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Ein Görlitzer schafft es in die Endauswahl

Ein Görlitzer schafft es in die Endauswahl

Gabriel Mommér übt daheim in Biesnitz regelmäßig am Klavier. Foto: Till Scholtz-Knobloch

In der neuen Staffel der TV-Casting-Show „The Voice Kids“ ist mit Gabriel Mommér ein Görlitzer dabei. Dieser konnte mit seiner fast drei Oktaven umfassenden Stimme bereits bei der hochrangig besetzten musikalischen Prominenz punkten.

Görlitz. Vor wenigen Wochen bereits richtete sich die Kamera auf den 14-jährigen Görlitzer Gabriel Mommér. Das U18-Basketballteam der Görlitz Squirrels unter Trainer Philipp Schmidt war zum Training bestellt und somit auch Gabriel, dem vorgegaukelt wurde, man wolle ein Youtube-Werbevideo für den Klub produzieren. „Alle wussten Bescheid nur ich nicht“, schmunzelt Gabriel.
Eigentlich ist Gabriel kein Junge, der auf den Mund gefallen ist. Dass sich die Kamera auf einen „Point- und Shooting-Guard“ wie ihn, also einen Mann, der Punkte herausholen soll, richtet, ist naheliegend. Doch urplötzlich tänzelt Sat.1-Moderation Debbie Schnippers über das Feld. „Sie kam wie aus dem Nichts und hat einfach mitgespielt. Ich hab das erst einmal nicht einordnen können“, bekennt der 14-jährige Schüler vom Augustum-Annen-Gymnasium. Doch dann rückte Debbie ein Trikot nicht etwa der Squirrels heraus, sondern mit einer Werbung für die neue 6. Staffel der TV-Casting-Talenteshow für Sieben- bis Vierzehnjährige „The Voice Kids“ und sagte zu Gabriel: „Du bist dabei“. Der hatte erst einmal kaum eine Chance alles zu fassen, denn die eingeweihten Mitspieler schmissen ihn eifrig in die Höhe und jubilierten. Der Mitschnitt dazu wird voraussichtlich am 11. Februar vor dem Bühnenauftritt in der Show zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr in Sat.1 zu sehen sein, sollte Gabriels Auftritt nicht doch erst in der zweiten Sendung der neuen Staffel gezeigt werden.

Der Weg in das Fernsehstudio Adlershof war lang, denn zum ersten Casting am 10. Mai 2017 in Berlin waren etwa 3.000 Kinder erschienen – wohlgemerkt war bereits dies eine engere Auswahl des Senders, der zuvor den Aufruf für die mittlerweile 6. Staffel gestartet hatte. Am 27. April hatte Gabriel sein Bewerbungsvideo hochgeladen und erst einmal gespannt warten müssen. Das Video mit dem Stück Ain’t no sunshine ist bei Youtube nach wie vor unter seinem Namen zu finden.

https://www.youtube.com/watch?v=wi8-EJFc89Y

Mama Gabriela Mommér erinnert sich: „Als Gabriel etwa zwei oder drei Jahre alt war, hat er mitgesummt, wenn ich Musikvideos geschaut habe“. Sechs Jahre später war bereits der Mut da, auf dem Geburtstag der Großmutter zu singen. Doch die Großmutter ist nicht irgendwer, sondern Majka Kowarjec vom Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen. Das zumeist bühnenerfahrene Publikum zeigt sich über die Darbietung des damals blonden Jünglings, der im Kindergarten auch Obersorbisch gelernt hat, begeistert und der Auftritt zu Familienfeiern wurde zur festen Übung. Zur Weihnachtsfeier der Bühne in Bautzen 2015 waren dann bereits 200 Anwesende vom Ave Maria Schuberts aus dem Munde Gabriels gerührt.

Doch in der Schule wurde der Junge mit den damals zarten Zügen gemobbt. „Im Grunde war das der Hauptgrund, dass wir vor zwei Jahren nach Görlitz gezogen sind“, sagt Gabriela Mommér, die ihrem Sohn einen Neustart ermöglichen wollte. „Wir haben in der Familie oft zusammen gesungen. Ich habe ihn nie gedrängt, bin nun aber wahnsinnig stolz. Ich habe bei den Castings aber gespürt, dass kaum Kinder aus dem Osten dabei sind. Das hat mich verwundert, zumal mich jetzt manch einer irritiert anspricht: ‚Wieso schickst du dein Kind dorthin?’“, beschreibt sie ihre Eindrücke und vermutet, dass den Kindern im Osten nicht das gleiche Selbstwertgefühl wie im Westen vermittelt werde.

Das hat sich bei Gabriel zweifelsfrei eingestellt. Zwei Oktaven und sechs Töne ist die Bandbreite seiner Stimme und die Einladungen nach Berlin haben letztlich dazu geführt, dass er mit seinen Freunden Lukas (Gitarre) und Collin (Klavier) eine Band gegründet hat, die allerdings noch namenlos ist.
Bescheiden gibt Gabriel zu Protokoll, dass er Klavierspielen erst noch erlernen möchte, doch das, was er zur eigenen Gesangsbegleitung an Harmonien beim Besuch des Niederschlesischen Kuriers fabriziert, zeigt auch hier Talent.

Drei Lieder durfte Gabriel für sein zweites Casting am 10. Juni aussuchen, dem wiederum eine einmonatige Unsicherheit des Wartens folgte. Drei Vorauswahlen stehen nun hinter Gabriel, der sich nach dem Besuch von Moderation Debbie in Görlitz als einer von 54 ausgewählten Teilnehmern bei der „Blind Audition“ entpuppt hat – so der Name der ersten TV-Bühnenshow im gesamten Auswahlprozess, bei der Mark Forster, Nena mit Tochter Larissa und Max Giesinger die Auftretenden nur nach Gehör beurteilen und erst im Falle des Gefallens sich zum Nachwuchskünstler umdrehen. Wer dies bei Gabriel getan hat und welches Lied Gabriel vor 610 Zuschauern in der Halle und vor den Kameras singt – die Blind Audition wird als Aufzeichnung ausgestrahlt – verrät der Sender Sat.1 nicht. Auch Gabriel muss vertraglich stillhalten.

„Wir haben in einem Vorraum hinter der Bühne auf unseren Auftritt gewartet. Es war unheimlich schwer sich unter Kontrolle zu halten, erst recht auf dem Gang zur Bühne, doch als die Musik lief wurde ich locker“, erinnert sich der 14-jährige. Die Familie und seine Freundin Alyssa, die eine Parallelklasse besucht, gaben ständig Unterstützung, „doch mit dem Gang in die Maske ist man dann allein“, sagt Gabriel, der als wichtigste Unterstützung seine Mutter, Freundin Alyssa, „Wowka“ (Oma) Majka und die Freunde Lukas und Collin nennt. Bei aller Nervosität sind sich die Mama und ihr Spross aber einig. Das Team habe die Teilnehmer mit viel Respekt behandelt. „Die waren alle sehr lieb mit den Kindern, haben locker geredet, die Kinder ernst genommen. Gut gefallen hat mir auch die Betreuung von Jörg Weißelberg“, sagt Gabriela Mommér über den aus Löbau stammenden Musiker und Ehemann von Jeanette Biedermann. „Ich würde mich freuen, wenn mehr Eltern den Mut aufbringen und ihre Kinder machen lassen, wenn sie wollen“, sagt sie weiter, denn bei allen Auftretenden sei gewissenhaft ergründet worden, ob die Teilnahme Wunsch der Kinder oder doch eher von Eltern gewesen sei.

Till Scholtz-Knobloch / 04.02.2018

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