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Die Imker sehen Potenzial nach oben

Die Imker sehen  Potenzial nach oben

Der Oberlausitzer Bienenfachtag in Ebersbach-Neugersdorf hat sich zu einem Schwergewicht in der Imkerszene entwickelt. Symbolfoto: Steffen Linke

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Imker Rene Schieback hielt hier eine Honigwabe in der Hand. Foto: Archiv/privat

Wohl nicht nur Imker Rene Schieback aus Ebersbach-Neugersdorf, sondern generell die Imkerszene verbindet mit dem 7. Oberlausitzer Bienenfachtag am Samstag, 13. April, ab 10.00 Uhr, in Rößlers Ballsaal, Rudolf-Breitscheid-Straße 32, im Ortsteil Neugersdorf große Erwartungen. Denn vielleicht werden bei der Veranstaltung in diesen Kreisen wieder neue Ideen und Projekte geboren.

Ebersbach-Neugersorf. Schon seine Großmutter hatte Bienen. Da seine Oma im Nachbardorf wohnte, war Rene Schieback sehr oft und gern bei ihr und natürlich bei den Bienen: „Das hatte mich schon als Kind fasziniert.“ 
Als Jugendlicher schwand dann zwischenzeitlich ein bisschen sein Interesse dafür, „weil ich in Dresden, München und Berlin lebte. Im Jahr 2005 bin ich aber wieder zurück in die Heimat gekommen.“ Damit summten bald auch schon wieder die Bienen auf dem Hof. 
„Die Imkerei in Ostdeutschland ist nach der politischen Wende zusammengebrochen. Auch heute, wo die Zahlen der Imker wieder steigen, haben wir circa fünf Mal weniger Bienenvölker in Sachsen, als das 1989 der Fall war“, berichtet er. 

Und er fährt fort: „Als ich selbst wieder anfing, zu imkern, hatte ich viele neue Ideen, zusammengelesen aus aller Welt, in welchem Beutenmaß und mit welcher Betriebsweise ich imkern möchte.“ Vieles davon sei hier noch gar nicht bekannt gewesen. „Die wenigen Imker, die es zu dieser Zeit gab, waren aber sehr hilfsbereit und haben mich unterstützt“, erzählt er. 
Der Lebens(T)räume e.V. bietet in Kooperation mit der Sächsischen Imkerschule seit 2011 in Neugersdorf und auch in Dresden Neuimkerkurse an. „Das Interesse an den Bienen ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Zur Zeit werden jedoch nur circa 25 Prozent des in Sachsen verkauften Honigs auch in Sachsen gewonnen“, betont er. Diesbezüglich sei noch Potenzial nach oben vorhanden, „denn auch immer mehr Verbraucher möchten gezielt einheimische Produkte auf ihrem Tisch, was richtig und wichtig ist in allen Bereichen.“

Seit 2011 hat sich der örtliche Lebens(T)räume e.V. das Ziel gesetzt, Umweltbildung mit dem Schwerpunkt „Bienen“ für alle Generationen in Form von Vorträgen, Workshops, Arbeitseinsätzen, gezielten Pflanzungen von Bienenweiden etc. anzubieten. „Von Kindergartenkindern über Schulgruppen bis zu Seniorengruppen bieten wir auf unserer Bienenweide viel Interessantes“, sagt er. Sein Steckenpferd als betreuender Imker des Vereins sei es vor allem, das Imker-Fachpublikum zu bedienen. „Mit unseren Neuimkerkursen, Königinnenzuchtkursen, Besamungskursen und Sachsens größter Imkerveranstaltung, dem Oberlausitzer Bienenfachtag, sind wir gut aufgestellt, was die Imker aus dem In- und Ausland zu schätzen wissen. Aber auch für Gärtner haben wir mit unseren Sensen- und Dengelworkshops sowie auch Obstschnittkursen etwas in unserem vielfältigen Angebot.“
Ebersbach-Neugersdorf als bienenfreundliche Stadt würde sich seiner Meinung nach gut für das Stadtmarketing eignen: „Unser Honig ist sehr beliebt. Außerdem sind wir die erste Stadt in Ostsachsen gewesen, die das zum Thema gemacht hat.“ Zu den Visionen für noch mehr Bienfreundlichkeit würden der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, Pflanzungen insektenfreundlicher Gehölze, der Aufbau eines Waldgartens sowie zwei laufende grenzübergreifende Projekte zum Thema bienenfreundliche Grünflächen im öffentlichen Raum zählen. Bei all den Aktivitäten zur bienenfreundlichen Stadt Ebersbach-Neugersdorf spielen natürlich auch die Finanzen eine Rolle. „Wir organisieren alle Mittel dafür selbst. Das ist nicht immer einfach, aber für diese gute Sache strengen wir uns an“, sagt er. 

