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Die Krone wird wieder „Volkseigentum“

Die Krone wird wieder „Volkseigentum“

Bautzen zeigt ein Herz für seine Krone: Das Stadthallenareal wird kommunales Eigentum. Am 20. September wollen BWB und die Berliner Onnasch-Gruppe ihre Unterschriften unter den Kaufvertrag setzen. Foto: Montage

Bautzen. Herzlichen Glückwunsch zu dieser mutigen Entscheidung: Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft BWB darf das Krone-Areal erwerben. Damit wechselt fast 30 Jahre nach der Wende das Anwesen zwischen Töpfer- und Steinstraße für rund 2,1 Millionen Euro von privater wieder in kommunale Hand. Am Mittwoch hat der Stadtrat bei nur einer Enthaltung dem Deal mit einer Berliner Immobiliengesellschaft zugestimmt. Dem vorausgegangen war ein monatelanges Tauziehen um das etwa 9.000 Quadratmeter große Grundstück, auf dem sich die inzwischen geschlossene Stadthalle befindet. In einem nächsten Schritt soll nun die Gesellschafterversammlung der BWB den Kauf beschließen und die Abwicklung vorantreiben. Aus verschiedenen Gründen trennt sich die Onnasch-Gruppe seit einiger Zeit von ihren in der Spreestadt befindlichen Immobilien. Dazu gehören neben der Krone ein Wohn- und Geschäftshaus an der Steinstraße sowie ein Parkplatz mit bis zu 220 Bezahlparkplätzen.

Rathausspitze weiter gegen Kauf des Krone-Areals

Unklar bleibt jedoch zunächst, wie mit dem Veranstaltungshaus künftig verfahren wird. Die Kommune hegt noch immer Bedenken, dass sich die Krone, sollte sie wieder mit kulturellem Leben erfüllt werden, als Zuschussgeschäft entpuppt. Außerdem hatte die Rathausspitze immer wieder beteuert, dass eine kostenintensive Sanierung notwendig wäre. Auch während der Stadtratssitzung sprach sich Finanzbürgermeister Dr. Robert Böhmer nochmals eindringlich gegen den Kauf aus. Nach seiner Auffassung sind der Kaufpreis für eine Vorhaltefläche zu hoch und zudem die Folgekosten nicht ausreichend betrachtet worden. „Die Stadt schafft sich ein großes Problem mehr“, argumentierte er. Robert Böhmer geht von jährlichen Betriebskosten in sechsstelliger Höhe aus. Besonders mit Blick auf die im Kaufpaket enthaltene Krone warnte er die Stadträte davor, die Kaufentscheidung nur vor dem Hintergrund eines guten Gefühls und nicht mit Vernunft zu treffen. Zumindest im letzten Punkt gab ihm Oberbürgermeister Alexander Ahrens Recht. Die Stadt wird kein Geld zur Subvention der Halle ausgeben: „Uns ist durchaus bewusst, dass viele Menschen in der Stadt emotional an der Halle hängen. Doch weder die BWB noch die Stadt werden sie an ihren Tropf hängen.“ Vielmehr werde man das Veranstaltungshaus nach dem Kauf „nicht sofort zunageln“, könne sich aber nun in Ruhe Gedanken über das gesamte Areal machen. Alexander Ahrens: „Wir können und wollen nicht tatenlos neben einer Fläche im Zentrum der Stadt stehen und zusehen, wie private Investoren Bausünden begehen.“

Im Großen und Ganzen sieht das die neue Eigentümerin ähnlich. Die Chefin der BWB, Kirsten Schönherr, sagte in Bezug auf einen möglichen Probebetrieb der Stadthalle aber auch: „Sollte dieser tatsächlich Realität werden, dann sicherlich auf der Basis von ehrenamtlichem Engagement und viel Leidenschaft. Wir würden den Saal an einen Betreiber vermieten, sobald dieser feststeht. Diese Entscheidung liegt nicht auf unserem Tisch, sondern auf dem der Politik - bei den Stadträten.“ Was die vielbeschworenen Sanierungsmaßnahmen anbelangt, erklärte sie: „Sofern die Brandschutzanlage den letzten fälligen TÜV bestanden hat, könnte die Krone wie eh und je betrieben werden, jedenfalls aus meiner Sicht.“ Als in Angriff zu nehmende Baustelle führte sie in erster Linie den Zugang zum Saal an, der nicht barrierefrei sei. Auch zu den Toiletten könne ein Behinderter nicht gelangen. „Hier könnte man gegebenenfalls eine möglichst preiswerte Lösung suchen“, schlug sie vor. „Ein weiteres Risiko liegt in der Lüftungsanlage. Diese ist sehr alt und sollte nicht ausfallen oder teuer repariert werden müssen. Ob an den Toilettenanlagen Maßnahmen erforderlich sind, wäre zu überprüfen. Ebenfalls ist die Gardarobenlösung nicht optimal.“ Trotz dieser zahlreichen Punkte lautet ihr Fazit: „Alles in allem ging es bisher aber auch so und man sollte zunächst schauen, wie der Spreestädter seine Krone annimmt.“ Eine Bürgerinitiative (BI), CDU, FDP und das Bürgerbündnis Bautzen (BBBz) machen sich seit Längerem dafür stark. Schon am 9. September zum Tag des offenen Denkmals soll das Stadthallengebäude für Besucher erstmals seit Ende Januar wieder offen stehen.

