Bischofswerdas Ehrenbürger rückt näher ins Bewusstsein

Das Grabmal der Familie Huste musste abgerissen werden. | Fotos: privat/ kk
Der neue Huste-Gedenkstein wird am Dienstag am Tierpark enthüllt. Der Museums- und Geschichtsverein Bischofswerda hat das Vorhaben umgesetzt und finanziert. Doch wer war Huste eigentlich?
Bischofswerda. Keine Straße und kein Platz im heutigen Bischofswerda tragen seinen Namen. Nur der Hustegraben ist eine, wenn auch sehr unauffällige, Verbindung zum früheren Ehrenbürger, Unternehmer und Wohltäter der Stadt – Ernst Richard Huste.
Der einzige schlichte Gedenkstein steht versteckt im Wald. Aufgestellt haben ihn 1927 die Bürger der Stadt Bischofswerda für den „hochverdienten Stadtrat und Ehrenbürger Herrn Kommerzienrat Richard Huste“. Der Stein stand damals an dem beliebten Weg zum „Goldenen Löwen“, den auch Richard Huste zur Entspannung gern genommen hat. Das Grab der Familie Huste auf dem Alten Friedhof musste wegen Einsturzgefahr abgebaut werden. Die Stadt Bischofswerda ließ eine schlichte Steinplatte mit Inschrift anbringen. Sie erinnert nun an die Ruhestätte der beiden Ehrenbürger und Firmeninhaber.
Der Museums- und Geschichtsverein Bischofswerda will das Wirken der Familie Huste aber wieder mehr in den öffentlichen Bereich rücken. Am Tierpark Bischofswerda ist bereits ein großer Findling aufgestellt worden. Am Dienstag, 16. August, 14.00 Uhr wird hier die Tafel enthüllt, mit der an Richard Huste erinnert werden soll.
Unterlagen, Aufzeichnungen oder Fotografien über Ernst Robert Huste und seinen Sohn Ernst Richard Huste gibt es kaum. Sicher sind die Lebensdaten: Robert Huste lebte von 1818 bis 1909 und Richard Huste von 1857 bis 1926. Brüder hatte Richard keine und seine Ehe mit Antoinette Marie von Gordon blieb kinderlos. Ein Grund, weshalb sich keine Nachfahren um das Andenken der Familie gekümmert haben.
Eberhard Lehnert vom Museums- und Geschichtsverein hat lange recherchiert, um wenigstens einige Fakten rund um das Leben und Wirken der Hustes zu ermitteln. Im Stadtarchiv, alten Zeitungen und auch der Festschrift zur 700 Jahrfeier 1927 fand er wenig. Und selbst Reklame für den Kolonialwarengroßhandel fand er nicht. Einige Unterlagen erhielt Eberhard Lehnert von einer Schulkameradin, deren Vater bei Huste gearbeitet hatte. Im Detail will Eberhard Lehnert über das Leben und Wirken Richard Hustes zur Einweihung des neuen Gedenksteins sprechen.
Vorerst sei nur so viel verraten: Gegründet wurde die Firma „Kolonialwaren en gros und en detail“ von Ernst L. Huste. Später stieg dessen Sohn Robert Huste ein und schließlich übernahm sein Sohn Richard Huste die Firma. Die umfangreichen Lagerräume für die verschiedensten Dinge des täglichen Bedarfs befanden sich zwischen Dresdener Straße und Am Hof sowie in Lagern am Güterbahnhof und an der Stiftstraße. Geliefert wurden die Waren aus Hamburg, Leipzig, Berlin und vielen anderen Orten Deutschlands bis nach Bischofswerda. Bis zu 60 Angestellte arbeiteten bei Huste. Mit dem nicht unerheblichen Gewinn aus dem Handelsgeschäft gründete Richard Huste einige Stiftungen, um zum Beispiel in Not geratene Bürger zu unterstützen. Nachdem er mit 68 Jahren gestorben war, entschieden seine Ehefrau und andere Stadträte über die Verwendung der Stiftungsgelder.
Und auch sonst stellte der Unternehmer einen Teil seiner Zeit in den Dienst der Allgemeinheit. Genau wie sein Vater war Richard Huste Stadtrat, saß im sächsischen Landtag und war in vielen Vereinen der Stadt aktiv. Aufgrund seiner Aktivitäten für Bischofswerda wurde er noch zu Lebzeiten zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Und geriet doch in Vergessenheit. Dort wo sich der Hustegarten befand, wurde 1957 der Tierpark angelegt. Deshalb sei hier auch der richtige Platz für den neuen Gedenkstein.