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Das Chaos ist bislang ausgeblieben

Das Chaos ist bislang ausgeblieben

Die alte B 115-Brücke ist verschwunden; derzeit werden noch die Widerlager abgebrochen und der Schutt beräumt. Foto: Menschner

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Dass sich die Nieskyer für die Großbaustelle vor ihrer Haustür interessieren, zeigte der kürzlich durchgeführte Besuchertag, bei der auch DB-Maskottchen Max Maulwurf dabei war. Foto: Uwe Menschner

Trotz der Sperrung der B 115 läuft der Verkehr in Niesky weitgehend entspannt. Die wahre Herausforderung steht allerdings noch bevor.

Niesky. Freitagmittag am Bahnübergang Muskauer Straße in Niesky: Gemächlich fließt der Verkehr. Immer wieder mal holpert ein Auto über die Gleise. Von dem befürchteten Verkehrschaos nach der Sperrung der Bundesstraße 115 infolge des Brückenabrisses keine Spur. Selbst als kurzzeitig ein Lkw kurz vor dem Übergang „liegenbleibt“ und eine der beiden Fahrspuren blockiert, kann von Stau nicht auch nur ansatzweise die Rede sein.

Also alles eitel Sonnenschein? Die Warnungen nur Kassandrarufe? „Es gibt schon gewisse Schwerpunktzeiten. Frühmorgens und gegen 16.00 Uhr, also im Berufsverkehr, ist mehr los als jetzt“, meint die Nieskyer Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann. Doch von Chaos könne auch zu diesen Zeiten keine Rede sein: „Es hält sich alles im normalen Rahmen.“ Offenbar, so die Rathauschefin, halten sich die Autofahrer an die offizielle, weiträumige Umleitung.

Dabei verkennt sie aber nicht, dass die wirkliche Herausforderung noch bevorsteht. Wenn nämlich am 29. Oktober die technische Inbetriebnahme der Gleise erfolgt, dann beginnt auch die Zeit der Mess- und Probefahrten. „Die neu errichtete Strecke wird nach allen Regeln der Kunst getestet“, so Projektleiter Ulrich Mölke von der Deutschen Bahn AG. Die Züge fahren dann zum Teil mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit – 160 Kilometer in der Stunde – über die Niederschlesische Magistrale. Ab Mitte November haben die Eisenbahnunternehmen die Möglichkeit, ihre Züge testweise über die Strecke zu schicken und ihr Betriebspersonal mit deren Besonderheiten vertraut zu machen. Und am 10. Dezember – dem Tag des offiziellen Fahrplanwechsels – beginnt der reguläre Betrieb sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr.

Die tagsüber stündlich verkehrenden Personenzüge zwischen Görlitz und Hoyerswerda stellen dabei in der Perspektive nur einen kleinen Teil der Belegung dar; den Hauptanteil machen die Güterzüge, für die die Strecke ja ertüchtigt wurde, aus. Und jedes Mal, wenn ein Zug den Bahnübergang passiert, geht – logischerweise – die Schranke runter. Dank moderner Steuerungstechnik nicht mehr so lange wie früher, aber doch mehrmals in der Stunde. Zwischen dem 29. Oktober und dem 30. November – dem Tag, an dem die neue Unterführung „Krone“ eröffnet werden soll – steht bei laufendem Bahn-Probebetrieb nur der Übergang Muskauer Straße zur Verfügung. Sicher ein überschaubarer Zeitraum, aber doch ein ganzer Monat. Und auch nach ihrer Eröffnung kann die Krone nur für den Pkw-, aber nicht für den Lkw-Verkehr Entlastung bringen. Dieser Status Quo bleibt voraussichtlich bis zum August 2019 erhalten; für diesen Zeitpunkt plant die Deutsche Bahn AG die Inbetriebnahme der neuen B 115-Brücke. „Das ist der späteste Termin. Wenn wir es früher schaffen, umso besser“, versichert Ulrich Mölke. Gegenwärtig laufen letzte Abbrucharbeiten an den Widerlagern der alten Brücke, bevor der Neuaufbau beginnt. Wenn die neue Brücke steht, sollten sich die Verkehrsverhältnisse in Niesky wieder denen von vor dem Baubeginn angleichen.

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Auf dem und um den Bahnhof Niesky müssen noch umfangreiche Arbeiten erledigt werden. Foto: Uwe Menschner

Und noch ein weiterer Punkt wurde in Niesky heiß diskutiert: Der Lärmschutz. Doch auch hier sieht Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann „mit den Anwohnern alles geklärt; da gibt es keine Probleme mehr.“ Wobei eine abschließende Beurteilung freilich erst möglich sei, wenn die Züge rollen. Insgesamt sieht die Rathauschefin die Baumaßnahmen positiv: „Wir Nieskyer sind sehr froh über den Bahnanschluss. Er steht im Einklang mit den politischen Bestrebungen zur Stärkung des ländlichen Raumes. Freilich ist das nur der erste Schritt – es muss gewährleistet sein, dass die Menschen zum Zug kommen.“ Und da gibt es noch viel zu tun.

Uwe Menschner / 11.09.2018

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