gewandten Flieger die Eigenschaft besitzen, in der Regel an den Ausgangspunkt ihrer in etwa drei Wochen beginnenden Afrika-Reise zurückzukehren.
In den vergangenen Wochen hatten die Görlitzer Tierpark-Mitarbeiter viel Mühe darauf verwendet, die kleinen Störche zu stattlichen Vögeln heran zu ziehen. Zuerst unter der Rotlichtlampe, später in einem Pappkarton und schließlich in einer Voliere wuchsen die fünf Geschwister heran und erlebten nun erstmals die große Freiheit.
„Im Biosphärenreservat haben sie in der Nähe von Wartha beste Chancen selbstständig zu werden und sich in kürzester Zeit alle für die große Reise gen Süden notwendigen Eigenschaften anzueignen“, erklärt Zootierpädagogin Dr. Ilka Weidig. Immerhin müssten sie noch kräftig fliegen üben, ihre Muskulatur stärken und vor allem lernen, sich selber zu ernähren. Wobei das Nahrungsangebot im Biosphärenreservat gut ist in diesem Jahr. Frösche, Fische, große Insekten – all das finden die halbwüchsigen Störche derzeit im Überfluss an und in den Bächen oder auf den Wiesen. „In den ersten Tagen schauen die Reservatsmitarbeiter noch etwas genauer hin, ob das klappt mit der Selbstständigkeit. Aber Sorgen müssen wir uns keine machen.“ Zumal mit dem zeitlichen Abstand auch die Vertrautheit zu den menschlichen Pflegern schwindet.
Die fünf Storchenkinder sind die ersten in diesem Jahr von der Görlitzer Einrichtung ausgewilderten Tiere. Doch weitere werden folgen. Derzeit wachsen zwei Kranich-Küken heran, die – sobald sie alt genug sind – ebenfalls den Weg in die Freiheit antreten werden. „Das ist unser Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt in der Oberlausitz. In der Region rund im Wartha, Kreba, Mücka, bis hinüber an die polnische Grenze, finden sich genug Artgenossen, denen sich die jungen Kraniche anschließen können“, erläutert die Zoopädagogin.