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Die Botschaft ist der Weg zum Welterbe

Die Botschaft ist der Weg zum Welterbe

Im Rahmen der Kulturroutentagung konnte Ratsarchivar S. Hoche Kulturhistorikern aus verschiedenen Ländern darstellen, welche Schätze auch aus ihren Ländern im Görlitzer Ratsarchiv zu finden sind. Foto: Stadt Görlitz

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Ein 3D-Druckmodell im Maßstab 1:25 des Hallenhauses Brüderstraße 9 visualisiert das architektonisch einzigarte Konzept. Foto: Matthias Wehnert

Dass die Bausubstanz von Görlitz an sich einzigartig ist und Anspruch hat sich als Welterbe zu sehen, dürfte jeder Görlitzer unterstreichen. Doch mit welcher Strategie kann die Stadt diesem Anspruch eigentlich Nachdruck verleihen? Ideen haben deutliche Fortschritte gemacht. Die Stadt stellte diese nun vor.

Görlitz. Dass der Weg zum von der UNESCO anerkannten Welterbe kein leichter ist, hatte zuletzt Naumburg an der Saale gezeigt, das erst nach dem dritten Anlauf mit seinem Dom die Aufnahme in den erlauchten Kreis fand.

In Görlitz gibt es bereits seit den 90er Jahren Bemühungen, sich um eine Aufnahme in die UNESCO-Welterbe-Liste zu bewerben. Eine international besetzte Fachkommission bescheinigte Görlitz 2014 Potenzial. Langsam laufen nun die vielen Pfade in einen fest umrissenen Weg zusammen, der einer erkennbaren Strategie folgt. Die Etappen skizzierten Oberbürgermeister Siegfried Deinege und Bau- und Kulturbürgermeister Dr. Michael Wieler mit fachkundigen Gästen am 13. Dezember im Rathaus. Der Erfolg soll nun aus der Kombination zweier Aspekte folgen. Insbesondere nach einer im September in Görlitz abgehaltenen Tagung, zu der die Crème de la Crème an Kulturhistorikern und auch Entscheidern über den Welterbestatus zusammenkam, ist die Erkenntnis gereift, dass nicht die reine – wenn auch beeindruckende – historische Kulisse der Stadt die Aufnahme in den kulturhistorischen Olymp verschaffen kann, sondern dass mit diesem Zeigen der Schätze auch eine Botschaft, woraus dieses Erbe geschöpft wurde, verbunden sein muss. Die Hallenhäuser-Ausstellung in der Brüderstraße 9 wies hierbei den Weg. Kurator Frank-Ernest Nitzsche, zugleich Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, hat dabei wichtige Vorarbeiten erledigt. Entlang der alten europäischen Verkehrsader „Via Regia“ nahm er zusammen mit Fotograf Ulrich Schwarz über Polen bis ins ukrainische Galizien eine Bestandsaufnahme der historischen Handelsplätze vor. Das ganze verdichtet sich nun zum Ansatz „das zentraleuropäische Handelssystem der Frühen Neuzeit darzustellen“, sagt Michael Wieler. Görlitz ist der Ort, von dem aus die hier entwickelten Hallenhäuser entlang des Handelsweges architektonisch und eingebettet in das damalige Wirtschaftssystem auf Ostmittel- und Osteuropa ausstrahlten.

Görlitz käme damit quasi die Rolle zu, das historische Handelssystem des halben Kontinents anhand seiner erhaltenen baulichen Infrastruktur darzustellen. Daraus ergibt sich nun der enorme Anspruch, hierzu umfassend weiter zu forschen, um diese Idee noch schlüssiger zu vermitteln.

Stadtsprecher Wulf Stibenz sieht die „Vita der Hallenhäuser“ hierbei im Zentrum. Letztlich könne das Görlitzer Ratsarchiv mit Dokumenten zur Handelsgeschichte über viele Jahrhundert glänzen und erfülle die Darstellung des Handelssystems der Frühen Neuzeit so zum Leben und hochinteressanten Fundus für die internationale Wissenschaft.

In Sachen Internationalität hat Görlitz bereits Lehrgeld zahlen müssen, räumte hingegen Europastadt-Geschäftsführerin Andrea F. Behr ein. Die Zusammenkunft der Experten im September habe gezeigt: „Wir müssen im Englischen besser werden“. Ein neuer kulturhistorischer Imagefilm auf Englisch soll daher Experten aus anderen Ländern ansprechen, ein 3D-Modell des Hallenhauses Brüderstraße 9 kommt auch haptischen Bedürfnissen entgegen.

Friederike Hansell konnte als sächsische Welterbestätten-Koordinatorin bereits Optimismus verbreiten, dass das internationale Fachpublikum mit den Welterbeexperten 2018 quasi schon Lunte der Görlitzer Visionen geschnuppert habe. Ihrer Ansicht nach sei bislang kaum bekannt gewesen, dass die Stadt an der Neiße über eine solche Dichte an historischer Bausubstanz samt historisch auswertbaren Quellen in ebensolcher Fülle verfüge.

Till Scholtz-Knobloch / 24.12.2018

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