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Bücher ausleihen in schickem Bushäusel

Bücher ausleihen in schickem Bushäusel

Dieses Bushäusel in Tautewalde wird schon in absehbarer Zeit eine öffentliche Buchausleihe. Heinz Richter, Doreen Zedlitz und Henri Pelz (v.l.n.r.) können es kaum erwarten. Foto: RK

Eine Idee, die derzeit in Tautewalde umgesetzt wird, könnte schon bald auch anderenorts Schule machen. Im Wilthener Ortsteil lassen Heimatverein und Jugendfeuerwehr ein inzwischen ungenutztes Bushäuschen zu einer für jedermann zugänglichen Bücherausleihstation umfunktionieren. Eine erste Resonanz bei den Einwohnern fällt durchweg positiv aus.

Wilthen.
Wer kennt sie nicht: Ausgediente Telefonzellen, in denen sich kein Münzapparat mit Hörer mehr finden lässt, sondern Bücherregale. Am Postplatz in Bautzen steht so ein Exemplar seit nunmehr zwei Jahren. Hin und wieder schaut der eine oder andere Literaturliebhaber vorbei und greift sich einen der unterschiedlichsten Schmöker. In der Neustadt von Hoyerswerda wurde bereits im Juni 2013 ein Telefonhäuschen zu einer kleinen Buchausleihe gemacht. Der kleine Ort Tautewalde will jetzt nachziehen, allerdings mit einem zumindest in dieser Region bisher völlig unbeachteten Konzept. Ein vor längerer Zeit von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr aufgepepptes Bushäuschen soll fortan als Bücherhäusel dienen. Im Rahmen der landkreisweiten 48-Stunden-Aktion hatten die drei Mädchen und sechs Jungen das kleine Gebäude an der viel befahrenen Staatsstraße S 117 sowohl innen als auch außen mit einem neuen Anstrich versehen. Auch verschwanden einige Dreckecken aus dem einstigen Wartehäuschen. Mittlerweile haben Heinz Richter und Henri Pelz vom Heimatverein die ersten Halterungen für die künftigen Regale an die Wand montiert. Auf vier Metern Breite lassen sich zunächst drei Böden installieren, auf denen die Bücher ihren Platz finden sollen. Die benötigten Bretter spendiert ein ortsansässiger Tischler. Sie sollen in den kommenden Tagen fertig sein, erzählt Vereinschef Heinz Richter. „Schon bevor uns die Stadt für das Vorhaben grünes Licht gab, erhielten wir aus der Bevölkerung mehrere Buchspenden“, fügt der 68-Jährige hinzu. Er ist sehr froh, dass die Idee des Vereins solch einen Rückhalt findet. „Noch türmen sich die Kisten mit den gesammelten Werken bei den Leuten daheim, doch wenn es so weit ist und wir unser Bücherhäusel einräumen können, werden wir die Kartons abholen und die einzelnen Titel in die Regale einsortieren.“

Selbst Bürgermeister Michael Herfort kommt bei so viel Engagement und Tatendrang ins Schwärmen: „Das ist eine gute und innovative Sache, die hoffentlich genutzt wird und von Vandalismus verschont bleibt.“

Der städtische Bauhof werde mit anpacken, sobald die Initiatoren des Projekts dessen Unterstützung benötigen. Das Stadtoberhaupt weiß um die Bedeutung der Literatur in Wilthen. „Die Stadtbibliothek ist beliebt und bietet seit Neuestem auch E-Books elektronisch zur Ausleihe an. Das Buch-Bushäuschen sehen wir als eine schöne Ergänzung.“

Spätestens im September soll es mit dem Ausleihen losgehen – und zwar völlig unkompliziert. „Das Ganze beruht auf Vertrauensbasis“, betont Heinz Richter. „Leser können Bücher auswählen, mit nach Hause nehmen und wieder zurückbringen. Auch Werke, die dort bislang nicht zu finden sind, lassen sich jederzeit ins Regal stellen.“ Bis die Ausleihe samt Büchertausch anläuft, funktioniert auch die Beleuchtung im Bücherhäusel, versichern die Mitstreiter des Heimatvereins. Sie planen zudem, in der Ausleihstation einen Ecktisch und zwei Stühle aufzustellen. Eine rote Bank zum Verweilen existiert bereits. Nur an einer Tür fehlt es noch, um den stets zugänglichen Raum vor Wind und Wetter zu schützen. Die Hoffnung ist groß, dass diese schon in Kürze eingesetzt wird.

Unterdessen appellieren Heinz Richter, Henri Pelz und die einstige Vize-Jugendwartin der Jugendfeuerwehr Doreen Zedlitz vor allem an die jüngeren Nutzer des Bücherhäusels, besondere Vorsicht im Umfeld des kleinen Gebäudes walten zu lassen. An dem donnern immer wieder größere Lkw und auch Busse vorbei. Ein grundhafter Ausbau der Straße mit einem separaten Geh- und Radweg ist erst in den kommenden Jahren vorgesehen. Momentan läuft Angaben der Stadtverwaltung zufolge ein aufwendiges Planfeststellungsverfahren für die Asphaltpiste.

„Wir würden uns freuen, wenn unser Angebot, Bücher in einem ehemaligen Bushäuschen auszuleihen, angenommen wird“, meint Heinz Richter. Andere Kommunen, die jetzt auch gern ausgediente Wartehäusel umfunktionieren möchten, ermutigt der 68-Jährige. „Wer bei uns abgucken möchte, darf das gern tun. Ein Bushäuschen in eine öffentliche Bücherausleihe zu verwandeln war die einzige Möglichkeit in Tautewalde, um einen lang gehegten Gedanken endlich in die Realität umzusetzen.“

Roland Kaiser / 21.08.2017

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