Cranach der Ältere ist noch etwas älter

Wibke Ottweiler u. Daniel Görres bei der Untersuchung des Görlitzer Lutherbildnisses von Lucas Cranach d. Ä. Foto: Carmen Wojcik
Görlitz. Im August waren die Restauratorin Wibke Ottweiler und der Kunsthistoriker Daniel Görres vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg im Kulturhistorischen Museum Görlitz zu Gast. Sie arbeiten derzeit in einem von der Leibniz-Gemeinschaft geförderten Forschungsprojekt, das alle Luther-Bildnisse aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. näher untersucht. Ihr besonderes Interesse galt Cranachs Lutherbildnis, das aus dem Görlitzer Rathaus stammt und heute im Barockhaus Neißstraße 30 zu sehen ist. Es trägt die Datierung 1546 und eine für Cranach untypische Signatur.
Mit Hilfe einer Infrarotkamera konnte das Forscherteam nun völlig neue Erkenntnisse zur Entstehungsgeschichte dieses Gemäldes gewinnen. Es stellte sich heraus, dass der Bildhintergrund 1546 – Luthers Sterbejahr – oder danach vollständig übermalt wurde. Im Infrarotbild wurde unter dieser Übermalung die geflügelte Schlange als typische Signatur Lucas Cranachs d. Ä. sowie die Datierung 1530 sichtbar.
Damit wissen wir nun, dass das Görlitzer Luther-Bildnis nicht nur ein echter Cranach ist, sondern bereits anderthalb Jahrzehnte früher als bisher angenommen entstand.