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Eine völlig andere Welt öffnete sich

Eine völlig andere Welt öffnete sich

Astrid Roschner, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Fürst-Pückler-Park führt Besucher durch den Park. Davor mit Mikrofon Redakteurin Margarete Wohlan. Foto: Deutschlandradio

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In einer Sichtachse öffnet sich der Blick unweit des Pücklerdenkmals auf polnischer Seite über die Neiße zum Schloss. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Die Niederschlesische Oberlausitz wird am 28. Oktober deutschlandweite Aufmerksamkeit erlangen. Die Deutschlandrundfahrt des öffentlich-rechtlichen, in der ganzen Republik empfangbaren, Deutschlandfunk Kultur flaniert am 28. Oktober von 11.05 bis 12.00 Uhr mit Bewohnern aus dem Grenzgebiet durch den Fürst-Pückler-Park.

Bad Muskau. Während der Park auf der deutschen Seite durch das Schloss, gepflegte Blumenbeete und geharkte Alleen besticht, ist er auf der gegenüberliegenden Seite eine natürlich gewachsene Landschaft mit Wiesen, Wäldern und Auen.

Doch spiegeln diese landschaftlichen Gegensätze und die wechselvolle Geschichte des Parks die Beziehung beider Länder wider? Dieser Frage stellte sich Margarete Wohlan und machte sie mit Mikrofon ausgerüstet auf den Weg durch das 830 Hektar große Parkgelände beiderseits der Lausitzer Neiße, das über zwei Brücken miteinander verbunden ist.

Sie stieß dabei zum Beispiel auf Roman Sobera, der erst seit 1986 in Lugknitz (Leknica) lebt – und, seitdem er Rentner ist, polnische Touristen durch den Park führt. Er sagt: „Nicht nur ich wusste nicht, dass das hier ein Park ist – das wusste niemand in Leknica! Alle hielten es für einen Wald, in dem es irgendwo eine Art Garten mit Obstbäumen gibt – da kann man im Herbst dann hingehen und Äpfel pflücken. Für die Kinder war das ein Spielplatz mit wunderbar zugewachsenen Waldwegen. Und wenn wir manchmal an die Neiße kamen, guckten wir mit etwas Neid rüber in den Westen.“ „Warum mit Neid?“, fragt Margarete Wohlan. „Weil ich drüben, durch unser wucherndes Gebüsch hindurch, etwas sah: schön geharkte Wege, Menschen, die Fahrrad fuhren, Mütter spazierten mit Kinderwagen umher, Idylle pur! Und in mir wuchs der Neid, dass – zum Greifen nah, in direkter Nachbarschaft, – eine völlig andere Welt existierte.“

Genau solche Erkenntnisse sind es, die die „Deutschlandrundfahrt“ des Deutschlandfunk Kultur ausmachen.
Andere Features der Reihe führten zuletzt z.B. mit dem Kinderbuchautor Paul Maar (Das Sams) durch Bamberg, mit dem Tierfilmer Andreas Kieling durch die Eifel oder in anderer Randlage durch die Kurbäder Bad Elster, Bad Brambach und Franzensbad an der deutsch-tschechischen Grenze. „Ich habe in der Redaktionskonferenz die Reportage aus der Oberlausitz vorgeschlagen, da hier abseits der großen Zentren Europa zusammenwächst“, sagt Margarete Wohlan gegenüber dem Niederschlesischen Kurier. Sie ließ sich daher von den Fragestellungen leiten: Was wissen die Menschen diesseits und jenseits der Neiße übereinander?“ Im Gegensatz zu anderen Beiträgen der Reihe kommt dies auch ganz ohne das Leitmotiv aus, einen Prominenten federführend die Geschichte des Ortes zu erzählen.

Diese Rolle kommt an der Schnittstelle zweier Länder den Bewohnern der Region zu. Der zugezogene Roman Sobera fasst seine Annäherung so zusammen: „Irgendwie hat es das Schicksal so gewollt, diese ganzen Veränderungen. Eben noch war Leknica eine Stadt mit viel Industrie, die allen in der Gegend Arbeit gab: Braunkohletagebau, Glashütte, Ziegelei – und dann plötzlich war es mit alldem vorbei. Es kam nur der Polenmarkt, der einem Teil der Einwohner Arbeit gab, aber ansonsten war hier eine solche Leere, dass man nicht wusste, wohin mit sich! Das ist ja immer noch so, Industrie gibt es hier bis heute nicht. Aber wie durch ein Wunder gab es diesen von der Natur geschenkten, von Historikern und Landschaftsgärtnern aufbereiteten Vorteil – den Muskauer Park! Das schaffte eine Grundlage – nicht für alle, aber doch für einige, einen Job zu finden. Das alles ist bestimmt noch nicht perfekt, aber da liegt die Zukunft unserer Region.“

Till Scholtz-Knobloch / 27.10.2018

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