Zu seiner Freude hat sich auch der Oberlausitzer Bienenfachtag sehr schnell zu einem großen Imkertreffen entwickelt. Imker aus ganz Deutschland, der Schweiz, Österreich, Polen und Tschechien kommen jedes Jahr nach Ebersbach-Neugersdorf, um sich kennenzulernen, auszutauschen und natürlich die Referenten, Wissenschaftler und Berufsimker aus ganz Europa zu erleben, neueste Erkenntnisse mit nach Hause zu nehmen und vielleicht auch in die eigene Imkerei mit einfließen zu lassen. Ohne die Kraft des gesamten Teams des Lebens(T)räume e.V. könnte seiner Meinung nach eine solche Veranstaltung gar nicht stattfinden. Der Arbeitsaufwand ist enorm und muss auf viele Schultern verteilt werden. Seine Aufgabe ist es, die besten Referenten nach Ebersbach-Neugersdorf zu holen: „Da mir die Bienen im Winter etwas Ruhe gönnen, reise ich zu dieser Jahreszeit zu vielen Imkerkongressen in Europa – gern auch weiter. Das ist wirklich eine Leidenschaft von mir. Bei solchen Veranstaltungen bekommt man den aktuellen Forschungsstand in vielen Bereichen der Imkerei erklärt, kommt mit den vortragenden Experten ins Gespräch, kann oft auch unterstützen, da, wie in vielen Bereichen, so auch in der Imkerei, Theorie und Praxis sehr weit auseinander liegen.“ Mit etwas Glück kann Rene Schieback die Referenten davon überzeugen, „zum Oberlausitzer Bienenfachtag in die wunderschöne Oberlausitz zu kommen.“ 
Und wie viel Mal ist Rene Schieback als Imker schon von Bienen gestochen worden? „Da wir sehr viele Besucher an unserem Bienenstand haben, legen wir sehr viel Wert auf die Sanftmütigkeit unserer Bienen. Dies ist durch Zucht zu erreichen. Da ich nicht nur an meinen Bienen arbeite, bin ich schon ab und zu gestochen worden. Das ist aber für die Biene viel dramatischer, da sie nach dem Stich stirbt“, antwortet er. Rene Schieback arbeitet im Sommer mit kurzen Hosen und T-Shirt an den Bienen. Ein Schleier oder gar Handschuhe würden eher behindern und könnten nach den ersten Jahren, bis alle Griffe am Bienenvolk sitzen, bei Seite gelegt werden.
Übrigens: Derzeit arbeitet der Landesverband Sächsische Buckfastimker e.V. gemeinsam mit dem Deutschen Imkerbund, zwei Bieneninstituten und auch Imkerlandesverbänden an einem Projekt zur gezielten Vermehrung varroaresistenter Bienen. Die Varroamilbe ist ein Parasit, der außer in Australien, allen Bienenvölkern auf dieser Welt das Leben schwer macht, erklärt er.

Weitere Mitstreiter können sich gern bei der Projektkoordinatorin Katrin Weißbach unter der Funknummer 0152 / 53633712 oder per E-Mail katrinweissbach@freenet.de melden. Mehr Informationen dazu gibt es im Internet unter www.buckfast-sachsen.de.

Steffen Linke / 14.04.2019

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