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Ein Prosit auf die Klittener Goldthorpe!

Ein Prosit auf die Klittener Goldthorpe!

Eva Lehmann, Norbert Kunz, Tobias Frenzel und Maik Apelt (v.l.n.r.) stoßen mit einem Glas Heidebräu auf die alten Gerstensorten an. Foto: Uwe Menschner

Klitten. Dass Bier gesund ist, wissen die meisten Männer (und Frauen), die es gern trinken, ganz genau. Doch was hat das wohlschmeckende, goldfarbene Getränk mit Naturschutz zu tun? Eine Fragte, die Maik Apelt und Eva Lehmann ohne zu zögern beantworten können. „Es geht um den Erhalt alter Getreidesorten“, erklärt die Mitarbeiterin des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. „Wir wollen Vielfalt auf unseren Ackerflächen“, fügt der Vorstand der Agrargenossenschaft Klitten hinzu. „Als ich 2012 hier anfing, gab es auf unseren Feldern nur Mais und Roggen. Heute bauen wir fast alles an, was auf den trockenen Böden rund um Klitten wächst – unter anderem Buchweizen, Sonnenblumen und jetzt auch Goldthorpe.“

Gold-was? „Bei der Goldthorpe handelt es sich um eine alte Gerstensorte, die im Laufe der Zeit nahezu in Vergessenheit geraten ist“, so Eva Lehmann. Ursprünglich in England beheimatet, wurde sie lange Zeit in der Oberlausitz angebaut. Da die Goldthorpe jedoch weniger Ertrag brachte als andere Gerstensorten, verschwand sie nach und nach von den Äckern. Heute gilt sie als ausgesprochene Rarität – „meines Wissens verfügen wir über das einzige Saatgut, das von dieser Sorte in Deutschland existiert“, erklärt Maik Apelt. 2017 säte seine Genossenschaft auf 38 Hektar Goldthorpe aus und brachte sie bis zur Erntereife, jedoch: „Niemand wollte sie uns abkaufen.“ Frustriert wollte der Klittener Landwirt die Gerste schon verfüttern, als er im Juni 2018 am Rande einer Veranstaltung zu alten Getreidesorten in Nordrhein-Westfalen mit einem Vertreter der Firma Rhönmalz aus dem unterfränkischen Mellrichstadt ins Gespräch kam, der ihm die Abnahme einer Probemenge zusagte: „Er war so begeistert, dass er daraufhin alles haben wollte.“

Für den Erhalt der alten Sorte ist es erforderlich, neues Saatgut zu gewinnen, was sich, auch aufgrund der Witterungsbedingungen, als schwierig erwies. „Wir sind jetzt Mitglied eines Vereins, der das Saatgut produziert und den Sortenschutz beantragt hat“, berichtet Maik Apelt. Seine Genossenschaft baut auch schon mit großem Erfolg Champagnerroggen an, der bei den Bäckern der Region gut ankommt.

Doch zurück zur Goldthorpe: „2018 haben wir aufgrund der Trockenheit nur eine minimale Menge ernten können, die den Transport nach Mellrichstadt nicht lohnte. Doch da wir über eine Reserve an Saatgut verfügen, können wir die Goldthorpe 2019 wieder anbauen“, wie Maik Apelt versichert. Eine weitere alte Gerstensorte – „Dr. Francks Imperialgerste“ – steht auf den Feldern der Agrar-GmbH „Am Eichberg“ Steinitz.

Diese Aktivitäten passen gut zu einem Projekt des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, das sich ebenfalls den Erhalt alter Getreidesorten auf die Fahnen geschrieben hat. „So ein Projekt birgt Risiken: Wo bekommt man das Saatgut her? Eignen sich die Sorten zur Vermälzung, und wie reagiert das eiweißreichere Malz beim Gären? Um diese Unsicherheiten für die Beteiligten zu reduzieren, haben wir die Vermehrung des Saatgutes sowie die ersten Transporte zur Mälzerei organisiert“, so Eva Lehmann von der Reservatsverwaltung. Ziel ist es, eine sich selbst tragende „Produktions- und Vermarktungskette“ in der Region zu etablieren. Dazu zählt das Endprodukt – nämlich das aus der Goldthorpe gebraute Bier. Zwei Kleinbrauereien aus Bautzen und Umgebung – Frenzel Bräu mit Sitz in der Kreisstadt und das im nahe gelegenen Obergurig ansässige Bierbrauhaus – stellen sich dieser reizvollen Aufgabe. „Wir leisten gern unseren Beitrag zu dem Projekt, denn das aus diesen alten Gerstensorten hergestellte Bier ist reich an gesunden Inhaltsstoffen, Geschmack und Aroma“, betonen die Inhaber beider Unternehmen, Tobias Frenzel und Norbert Kunz. Das „Oberlausitzer Heidebräu“ enthält zunächst 70 Prozent Malz aus Goldthorpe; Ziel ist es, den Anteil alter Sorten auf 100 Prozent zu steigern.
 

Uwe Menschner / 15.06.2019

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