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Das Rothenburger Sommerfest nach 1945

Das Rothenburger Sommerfest nach 1945

Die Mitglieder des aktuellen Sommerfestbeirates (vorn) Siegfried Schulz und (hinten) Hartmut Steinert waren für die Planung und den reibungslosen Ablauf des Festumzuges 2018 zuständig. Siegfried Schulz ist hierfür schon seit 1972 tätig. Foto: M. Schleuder

Die Geschichte des Sommerfestes in Rothenburg in der Ausgabe vom 28. Juli kam bei vielen Lesern so gut an, dass der NSK Hans-Joachim Wergien bat, diese für die Nachkriegszeit noch fortzusetzen.

Rothenburg. Am Sonnabend, dem 10. August 1946 abends nach Eintritt der Dunkelheit gab es erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg den „Umzug der Auguste“ und anschließend Tanz. Tags darauf erfolgte um 9.00 die Eröffnung einer Gewerbeschau. 12.30 kam es zur Auffahrt der Festwagen auf dem Turnplatz, die ab 13.00 Uhr als Festzug durch die Stadt zogen. Um 14.00 erfolgte die öffentliche Prämierung des schönsten Festwagens auf dem Karl-Marx- Platz, um 15.00 begannen Arbeitswettbewerbe auf dem Festplatz im Stadtpark (Wettstreit der Mäher, Säger, Schäler, Schmiede, Stenotypistinnen u.s.w.). Für Kinder gab es um 17.00 Uhr ein Märchenspiel auf der Freilichtbühne, zugleich erfolgte die Bekanntgabe der Preisträger. Außerdem gab es nachmittags und abends „Tanz auf allen Sälen“.
Auf dem Festplatz waren Karussells, Schaubuden und sonstige Volksbelustigungen zu finden. Am Montag gab es einen großen Rummel auf dem Festplatz. „Die Gewerbebetriebe sind in der Stadt nachmittags geschlossen“, hieß es daher. Erneut kam es um 20.00 zu einem Märchenspiel auf der Freilichtbühne. Um 21.00 zogen die Kinder mit Fackeln und Lampions vom Parktheater zum Karl-Marx-Platz.
„Kommt alle nach Rothenburg zu unserem Fest der Arbeit und der Freude“, teilte der Festausschuss bereits im Geist der neuen Zeit mit und kündigte zudem ein Feuerwerk und anschließend Tanz an.
In einem namentlich nicht gekennzeichneten Brief lesen wir: „In der Auswertung des ersten Sommerfestes nach dem Krieg wurde festgestellt, dass das Fest 1947 weitere Höhepunkte erreichen muss. Dazu war es erforderlich, die Arbeit des Festausschusses auf breitere Schultern zu verteilen. So wurden aus der Stadtverwaltung Kollege Wilhelm Seidel und Walter Roche, aus Geheege Lehrer Fischer und aus Rothenburg Willi Paschke, Frau Schnieber und Emma Hinze für eine Mitarbeit gewonnen. Die Gewerbeschau hatte gezeigt, dass unbedingt eine Halle für diese Ausstellung sein musste.“
Eine Besichtigung der ehemaligen Reithalle, die sich in einem wüsten Zustand befand, wurde als geeignet befunden. Es war uns allen klar, die Halle musste bis zum Fest ausgebaut sein. Es wurde darüber beraten, eine Spende für diesen Zweck aufzulegen. Nach meiner Erinnerung kamen etwa 4.000 Mark zusammen.
Der Ausbau konnte beginnen. Der Boden musste um einen aufgefüllt werden. Die innere Instandsetzung war ebenso erheblich. Nach Fertigstellung hatten wir 25 Ausstellungsstände geschaffen. Außer den vielen freiwilligen Aufbaustunden musste noch eine Handwerkerrechnung von 4.716,83 Mark beglichen werden. Die Ausstellung kam an. Eine neue Einnahmequelle für das Sommerfest war geschaffen.
Neu hinzu kam der Waldgottesdienst mit Bläserchor im Park. Auf Grund der vielen Besucher des Volksfestes 1947 stand fest, dass die Tanzlustigen aufgrund zu geringer Tanzfläche nicht auf ihre Kosten kamen. Kollege Weinhold brachte erstmalig den Vorschlag, auf dem Markt ein Tanzpodium zu errichten. Der Vorschlag musste abgelehnt werden, da die Finanzlage uns das noch nicht gestattete.
Inzwischen wurde die Versorgungslage besser. Für 1947 hatten sich die Organisatoren eine Neuheit einfallen lassen. Sie schufen ein Eintrittsheft, das neben dem Festprogramm, Abstimmzettel für den schönsten Festwagen und das schönste Schaufenster einen Gutschein für ein Essen ohne Abgabe von Lebensmittelmarken, jedoch gegen kleines Entgelt enthielt. Letztich erwarb man mit dem Kauf dieses Heftchens ein Warenlotterielos für eine Tombola.

