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Ein Tochni-Brunnen für Oberlichtenau

Ein Tochni-Brunnen für Oberlichtenau

Bibelgärtner Maik Förster zeigt es: Durch diese Öffnung läuft das Wasser aus dem Tochni-Brunnen wieder ab.

Für das Bibelland werden ständig neue Ideen benötigt. Die Jüngste schlägt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe.

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Wo sich jetzt noch der Erdwall unter einer Plane verbirgt, entsteht der Jerusalemer Flüsterbogen.

Oberlichtenau. Springbrunnen gibt es allerorten. Doch wo gibt es einen Tochni-Brunnen? Nun, die Antwort ist so einfach wie logisch: In Tochni! Dies nämlich ist der Name eines kleines Bergdorfes in Zypern. Über die Jahrhunderte verließen die Bewohner den abgeschiedenen Ort, und irgendwann standen alle Häuser leer. Doch diese Entwicklung kehrte sich um: Heute ist Tochni ein blühender kleiner Ferienort mit 300 Einwohnern, die etwa 200 Gästewohnungen betreuen.

Auch Maik Förster war schon häufig in Tochni zu Gast.

Der Inhaber des Reisebüros Evangtours in Oberlichtenau kennt die geschichtlichen Besonderheiten des kleinen Dorfes ganz genau.

Zum Beispiel, dass Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, der Legende nach hier an einem Brunnen Rast gemacht hat, als sie das Kreuz Jesu aus Jerusalem holte – eben am Tochni-Brunnen. Und da Maik Förster immer auf der Suche nach Ideen für das heimische Bibelland ist, war es nur ein kleiner Schritt dahin, auch in Oberlichtenau einen Tochni-Brunnen zu bauen. Dieser entsteht direkt an der Straßenfront des Bibellandes, wo noch bis vor Kurzem die Stützmauer einzustürzen drohte.

„Den Wiederaufbau einer einfachen Mauer bekommt man aber nirgends gefördert“, weiß Maik Förster. Da musste schon eine bessere und umfassendere Idee her: „Deshalb haben wir mehr abgebaggert, als für die Wiedererrichtung erforderlich wäre, und bauen anstelle einer neuen Mauer zwei hintereinanderliegende Zisternen in den Boden ein.“

Die Zisternen speisen das eigene Wassersystem des Bibellandes und geben das gesammelte Regenwasser in einem „Nymphäum“, also einer Brunnenanlage, an der Frontseite der neuen Mauer wieder frei. Das hat gleich mehrere positive Aspekte: „Einerseits entsteht natürlich ein Blickfang, der hervorragend zur Thematik der gesamten Anlage passt. Andererseits leisten wir einen Beitrag zur Bildung über das Wassermanagement in der Antike, das uns vielleicht auch in der immer trockener werdenden Oberlausitz wertvolle Anregungen liefern kann“, wie Maik Förster betont.

Doch damit nicht genug: Auf der mit den übrig bleibenden Bodenmassen begradigten Oberfläche, welche durch die Neuerrichtung der Mauer entsteht, soll verdeutlicht werden, wie aus einer Tenne zunächst ein Griechisches und dann ein Römisches Theater entstand: „Es wird eine exakte Kopie eines ’Flüsterbogens’ aus Jerusalem West errichtet. Dies hat den Sinn, neben der Vermittlung der Geschichte die Physik der Schallwellen im Flüsterbogen darzustellen. Flüsterbogen versteht sich hier als kleines Theater mit drei Rängen.“

Wer also an den Görlitzer Flüsterbogen denkt, liegt nicht völlig richtig, aber auch nicht völlig falsch. Der Flüsterbogen ist künftig über eine neue Treppe vom Milchhof aus erreichbar. Das Vorhaben mit einem Gesamtumfang von 100.000 Euro wird vom Europäischen Landwirtschaftsfonds mit 60.000 Euro unterstützt. Der verbleibende Eigenanteil von 40.000 Euro ist immer noch gewaltig, zumal auch dem Bibelland im Corona-Jahr ein immenser wirtschaftlicher Schaden entstanden ist: „Etwa 90 Prozent der Buchungen wurden storniert, Busgruppen kommen gar nicht mehr“, berichtet Maik Förster. Umso wichtiger dennoch, wie in jedem Jahr auch 2020 wieder neue Attraktionen und damit Anreize für den erneuten Besuch zu schaffen. Und eine neue Antwort für die Frage nach dem Tochni-Brunnen zu geben: Den gibt es in Tochni – und in Oberlichtenau!

Uwe Menschner / 12.09.2020

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