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Für Hochschule wie ein „kleiner Ritterschlag“

Für Hochschule wie ein „kleiner Ritterschlag“

Die durch den Sieg im Forschungswettbewerb des zuständigen Bundesministeriums zu erwartenden Millionen will die Hochschule Zittau/Görlitz vor allem in die Entwicklung naturfaserverstärkter Kunststoffe investieren. | Foto: P. Hennig

Die Hochschule Zittau/Görlitz hat einen weiteren Erfolg errungen. Beim Forschungswettbewerb „Starke Fachhochschule – Impuls für die Region“ des zuständigen Bundesministeriums zählte die Bildungseinrichtung zu den zehn Siegern. Redakteur Frank-Uwe Michel befragte dazu den Prorektor Forschung, Prof. Dr.-Ing. habil. Tobias Zschunke.

Im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium initiierten Wettbewerbs „Starke Fachhochschule – Impuls für die Region“ wurden die forschungsstärksten Fachhochschulen Deutschlands gesucht. Was hat Sie beim Einreichen der Unterlagen zuversichtlich gemacht, dass Ihre Einrichtung dazu gehören wird?

Prof. Dr.-Ing. habil. Tobias Zschunke: Es wurden nicht nur die forschungsstärksten  Fachhochschulen gesucht, sondern vor allem die mit den besten Konzepten für einen Ausbau der Stärke. Wir haben uns aus der Energiehochschule der 70er Jahre zu einer breit aufgestellten Hochschule entwickelt, die aber immer noch ganz drittmittelstark im Bereich Energietechnik und Energiewirtschaft ist. Die neue Komponente ist jetzt die angewandte Materialwissenschaft, insbesondere die Kunststofftechnik, die für eine wachsende Zahl von Unternehmen in der Region wichtiges Standbein ist und wird. All das zusammengenommen, das starke energietechnische Standbein und die interessanten neuen Chancen und Anforderungen der Kunststofftechnik, hat uns ermutigt, uns auf den sehr arbeitsaufwändigen Prozess einer solchen Projektentwicklung einzulassen.
Wenn man sich an solch einem Wettbewerb beteiligt, dann weiß man, dass man sich ungeheuer viel Arbeit macht. Und da kann man sich nur motivieren, wenn man daran glaubt, dass eine Beteiligung Erfolg versprechen kann. Ehrlich – darauf gewettet hätte ich nicht. Umso so mehr freut es mich und alle Mitstreiter, allen voran unseren Partnerschaftssprecher Prof. Jens Weber.
Als wir uns in der ersten Antragsphase, in deren Ergebnis wir es dann zunächst schon unter die letzten 20 geschafft hatten, im Sommer 2015 in großen Runden in der Hochschule zusammensetzten, um an der Idee für den Projektantrag zu arbeiten, hat man gemerkt, dass man kaum jemanden überzeugen musste, sich einzubringen. Das Engagement war riesig. Und dann entwickelt sich eben eine Eigendynamik, die Kräfte freisetzt.

Die Hochschule in Zittau und Görlitz gehört nun zu den zehn Siegern des Wettbewerbes. Fühlen Sie sich damit der Elite der deutschen Fachhochschullandschaft zugehörig – vergleichbar in etwa den Elite-Unis, zu denen ja die TU in Dresden zählt?

Prof. Zschunke: Die angesprochene Exzellenz-Initiative für Universitäten hat ganz andere Dimensionen. Aber: Das ist schon ein kleiner Ritterschlag. Wir fühlen uns so wie eine Universität, die mit einem Exzellenzcluster erfolgreich war.

Was macht die Zittau/Görlitzer Hochschule aus Ihrer persönlichen Sicht so forschungsstark?

Prof. Zschunke: Wir haben an unserer Hochschule schon immer forschungsstarke Professoren, schon seit der Überleitung aus den Vorgängerhochschulen, insbesondere der damaligen Technischen Hochschule Zittau. In den letzten Jahren konnten immer wieder weitere forschungsaktive Professoren mit viel Engagement und neuen Impulsen in ihrem jeweiligen Berufungsgebiet gewonnen werden. Diese sind für unsere Hochschule ein absoluter Gewinn.

Was wird sich durch die Auszeichnung für die Hochschule, aber auch für die Region, die ja durch Ihre Einrichtung Impulse bekommen soll, in den nächsten Jahren ändern? Hilft diese Auszeichnung beim Werben um neue Studenten?