Stadthalle Krone hat eine Chance verdient

Vor Ort werden dann von 10.00 bis 17.00 Uhr unter anderem bisher unveröffentlichte Krone-Fotos von Rolf Dvoracek zu sehen sein, zeigt sich Utta Winzer von der Bürgerinitiative „Rettung der Krone Bautzen“ stolz darüber. Im Gegensatz zur Stadtverwaltung sehen sie und ihre Mitstreiter in der Stadthalle ein solides Haus mit einer zweckmäßigen Größe, um für die mehrsprachige Bevölkerung gemeinsame Feste zu feiern, Konzerte zu veranstalten und Brauchtum zu pflegen. Vereine und Selbsthilfegruppen könnten dort ebenso ein neues Zuhause finden, ist sich die Bautzenerin sicher.

Steffen Tech vom BBBz: „Der Probebetrieb ist aus unserer Sicht ein geeignetes Mittel, um den Markt für eine Stadthalle zu testen. Die letzten Jahre können hier kein Maßstab sein, da die Krone nie im erforderlichen Umfang beworben und gemanagt wurde.“

Der Vorsitzende der Linksfraktion im Stadtrat, Steffen Grundmann, will dem nicht von vornherein entgegenstehen. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass dies keine finanziellen Auswirkungen weder auf die BWB noch auf die Stadt hat. Er bezweifelt, dass das Thema Kronebewirtschaftung in den kommenden Jahren eine bedeutende Rolle spielen wird. „Weil wir nicht glauben, dass sich die Halle aufgrund ihrer Lage, Größe und Ausstattung gewinnbringend betreiben lässt.“ Vielmehr erachtet der Bürgervertreter mittel- bis langfristig die Errichtung von barrierefreien Wohneinheiten auf dem Areal als sinnvoll – und zwar „mit zusätzlich ausreichendem Parkraum“. Steffen Grundmann: „Gerade für barrierefreie Wohnungen gibt es in der Spreestadt auch aus eigenem Erfahren einen sehr hohen Bedarf, der immer wieder nicht bedient werden kann.“

Karsten Vogt, Chef der CDU-Stadtratsfraktion, indes freut sich über das eindeutige Votum des Gremiums. „Schlussendlich ist damit das letzte Grundstück, welches im Innenstadtbereich entwickelt werden kann, wieder unter dem Einfluss der Stadt Bautzen. Einer Fehlentwicklung, wie wir derzeit am Lauengraben noch erleben müssen, ist damit wirksam begegnet worden.“ Allerdings wies der Christdemokrat auch auf einen ganz entscheidenden Fakt hin, der sich nicht einfach verleugnen lässt: „Die Bemühungen der Bürgerinitiative zum Erhalt der Krone und die Gespräche mit vielen Bautzenern zeigen, dass die Kommune Bedarf für eine Kulturstätte dieser Art aufweist.“

Die BI indes liebäugelt bereits seit geraumer Zeit mit dem Deutsch-Sorbischen Volkstheater als Partner. Das wiederum befindet sich in Trägerschaft des Landkreises. Von dort hieß es inzwischen auf Anfrage, dass ein allgemeiner Veranstaltungsbetrieb nicht zu den Aufgaben der Kultureinrichtung zähle. Das Theater selbst hält sich bedeckt. „Er kann zum Thema Krone nichts sagen, bevor er nicht mit den entsprechenden Verantwortlichen der Stadt gesprochen hat beziehungsweise er um eine Meinung ihrerseits gefragt wurde“, erklärte Sprecherin Gabriele Suschke in Bezug auf ein mögliches Engagement seitens des Intendanten Lutz Hillmann. Wie dem auch sei: Die Krone hat eine Chance verdient, meint nicht nur Steffen Tech. Denn, so der BBBz-Stadtrat: „Wir trauen ihr einiges zu.“ FDP-Mann Mike Hauschild fügte hinzu: „Erst im Anschluss an die dreijährige Probezeit sollten wir über weitere Schritte beraten.“

 

Roland Kaiser / 31.08.2018

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