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Annett Jagiela will zuhören und nicht „mitnehmen“

Annett Jagiela will zuhören und nicht „mitnehmen“

Annett Jagiela (in Blau) bei einem Wahlkampfbesuch bei der Kreba Fisch GmbH in Sproitz. Foto: privat

Der Niederschlesische und der Oberlausitzer Kurier stellen Ihnen  die Direktkandidaten der Parteien im Wahlkreis Görlitz für die Bundestagswahl am 26. September auf eine sehr persönliche Weise vor. Dieses Mal Annett Jagiela (43), die für das Bündnis 90/Die Grünen ins Rennen geht. Die Trebuserin hat einen Sohn (7) und lebt als Rückkehrerin nach Aufenthalten in den USA, Prag, Bayern und Berlin in Görlitz. Sie hat im Bundestag, für eine Landtagsabgeordnete, bei Siemens und als selbstständige Organisationsberaterin gearbeitet. Als Tochter einer Gastwirtin, hat sie familiär geholfen, zwei Restaurants und eine Pension mit aufzubauen. Jagiela ist Vorsitzende der Bündnisgrünen im Landkreis Görlitz und Mitglied des Landesvorstands.

Frau Jagiela, gibt es ein Schlüsselerlebnis, wieso Sie angefangen haben sich in der Politik zu engagieren?

Annett Jagiela: In meiner Familie spielte die deutsch-deutsche Teilung eine große Rolle. Ich habe als Kind nicht verstanden, warum nur meine Großeltern die Verwandten „im Westen“ besuchen durften. Wie diese Teilung passierte und was sie mit uns als Gesellschaft gemacht hat – das hat mich immer sehr beschäftigt und tut es noch heute.

Welche charakterlichen Züge würden Sie sich selbst zuschreiben?

Annett Jagiela: Ich bin neugierig und interessiert an Menschen, ihren Ideen und Unternehmen, zielstrebig und kritikfähig. Ich bin gerne im Austausch mit Menschen, die in ihren Bereichen viel wissen und so kann ich täglich dazulernen.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Annett Jagiela: Da kann ich mich schwer festlegen. Ich mag von „Kartoffeln mit Quark“ bis zum Entenbraten mit Klößen und Rotkohl viele Gerichte und probiere auch gerne Neues.

Gibt es eine Redewendung oder eine politisch sehr häufig genutzte Floskel, die Sie bewusst meiden und falls ja: Aus welchem Motiv?

Annett Jagiela: „Wir müssen die Menschen mitnehmen.“ Das klingt so von oben herab und als ob die Menschen keinen Plan hätten.
Dabei sind sie und die Unternehmen schon viel weiter als viele Politiker: Sie wollen mehr Erneuerbare Energien, mehr Kreislaufwirtschaft und mehr regionale Lebensmittel, weniger Bürokratie und mehr Gerechtigkeit. Diesen Ideen will ich dienen und sie fördern.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Annett Jagiela: Stewardess. Ich wollte einen Beruf, der mir das Reisen in andere Länder ermöglicht.

Einmal angenommen, sie würden einem Verein oder einer Institution im Landkreis Görlitz einen Millionengewinn zuteilen dürfen. Wer wäre Ihr Begünstigter und warum?

Annett Jagiela: Trude e.V. Der Verein arbeitet für Betroffene, insbesondere Kinder und Jugendliche, sexualisierter Gewalt.
Weil über Vergewaltigungen und sexuellen Missbrauch in diesem Landkreis viel zu wenig gesprochen und dagegen noch viel zu wenig getan wird; die Opfer solcher Gewalttaten immer noch so dargestellt werden, als ob sie etwas falsch gemacht hätten.

Welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachtisch und wieso haben Sie zu diesem Buch gegriffen?

Annett Jagiela: Bei mir liegen mehrere Bücher für meinen Sohn und mich. Derzeit sind das Astrid Lindgrens „Mio, mein Mio“ und Professor Astrokatz „Reise durch den Körper“ und für mich von Ralf Fücks „Intelligent Wachsen. Die grüne Revolution“ und „Zwei Leben“ von Kinga Hartmann. Frau Hartmann erzählt die Geschichte des deutschen Priesters Franz Scholz und des polnischen Arztes Jan B. Glinski. Beide wollten nach 1945 in Zgorzelec bleiben – mussten die Stadt aber nach politischem Druck verlassen.
Diese Biografien dienen dazu, die Vergangenheit und die politischen Spannungen in unserer Heimat zu verstehen und helfen uns, Fehler nicht zu wiederholen.

Till Scholtz-Knobloch / 17.08.2021

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