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Einsatzbereit nach fliegendem Wechsel

Einsatzbereit nach fliegendem Wechsel

Der Standort Bautzen der DRF-Luftrettung ist auch auf Nachtflüge eingestellt – ein großer Vorteil zum Beispiel bei Einsätzen entlang der Autobahn. Foto: DRF-Luftrettung

Die DRF-Luftrettung hat den Stützpunkt Bautzen vom ADAC übernommen und seitdem schon über 20 Einsätze absolviert. Ihre besondere Kompetenz sieht sie bei Nachteinsätzen.

Region. „Die DRF-Luftrettung in Bautzen“ – schon wieder hat das Telefon im Stützpunkt auf dem Bautzener Flugplatz geklingelt. Doch das Team um Sebastian Schröder kann an diesem winterlich-trüben Nachmittag nicht mehr mit seinem Rettungshubschrauber Christoph 62 abheben. „Wir sind aus Witterungsgründen abgemeldet“, erklärt der Stationsleiter und Pilot. Bereits am Vormittag hatte die Crew einen Einsatz wegen der tief hängenden Wolken am Burkauer Berg abbrechen müssen. Der Patient mit Oberschenkelhalsbruch in Bischofswerda musste daraufhin etwas länger auf ein „bodengebundenes“ Transportmittel warten. Für ihn ärgerlich, aber nicht lebensbedrohlich. „Die Flugsicherheit hat immer oberste Priorität“, betont Sebastian Schröder.

Mit dem Jahreswechsel 2018/19 hat die DRF-Luftrettung den Stützpunkt Bautzen von der ADAC-Luftrettung übernommen. Dies geschah im Ergebnis einer Ausschreibung, bei der von vornherein feststand, dass es Veränderungen geben würde: So schrieb die Landesdirektion Sachsen die Standorte Bautzen und Dresden im Paket aus, ebenso wie Leipzig-Schkeuditz und Zwickau. Der ADAC gewann das Los Leipzig/Zwickau, die DRF Bautzen/Dresden. Während also in Leipzig und Dresden alles beim Alten blieb, fand zwischen Zwickau und Bautzen ein – im wahrsten Sinne des Wortes – fliegender Wechsel statt.

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Statt im früheren schwarz-gelben Anstrich des ADAC kommt die DRF-Flugrettung künftig von Bautzen aus im traditionellen rot-weißen Design zum Einsatzort – auch mit Rettungswinde. Foto: DRF-Luftrettung

Der ist bis heute noch nicht ganz abgeschlossen. „Wir haben alle Hände voll mit dem Umzug zu tun“, berichtet Sebastian Schröder. Die Büroeinrichtung wirkt noch etwas provisorisch. Was aber vom ersten Tag an reibungslos funktionieren musste – und auch funktionierte – war der Flugbetrieb. „Wir mussten seit der Betriebsaufnahme 20 Einsätze fliegen, zum Beispiel bei der Massenkarambolage auf der A 4 am 3. Januar“, berichtet der Stationsleiter. Bereits seit 2011 ist der erfahrene Pilot in der Luftrettung tätig, zuletzt vier Jahre in Zwickau. Zuvor flog er bei der Bundeswehr Transporthubschrauber. Mit dem Wechsel nach Bautzen hat Sebastian Schröder nun erstmals die Leitung einer Station inne. Insgesamt sechs Piloten beschäftigt die DRF zurzeit in Bautzen, im April soll noch ein weiterer hinzukommen. Um auf das Soll von achteinhalb Pilotenstellen zu kommen, wechseln sich auch Flieger von anderen Standorten bei Gasteinsätzen ab.

Denn: Bautzen ist nicht „irgendeine“ Station. „Hier kommt alles zum Einsatz, was an Sonderausstattung im Rettungsflugwesen überhaupt möglich ist“, sind sich Sebastian Schröder und der leitende Sanitäter Sven Schönfelder einig. Dieser ist einer von sieben Sanitätern auf der Bautzener DRF-Station und ebenfalls von Zwickau nach Bautzen gewechselt, während fünf seiner Kollegen vom ADAC übernommen wurden. Deshalb kann er Vergleiche ziehen: „Bautzen ist als Luftrettungsstützpunkt eine ganz andere Nummer als Zwickau. Das beginnt schon damit, dass wir in Bautzen im 24-Stunden-Betrieb arbeiten.“ Zwölf Stunden Tagschicht, zwölf Stunden Nachtschicht – dieser Wechsel wiederholt sich ständig. Die Sanitäter verfügen über die Zusatzqualifikation HEMS TC (Helicopter Emergency Medical Services Technical Crew Member), was sie dazu berechtigt, tagsüber den Piloten bei der Navigation zu unterstützen. „Nachts hingegen müssen zwei Piloten an Bord sein“, wie Sebastian Schröder betont.

Die Kompetenz für Nachtflüge betrachtet die DRF-Luftrettung generell als eines ihrer Markenzeichen. „Bautzen ist unsere zehnte Nachtflugstation in Deutschland. Damit sind wir der Betreiber mit den meisten 24-Stunden-Standorten“, erklärt Pressesprecherin Sabine Bruder. Das Konzept umfasst neben dem Einsatz zweier Piloten mit Instrumentenflugberechtigung ein Satellitennavigationssystem mit digitaler Karte, die Einhaltung spezieller Anflugprofile, den Einsatz von Nachtsichtbrillen sowie eines am Hubschrauber fest installierten Hochleistungsscheinwerfers. Ein weiteres Feature, das bei weitem nicht an allen Stationen zum Einsatz kommt, bildet die Seilwinde: „Sie hilft uns bei der Bergung von verunglückten Personen in schwer zugänglichen Gebieten. Und davon haben wir hier mit dem Zittauer Gebirge, der Sächsischen Schweiz oder den Königshainer Bergen eine ganze Menge“, wie Sven Schönfelder betont. Und all diese Features auf einer einzigen Station vereint – das dürfte deutschlandweit fast einmalig sein.

Der dritte Mann auf dem Rettungshubschrauber ist der Notarzt – beispielsweise Dr. Heinz Brehme, der auch als leitender Notarzt fungiert. „Meine Kollegen und ich kommen allesamt vom Klinikum Dresden-Friedrichstadt“, berichtet er. In erster Linie handelt es sich um Anästhesisten, doch auch Internisten und Unfallchirurgen kommen auf Christoph 62 zum Einsatz: „Die Anforderungen wechseln ständig: Vom Herzinfarkt über Atemnot bis hin zu Traumata nach Unfällen.“ Als Notfallmediziner in der Luftrettung sollte man laut Heinz Brehme bereits über umfangreiche intensivmedizinische Erfahrungen am Boden verfügen. Etwa einmal in der Woche sind Dr. Brehme und jeder seiner Kollegen in Bautzen im Einsatz, an den anderen Tagen stehen sie in Dresden-Friedrichstadt im Operationssaal.

Der Wechsel vom ADAC zur DRF wird keine nach außen hin wirkenden Veränderungen in der Arbeit des Bautzener Luftrettungsstützpunktes zur Folge haben, außer dass der Hubschrauber jetzt nicht mehr gelb, sondern rot-weiß ist – darin sind sich Stationsleiter, Leitender Sanitäter und Leitender Notarzt einig. „Unsere Philosophien unterscheiden sich kaum: Es geht darum, den Patienten bestmöglich zu helfen“, betont Sebastian Schröder. Unterschiede gibt es lediglich in der inneren Organisation.

Uwe Menschner / 23.02.2019

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