1948
Der Besucherkreis wurde immer größer und damit auch der Bedarf an Beköstigung. Der Festausschuss bemühte sich , die Besucher mit Bockwurst und Anderem zufriedenzustellen. Auch der Handel gab sich große Mühe. Es gelang uns auch, die Gastwirte zu verpflichten, Eintopf auszugeben. Hierzu wurde Pferdefleisch beschafft. Der Festausschuss hatte ein Festheft verkauft, in dem neben dem Programm auch ein Essengutschein enthalten war. Diesen rechneten die Gastwirte mit dem Festausschuss ab und es verblieben 20 Pfennige als Einnahme.

1949
Das Sommerfest wurde auf fünf Tage erweitert, was sich nicht bewährte. Es war uns gelungen, ein neues Tanzpodium auf dem Markt aufzustellen. Kollege Pische ermöglichte es, dass dies bei der Firma Müller & Söhne angefertigt werden konnte. Die Verpflegungslage hatte sich gebessert. Es gab außer Bockwurst schon Bohnenkaffee und Kuchen. Auch der Handel war sehr rührig und hatte gute Einnahmen. Das Tanzpodium wurde durch den Gastwirt des Ratskellers, Otto Oehlk, bewirtet. Wir verzeichneten schon 52 Verkaufsbuden – außer Karussell und Schaubuden. Die Besucheranzahl erreichte die stattlich Zahl von 9.000 bis 10.000. Beim Einzug des Festzuges auf den Markt hatten die Ordner zu tun, um den Zug durch die Menschenmassen durchzuschleusen.

1950
Es gab die erste Warenlotterie mit einem Fahrrad als Hauptpreis. Kollege Steinmeier führte diese mit einigen Mitstreitern durch. Das Rad gewann der Körperbehinderte Heinz aus dem hiesigen Krankenhaus.
Erstmalig war es gelungen, den Spielmannszug des Waggonbaus Niesky zur Teilnahme zu gewinnen. Die Leitung hatte Fabian Franz aus Niesky. Auf dem neuen Podium fand erstmalig das Kunstradfahren von Willi Springer aus Döbern statt. Vom Gesangsverein wurde ein Kreissängerwettstreit eingeführt.

1951
Träger des Rothenburger Sommerfestes wird die „Deutsche Volksbühne Rothenburg“. Auf Grund der Weltfestspiele musste das Sommerfest auf die Zeit vom 7.-9. Juli verlegt werden, was sich nicht gut auswirkte. Der Überschuss von 1950 wurde zum Einbau eines versenkten Orchestergrabens auf der Freilichtbühne und Erweiterung der Garderobenräume verwendet.
Eine Generalüberholung des Stromversorgungsnetzes auf dem Festplatz und der Freilichtbühne war erforderlich. Hierfür erhielten wie vom FDGB eine Spende von 2.000 Mark. Der Festzug zeigte in diesem Jahr 20 Festwagen. Erstmalig wurden von der Grenzpolizei vier Festreiter gestellt.

1953
Nachdem 1952 keine wesentlichen Änderungen erfolgen, wird 1953 die Ausstellungshalle vom Rat der Stadt anderen Verwendungszwecken zugeführt, die Gewerbeschau fand damit ihr Ende. Von Paul Weinhold wurde der Antrag eingebracht, aus dem Überschuss für Rentner und alten Leute eine Weihnachtsveranstaltung auszurichten. Dem wurde entsprochen und 1.800 Mark zur Verfügung gestellt. Auch die FDJ erhielt 150 Mark für die Neuanschaffung von Trommeln. Paul Weinhold brachte zudem den Antrag ein, erstmalig ein Höhenfeuerwerk abzubrennen.

1955
Zur Verstärkung des Festumzuges wird die Schallmeienkapelle aus Pechern angeworben.

1956
Höhepunkt war der Festumzug mit 29 Wagen und Festgruppen. Traditionell wurde die Entwicklung der Stadt seit 1268 aufgezeigt.

Hans-Joachim Wergien/tsk / 16.08.2018

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