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Die Bibliothek als Stadt-Wohnzimmer

Die Bibliothek als Stadt-Wohnzimmer

Bibliotheksleiterin Marion Kutter und ihre Mitarbeiterinnen freuen sich über die neue Perspektive für ihre Einrichtung. Foto: Archiv

Mit dem für Ende 2021 geplanten Umzug ins erweiterte Lessing-Gymnasium beginnt eine neue Ära. Die Lessing-Bibliothek will dies nutzen, um eine sachsenweite Neuerung einzuführen.

Kamenz. Mit der Erweiterung des Lessing-Gymnasiums geht auch für die Kamenzer Stadtbibliothek, die ebenfalls den Namen des großen hier geborenen Aufklärers trägt, ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: Der Umzug in neue, größere und den Nutzerbedürfnissen angepasste Räume. 
„Der Verbleib im Lessinghaus würde aufgrund der seit 1952 beklagten Platzprobleme eine Stagnation auf bestehendem Niveau bedeuten“, stellt Leiterin Marion Kutter fest. Der Umzug ins Gymnasium hingegen bietet vielfältige Möglichkeiten zur Entwicklung, deren Grundlage ein vom Stadtrat bestätigtes Konzept bildet. Der „Oberlausitzer Kurier“ stellt es in Grundzügen vor.

Mehr als nur ein Umzug

Der Landkreis Bautzen als Schulträger stellt der Stadt Kamenz im Kopf des Erweiterungsbaus circa 800 Quadratmeter für die Stadtbibliothek zur Verfügung. Die Planung sieht eine eigenständige Erschließung von der Oststraße über einen separaten Vorplatz vor. Vom Haupteingang aus werden unterschiedliche Nutzungs- und Themenbereiche erschlossen, die auf unterschiedliche Altersgruppen und Interessen ausgerichtet sind. Wichtigstes Ziel ist eine nutzerfreundlichere Präsentation des Bestands. „Für viele Kunden ist die Gliederung nach der Klassifikation für Allgemeinbibliotheken ein Hemmnis“, weiß Marion Kutter. Deshalb soll die Sachliteratur künftig in Themen-Kabinetten und im Kinderbereich nach Interessenskreisen aufgestellt werden.

Ein Wohnzimmer für die ganze Stadt 

Die „neue“ Lessing-Bibliothek soll Benutzerfreundlichkeit mit einer hohen Aufenthaltsqualität verbinden. Dazu gehört das Nebeneinander von „ruhigen“ und „lauten“ Bereichen. Also der Möglichkeiten, einerseits konzentriert und ungestört zu arbeiten und andererseits zur Begegnung und zum Austausch. 
Letzterem dient unter anderem ein deutlich erweitertes Veranstaltungsspektrum, das die Bibliothek nach ihrem Umzug in die neuen Räume etablieren will. Es reicht von Recherche-Seminaren für Schulklassen über ein Lese-Café zu den Lessingtagen bis hin zu Familienaktionen. Vor- und Grundschüler sollen sich in der „Nestschaukel“ wohl fühlen, in der Les(e)bar gibt es Kaffee oder Tee aus dem Automaten. Der Sachbuchbereich soll in Form von „Wissensinseln“ mit PC-Arbeitsplätzen gestaltet werden. Im Jugendbereich stehen Chill-Möbel und (eventuell) ein Tischkicker zur Verfügung.

Am Abend und am Wochenende

Gegenwärtig beobachten viele Mittelzentren-Bibliotheken, zu denen Kamenz gehört, einen starken Wandel im Nutzerverhalten: „Vor allem Heranwachsende und junge Erwachsene brauchen aufgrund ihrer hohen Alltagsmobilität eine flexiblere Zugangsmöglichkeit in den Abendstunden und am Wochenende“, weiß Marion Kutter. Deshalb will die Lessing-Bibliothek als erste Einrichtung in Sachsen den „Open Library“-Service anbieten: „Dabei handelt es sich um eine technische Lösung, die eine zusätzliche, stundenweise Öffnung ohne Personal ermöglicht“, so die Bibliotheksleiterin. Dafür ist es erforderlich, ein automatisiertes Zugangssystem für die Öffnung am Abend und an Samstagen zu installieren. So wird die Möglichkeit geschaffen, abends von 18 bis 20 Uhr sowie an Samstagen von 10 bis 20 Uhr Medien zu entleihen und zurückzugeben. Generell sollen Ausleihe und Rückgabe durch die Einführung von RFID-Technik (Radio Frequency Identification = „Funkerkennung“) weitgehend automatisiert werden. „Dies ist unumgänglich, um mit dem vorhandenen Personal auf einer mehr als doppelten Fläche zu agieren und zusätzlich die Aufgaben einer Schulbibliothek zu übernehmen“, so Marion Kutter.

Eröffnungstermin steht bereits fest 

Während von (laut Plan) März 2020 bis Dezember 2021 der Erweiterungsbau errichtet wird, wollen die Mitarbeiterinnen der Bibliothek den Bestand für das RFID-System fit machen. Im November und Dezember 2021 müssen die Kamenzer ohne Bibliothek auskommen, denn dann findet der große Umzug statt. In der ersten Hälfte des Januars 2022 wird die neue Bibliothek auf Herz und Nieren getestet, bevor am 22. Januar 2022 – dem 293. Geburtstag von Gotthold Ephraim Lessing – die Eröffnungsglocken erklingen. 

Uwe Menschner / 12.01.2020

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