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Erste Erfolge: Lachse überleben in der Pulsnitz

Erste Erfolge: Lachse überleben in der Pulsnitz

Alljährlich sehen die Mitarbeiter des Landesamtes, hier Fabian Völker (l.) und Oliver Melcher, in den möglichen Laichgewässern (hier im Lachsbach) nach dem Rechten. Foto: LfULG

Das Wiederansiedlungsprogramm hat erste Erfolge zu verzeichnen. Auf die Hilfe des Menschen können die Fische aber noch lange nicht verzichten.

Königsbrück. Jahrhundertelang war der Lachs aus vielen deutschen Flüssen kaum wegzudenken. Insbesondere im Flussgebiet des Rheins, aber auch in der Elbe und ihren Nebenflüssen bereitete er den Fischern reiche Fänge. So heißt das letzte Stück der Polenz nach dem Zusammenfluss mit der Sebnitz im Elbsandsteingebirge bis heute Lachsbach.

Seit 1950 jedoch gilt der Lachs in Deutschland als ausgestorben. Überfischung, Umweltverschmutzung und der Bau von Wehren hatten ihm den Garaus gemacht. Deshalb war es ein Riesenerfolg, als 2017 in der Nähe des Wehres Kroppen im Zuge einer Funktionskontrolle fünf erwachsene („adulte“) Lachse nachgewiesen werden konnten. „Es handelte sich um den ersten Beleg in der Pulsnitz seit 128 Jahren“, so Fabian Völker vom Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie (LfUG).

Doch dafür haben die Fischereiexperten aus der sächsischen Umweltbehörde zusammen mit ihren brandenburgischen Kollegen sowie den Anglerverbänden beider Länder auch eine Menge getan. Seit dem Jahre 2004, als das gemeinsame Wiederansiedlungsprogramm begann, setzten sie circa 250.000 Junglachse in die Pulsnitz sowie in die Schwarze Elster ein – 2018 waren es 24.000. Die Fischlein kamen aus Brutstationen in Südschweden, aber auch aus einem spezialisierten Fischzuchtbetrieb in Langburkersdorf (Landkreis Pirna). „Das Aussetzen der Junglachse ist eine äußerst mühsame und arbeitsintensive Arbeit“, betont Fabian Völker. Sie müssen von Hand in ausgewählte Flachwasserbereiche entlassen werden. Der Theorie nach sollen sie die Pulsnitz beziehungsweise die Schwarze Elster hinabwandern, in die Elbe wechseln und über diesen zentraleuropäischen Hauptstrom die Nordsee und in der Folge den nördlichen Atlantik erreichen. Dort besteht ihre Aufgabe darin, sich ausreichend Kraftreserven für den beschwerlichen Rückweg in ihren Heimatfluss anzufressen, wo sie ihren biologischen Zweck – die Nachwuchsproduktion – erfüllen und danach (in aller Regel) verenden.
Die Praxis sieht jedoch anders aus. „Ein geschlossener Lebenszyklus konnte noch nicht nachgewiesen werden“, wie Fabian Völker weiter berichtet. Oder anders ausgedrückt: In der Pulsnitz und der Schwarzen Elster fand man noch kein Lachslaich oder sogenannte „Brütlinge“. Auch zwei mögliche Laichgruben bei Königsbrück änderten daran nichts. Diese Erkenntnis ist für den Fischexperten jedoch keineswegs entmutigend: „Es gibt in Deutschland keine sich selbst erhaltende Lachspopulation. Ohne menschliches Zutun würden alle vorhandenen Bestände mittelfristig verschwinden.“ Aufgrund der jahrzehntelangen Abwesenheit gibt es „keine genetische Anpassung an die hiesigen Verhältnisse.“ Erst nach mehreren Generationen könnte sich ein Bestand herausbilden, der aus eigener Kraft überlebt.

Bis dahin ist den ostsächsischen und südbrandenburgischen Lachsen die Unterstützung des Menschen sicher: „Das Ansiedlungsprojekt läuft unbefristet. Die Finanzierung stellen die mitgliederstarken Angler-verbände in Sachsen und Brandenburg sicher“, betont Fabian Völker.

Wenn man bedenkt, wie vielen Gefahren und Hindernissen die Fische ausgesetzt sind, kann jeder Lachs, der wenigstens einen Teil des Weges schafft, als Erfolg gelten. Ein wesentliches Hemmnis versucht der Mensch, ihm aus dem Weg zu räumen: „In der Pulsnitz und der Schwarzen Elster wurden zahlreiche Wehre entfernt oder so umgebaut, dass Lachse sie passieren können“, erklärt Fabian Völker.

Doch eh sich die prachtvollen Fische wie vor 150 Jahren in den Flüssen tummeln können, müssen noch viele tausend Junglachse von Hand eingesetzt werden.

Uwe Menschner / 12.02.2019

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