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Die drei Leben eines Superzuges

Die drei Leben eines Superzuges

Bei der großen Modellbahnschau Anfang des Jahres in Löbau fand er als Modell von Matthias Schubert aus Pulsnitz bereits großen Anklang, in Dresden ist er bald auch im Original zu sehen: Der VT 18.16 aus Görlitz. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Der VT 18.16 hat als Flaggschiff der Deutschen Reichsbahn bereits zwei Leben hinter sich. Enthusiasten wollen ihm nun ein Drittes einhauchen. Besonders eng ist der Zug mit Görlitz verbunden.
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Friedlich vereint das Flaggschiff SVT (Ost) links im Bild und rechts der wenige Jahre ältere TEE (West). Foto: Till Scholtz-Knobloch

Görlitz/Löbau. Wer in den Achtzigerjahren von Bautzen oder Hoyerswerda nach Berlin wollte, der konnte sich in den Trabi setzen und den beschwerlichen Weg über die Autobahn nehmen. Oder er bestieg einen Zug, wie es ihn damals keinen zweiten gab, auch wenn dieser sich optisch an die DB-Baureihe VT 11.5 (TEE) anlehnte: den VT 18.16, einen Dieseltriebzug, der selbst heute noch futuristisch anmutet.

Der Einsatz als „Sorbenexpress“ bildete bereits das zweite Leben des Superzuges, der in den Siebzigerjahren von Berlin aus nach Kopenhagen, Wien, Karlsbad (Karlovy Vary) und Malmö gefahren war. Dabei trug das Flaggschiff der Deutschen Reichsbahn solch klangvolle Namen wie Vindobona, Karlex oder Neptun. 2003 erfolgte die Abschiedstour des damals bereits als Museumszug dienenden letzten fahrtauglichen Exemplars. Danach kam es in den Fundus des Deutschen Bahnmuseums, das ihn 2014 an die AG Osthavelländische Kreisbahnen verlieh. Diese plante, den Triebwagen als Traditionszug aufzuarbeiten und stationierte ihn in Ketzin im Landkreis Havelland. 2018 hieß es für die Brandenburger Eisenbahnfreunde Abschied nehmen von „ihrem“ VT 18.16, der zunächst nach Lichtenfels in der Nähe von Nürnberg gebracht wurde. „Das Abstellen im Freien hat Spuren an dem Wagen hinterlassen“, erklärte die AG damals selbst in einer Mitteilung.
Am 23. März 2019 begann – womöglich – das dritte Leben für den VT 18.16. An diesem Tag nämlich holten ihn Leipziger Eisenbahnenthusiasten zurück in seine Heimat – schließlich war die Baureihe größtenteils in Görlitz hergestellt worden. In einer Halle in Dresden-Altstadt fand der Zug sein neues – und auch heute noch aktuelles – Domizil. Und diesmal gibt es ernsthafte und aussichtsreich anmutende Pläne, dem legendären Schienenfahrzeug neues Leben einzuhauchen: „Bis 2022 wollen wir ihn wieder auf die Schiene bringen“, erklärte Mario Lieb anlässlich einer Präsentation im Frühjahr in Löbau.

Er ist Geschäftsführer der SVT Görlitz gGmbH, die eigens zu dem Zweck gegründet wurde, dem VT 18.16 neues Leben einzuhauchen. Schließlich wird für die Aufarbeitung des Zuges viel Geld benötigt: Auf bis zu fünf Millionen Euro schätzt Mario Lieb den Finanzbedarf. Darin ist die Hallenmiete in Dresden, die monatlich 2.000 Euro beträgt, noch nicht enthalten. Und auch nicht künftige Ausgaben, wie Ergänzungsbeschaffungen oder die regelmäßig erforderlichen TÜV-Prüfungen. Neben den zahlreichen freiwilligen Helfern, die sich bereits jetzt regelmäßig zu Arbeitseinsätzen in Dresden einfinden, wird natürlich auch professionelle Hilfe benötigt. „Derzeit stehen die Erneuerung der Bremsanlage, das Wartungs- und Aufbereitungskonzept sowie die Aufarbeitung der Elektrik im Mittelpunkt“, erklärte der Geschäftsführer.

Im Rahmen von Sonderfahrten, so die Vision, soll der VT 18.16 auf den Strecken auf die Reise gehen, die er bereits in seinem „ersten Leben“ befahren hat – und das bis zu 40 Mal im Jahr. Zwischen Berlin und Bautzen ist dies aus den in der Region nur zu gut bekannten Gründen nicht mehr möglich. Doch auch für Interessenten aus der Heimatregion des VT 18.16 gibt es schon bald die Möglichkeit, das Flaggschiff der Deutschen Reichsbahn in voller Größe zu erleben: Zum Tag des offenen Denkmals am 13. September in der früheren DB Regio-Halle in Dresden, Zwickauer Straße 66.

Vorausgesetzt natürlich, Corona macht keinen Strich durch die Rechnung, wie dies bereits im April der Fall war. Da sollte der Zug schon einmal der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Uwe Menschner / 01.09.2020

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