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Das Haus Schminke feiert ein Comeback

Das Haus Schminke feiert ein Comeback

Nach einer umfangreichen Baumaßnahme im vergangenen Jahr empfängt das Haus Schminke in Löbau wieder Besucher aus nah und fern. Foto: Steffen Linke

Das Haus Schminke in der Kirschallee 1b in Löbau, eines der bedeutendsten Bauten der klassischen Moderne weltweit, ist nach einer umfangreichen Baumaßnahme wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Löbau. Im vergangenen Jahr wurde vor allem das Dach neu abgedichtet. In diesem Zusammenhang seien auch die Glaskörper in der Dachfläche über der Elternterrasse erneuert worden, berichtet Julia Bojaryn von der Stiftung Haus Schminke. Diese waren durch Witterungseinflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die deutlichen Risse im Putz auf der Südseite wurden geschlossen, sodass die Fassade nun wieder wetterfest ist.

Die erste Bauphase ist mit dem Dach abgeschlossen. Für die Glaskörper wird es noch eine Schutzabdeckung geben, die in den kommenden Wochen eingebaut werden soll.
Auf der Südseite fehlt momentan noch der neue Oberputz, der die Risssanierung überdecken wird. Hier wurde mit viel Recherchearbeit ein Putz gefunden, der dem Original wirklich sehr nahe kommt, inklusive der glitzernden Quartzpartikel, so Julia Bojaryn. „Leider hat uns die Witterung einen Strich durch die Rechnung gemacht, da aufgrund der Wetterlage nicht geputzt werden kann“, sagt sie. Insgesamt habe die Abstimmung mit der Denkmalpflege bezüglich des Außenputzes bedauerlicher Weise sehr viel mehr Zeit in Anspruch genommen als erhofft, wie sie betont.

Die restlichen Fassaden werden nach der Entscheidung des Landesamtes für Denkmalpflege nur gereinigt und dann voraussichtlich mit einer Lasur versehen, um ein einheitlicheres Erscheinungsbild zu erhalten. Hier ist in größeren Flächen noch der originale Putz von 1933 vorhanden, der aber durch die letzten 85 Jahre entsprechend durch Schmutzpartikel belegt ist. Wie einheitlich das Erscheinungsbild dann werden wird, bleibt abzuwarten, so Julia Bojaryn.

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Im Rahmen der letzten Baustellenführungen im Jahr 2018 genossen die Besucher vom Garten aus den Blick auf das Haus Schminke. Jetzt ist das Haus selbstverständlich wieder ohne Helm zu besichtigen. Foto: Stiftung Haus Schminke

Die Wiedereröffnung war der erste Schritt für das Comeback des Hauses Schminke im Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019. Erfahrungsgemäß ziehen die Besucherzahlen vor allem ab März deutlich an, weiß sie aus Erfahrung.

„Da sich das Haus vor allem aus dem laufenden Betrieb finanziert, freuen wir uns auf zahlreiche Gäste im Rahmen des Bauhaus-Jubiläums“, sagt sie. Im Laufe des Jahres seien dazu auch verschiedene Sonderveranstaltungen geplant.
„Außerdem werden wir im März unsere neue Publikation ,Der moderne Blick – the modern view’ vorstellen. Dort geht es um 20 Gebäude der 1920er und 30er Jahre in Sachsen. Im Vordergrund stehen dabei die spannenden Geschichten hinter den Gebäuden. Mit einer zugehörigen Smartphone-App und zahlreichen kleinen Videoclips richtet sich das Buch dann nicht nur an ein Fachpublikum, sondern an Jedermann“, betont sie. Zu den anschließenden Aktivitäten zählen unter anderem einige Vorträge zum Thema des Jubiläums im Haus Schminke. „Außerdem ist das ein oder andere Konzert geplant und auch die Fernsehdreharbeiten für das ,Privatkonzert’ gehen in die nächste Runde“, so Julia Bojaryn. Der Programmchef der Deutschen Welle, Rolf Rische, kündigte an, dass es bereits Gespräche über eine dritte Staffel gebe. Das Haus Schminke ist einer der sächsischen Orte, die Teil der bundesweiten „Grand Tour der Moderne“ sind. „Das freut uns natürlich sehr. Wir bekommen seit dem letzten Jahr außerdem zahlreiche Anfragen von verschiedenen Zeitschriften, Zeitungen und Publikationen, die sich dem Bauhaus-Jubiläum widmen. Das Haus Schminke ist für Sachsen einfach ein prominentes Beispiel für die moderne Architektur der 1920er und 30er Jahre“, sagt sie stolz. Vielleicht gibt es auch in Sachen Besucherzahlen einen weiteren Aufschwung. „Wir hoffen, dass wir dieses Jahr die 10.000er Marke knacken. Da wir auf eine Winterpause verzichten und auf Grund des Jubiläums und der vergangenen Schließzeit mit einem erhöhten Besucheraufkommen rechnen, sind wir ganz zuversichtlich“, so Julia Bojaryn.

Die äußere Gestalt des Hauses vermittelt dem Besucher natürlich einen ersten Eindruck. Dazu trägt der Zustand des Außenputzes enorm bei, fährt sie fort. Ein einheitliches Erscheinungsbild in einer Farbigkeit, die dem Originalzustand näher kommt, sei deshalb natürlich sehr wichtig. Die einheitlich helle und glitzernde Fassade entspricht auch dem Entwurfsgedanken des Architekten Hans Scharoun.

Die komplizierte Situation mit der Schließzeit und der Baustelle war für viele Löbauer vielleicht nicht immer ganz verständlich. Das liegt aber laut Julia Bojaryn daran, dass dem Laien die Position der Denkmalpflege im Bezug auf das Haus auch nicht unbedingt einfach zu vermitteln ist: „Insgesamt sind wir aber sehr glücklich über das Verhältnis zu den einheimischen Besuchern. Vor allem seit der MDR-Sendung ,Privatkonzert’ gibt es bei den Löbauern einen gewissen Stolz auf die Präsenz des Hauses im Fernsehen und die zahlreichen Stargäste, die im Rahmen der Sendung in Löbau sind. Viele Löbauer kommen vor allem mit ihrem Besuch von außerhalb zu uns und zeigen auf diese Weise, was Löbau zu bieten hat.“ Und sie fährt fort: „Wir freuen uns immer, wenn wir von den Löbauer Gästen persönliche Erinnerungen und Geschichten zum Haus und seiner Vergangenheit erfahren. Und alle skeptischen Löbauer kann ich nur einladen, mal zur Führung vorbeizukommen. An den Wochenenden gibt es immer um 13.00 und 15.00 Uhr die Möglichkeit, das Haus Schminke in einer öffentlichen Führung kennenzulernen.“

Nochmals Julia Bojaryn: „In Löbau steht mit dem Haus Schminke eines der vier wichtigsten Wohnhäuser der klassischen Moderne weltweit. Die einzigartige Atmosphäre kann man nicht nur bei einer Führung, sondern auch bei einer Übernachtung oder der eigenen Feier im Haus erleben.“ Dieses Erlebnis sei auf jeden Fall wirklich einzigartig.

Steffen Linke / 08.02.2019

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