Prof. Zschunke: Die beteiligten Unternehmen, die durch die Zahlung von Barmitteln im Umfang von circa 20 Prozent des Gesamtbudgets zur Finanzierung der angewandten Forschung beitragen wollen – und dies auch schon zugesichert haben – werden mit uns zusammen die Ziele der Forschungsarbeiten immer wieder neu justieren, ihr Erreichen kontrollieren und mit uns gemeinsam in wirtschaftlichen Erfolg umwandeln. Das wird dann auch Arbeitsplätze bringen. Und die jungen Leute werden hoffentlich durch das Bekanntwerden des Projektes sehen, dass das Studium im technischen Bereich zwar anspruchsvoll ist, die dadurch ermöglichte berufliche Tätigkeit aber – auch hier in der Region –  spannend und Wohlstand sichernd ist. Die innovationsstarken Unternehmen suchen händeringend gute Leute, in unseren Forschungsprojekten arbeiten jetzt schon viele unserer Studierenden bzw. eigene Absolventen. Diese gehen nach dem Studium oder nach der Forschungstätigkeit bei uns in die Unternehmen, wie zum Beispiel in die ULT AG in Löbau. Künftig wird sich die Zusammenarbeit mit den Unternehmen der Region noch mehr durch die Einzelprojekte verstärken.

Durch die bundesweite Aufmerksamkeit, die wir jetzt erzielen, könnten auch Studieninteressierte aus anderen Bundesländern auf uns aufmerksam werden. Wir würden uns freuen, wenn wir sie für ein Studium bei uns gewinnen können.
Und etwas träumen darf man ja auch: Die Arbeitsbedingungen für unsere Forschungsmitarbeiter müssen sich verbessern. Vielleicht gelingt es uns ja, mit dem jetzigen Schwung in der Landeshauptstadt Mittel für ein modernes Forschungshaus „locker zu machen“, in dem vernetzt die einzelnen Projekte gemeinsam bearbeitet werden können.

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Prof. Tobias Zschunke, Prorektor Forschung an der Hochschule Zittau/Görlitz, sieht die Auszeichnung als „kleinen Ritterschlag“ für die ostsächsische Bildungseinrichtung. | Foto: P. Hennig

Mit dem Sieg im Forschungswettbewerb sind erhebliche finanzielle Zuwendungen verbunden. Immerhin sollen die zehn erfolgreichen Hochschulen in den kommenden Jahren 55 Millionen Euro Förderung bekommen. Wie hoch ist der zu erwartende Betrag für Ihre Einrichtung konkret und für welche Projekte soll das Geld in Zittau und Görlitz verwendet werden?

Prof. Zschunke: Momentan ist noch keine genaue Aussage über die Höhe der Zuweisung zu treffen. Gegenwärtig werden die im Gesamtprojekt LaNDER3 enthaltenen Projekte vom Projektträger begutachtet und in den nächsten Monaten ist dann mit den einzelnen Zuweisungen zu rechnen. Wir gehen von einer Förderhöhe von insgesamt rund fünf Millionen Euro für vier Jahre aus und können mit diesen Mitteln etwa zwölf Personen beschäftigen und Investitionen für Geräte vornehmen.

Mit der Förderung wird die Hochschule Zittau/Görlitz im Projekt „LaNDER3 – Lausitzer Naturfaser-Verbundwerkstoffe: Dezentrale Energie, Rohstoffe, Ressourcen, Recycling“ in Kooperation mit vorrangig regionalen Unternehmen und Forschungseinrichtungen, wie dem Fraunhofer-Institut IWU, einen Beitrag zum nachhaltigen und wirtschaftlichen Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen leisten.

Im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten stehen naturfaserverstärkte Kunststoffe (NFK) und ihr gesamter Produktlebenszyklus. Die thematisch aufeinander aufbauenden Projekte adressieren dabei sowohl die Entwicklung energie- und ressourceneffizienter Technologien und Prozesse zur Herstellung, Veredelung, Nutzung und Wiederverwertung von NFK als auch die Energiegewinnung aus biologischen Reststoffen während der Faserherstellung und dem Recycling der Kunststoffe. LaNDER³ führt die an der Hochschule bereits bestehenden Forschungsschwerpunkte „Energie und Umwelt“ sowie „Werkstoffe-Struktur-Oberflächen“ partiell zusammen und trägt damit zur Schärfung des Forschungsprofils bei. Energiewirtschaft und Energietechnik, bleiben daneben aber unser wichtigstes Schwerpunktgebiet im technischen Bereich. Auch dort gibt es viel zu tun.

 

Redaktion / 02.08.2016

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