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Ganz in Familie zum Ostritzer Saatreiten

Ganz in Familie zum Ostritzer Saatreiten

Stephan Rikl (links), der Mann der Bürgermeisterin, und sein Reitpartner Philipp Vallentin waren hier mit ihren Pferden auf Tour. Foto: privat

Stephanie Rikl erlebt zum ersten Mal in ihrer Funktion als Bürgermeisterin der Stadt Ostritz am Ostersonntag, 9. April, das Saatreiten – und mischt sich mit ihrer Familie mitten ins Geschehen. 

Ostritz. Die 29-Jährige stammt aus dem Leipziger Land, wohnt seit zehn Jahren in der Region und seit 2019 wieder in Ostritz. Stephanie Rikl hat an der Hochschule Zittau/Görlitz Kultur und Management studiert und danach bei der Görlitzer Kulturservicegesellschaft mbH gearbeitet, dort die Görlitzer Veranstaltungen, wie den Tippelmarkt, das Altstadtfest und den Christkindelmarkt, mitorganisiert. 
Seit August des vergangenen Jahres ist die Powerfrau Bürgermeisterin der Stadt Ostritz: „Es ist schön, in dem Ort, in dem ich wohne, zu wirken und die Zukunft des Ortes gemeinsam zu gestalten. Ich habe viel Freude an meiner Arbeit.“ 

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Die Route der Ostritzer Saatreiter führt auch am Steinbruch vorbei. Foto: privat

Stephanie Rikl war 2013 das erste Mal beim Ostritzer Saatreiten dabei – ihr Mann reitet aus der Familientradition heraus schon sehr viele Jahre mit. Es sei damals ein besonderes Erlebnis gewesen, die Herren in Frack und Zylinder mit den Pfarrern auf den wunderschön herausgeputzten Pferden durch die Stadt reiten zu sehen. „Ich war erstaunt über die vielen Besucher und ergriffen von der freudigen und zugleich andächtigen österlichen Stimmung“, erinnert sie sich. Privat spielt bei ihr das Saatreiten ab Anfang des Jahres eine Rolle, wenn es darum geht, wer von den Schwägerinnen, Schwestern, Eltern und Großeltern dieses Jahr mit dabei ist: „Dieses Ereignis lässt sich bei uns in der Familie niemand entgehen. Wir müssen natürlich immer schauen, wer wo übernachtet, denn viele ehemalige Ostritzer kommen an diesem Wochenende ihre Familien besuchen.“

Alle Absprachen, die das Pferd und den Reitpartner betreffen, erledigt ihr Mann selbst. „Ich komme dann wieder ins Spiel, wenn es darum geht, ob alle Sachen noch passen“, sagt sie. Und sie fügt hinzu: „In meiner Funktion als Bürgermeisterin und bei uns in der Verwaltung spielt das Saatreiten eine Rolle, wenn es um geplante Baustellen geht. Ab Anfang März sprechen wir gemeinsam die verkehrsrechtlichen Aspekte dazu ab.“ 

Etwa 65 bis 70 Reiter nehmen beim 394. Saatreiten in Ostritz teil. Um 13.00 Uhr beginnt die Saatreiterprozession bei der Katholischen Kirche, die wieder – bis auf eine Ausnahme – entlang der traditionellen Route am Ende führt und an fünf Stationen Halt macht. Mit dem Glockengeläut wird der Marktplatz umritten. Gegen 13.45 Uhr trifft die Saatreiterprozession im Klosterhof St. Marienthal ein. Nach dreimaligem Umreiten des Klosterhofes werden die Reiter von der Äbtissin Schwester M. Elisabeth Vaterodt OCist begrüßt. Im Anschluss daran wird die Osterbotschaft verkündet. Nach dem Aufenthalt im Kloster führt der Ritt zu den Ostritzer Feldern und Fluren, wo der Segen der Saat erteilt wird. Bevor das Saatreiten gegen 15.30 bis 15.45 Uhr seinen Abschluss auf dem Marktplatz findet, verläuft die Route erstmalig von der Station Untermarkt über die Bahnhofstraße und Edmund-Kretschmer-Straße wieder zur Katholischen Kirche und danach erst über die Spanntigstraße zum Markt. Das Organisationsteam war der Meinung, dass die Kirche noch mehr in die Prozession eingebunden werden soll und so wird das Gotteshaus erstmalig ein zweites Mal umritten.

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Bürgermeisterin Stephanie Rikl hat viel Freude an ihrer Arbeit im Ostritzer Rathaus. Foto: privat

Ihre Rolle als Bürgermeisterin nimmt Stephanie Rikl an diesem Tag eher indirekt ein, ist es doch ein katholischer Brauch, bei dem die Geistlichen und die Reiter als Verkünder der frohen Botschaft der Auferstehung Jesu im Mittelpunkt stehen, die über die Felder reiten und die kommende Saat segnen.

„Privat kümmern wir uns um die Versorgung der Pferdebesitzer und die weiteren Helfer des Reiterhofes, die das ganze Wochenende damit beschäftigt sind, die Pferde vorzubereiten. Wenn es soweit ist, helfe ich meinem Mann beim Ankleiden. Meistens sind wir an der Station am Markt dabei und laufen dann zur Station am Hutbergkreuz in der Nähe des Steinbruchs. Nach dem Saatreiten finden sich all unsere Familienangehörigen, die in Ostritz zugegen sind, an der großen Kaffeetafel ein und dann tauschen wir uns darüber aus, wie viele Saatreiter es diesmal waren und ob alles gut gegangen ist“, erzählt sie. 

Das geliehene Pferd ihres Mannes und seiner Mitreiter werden schon viele Jahre vom Reiterhof „Drei Linden“ in Zittau zurechtgemacht und nach Ostritz gebracht. Das elf Jahre alte Pferd namens Lumir, ein Friesen-Mix, sei von den Eigenschaften her sehr gutmütig, ehrlich und ruhig. Es würde schon drei Jahre beim Saatreiten mitreiten.

Für viele Ostritzer Familien ist das Saatreiten eine Tradition, die schon über viele Generationen an die Söhne weitergegeben wird und damit einen hohen Stellenwert hat. Stephanie Rikl findet es toll, „dass auch immer wieder junge Reiter mit dabei sind, damit die Tradition letztendlich weiterleben kann.“ Deshalb sei das Saatreiten eng an Erinnerungen aus der Kindheit und an die Väter verknüpft. Diese emotionale Bedeutung würde sich auch an den vielen Heimkehrern an diesem Wochenende zeigen.

Die Bürgermeisterin wünscht sich, dass zum Saatreiten alles reibungslos verläuft und sowohl alle Reiter als auch Pferde wieder gesund am Ziel ankommen: „Weiterhin würde ich mir wünschen, dass die Zuschauer neben aller Fröhlichkeit, die mit der Verkündung der österlichen Botschaft einhergeht, auch etwas mehr andächtig wären.“ Mehr Rücksicht und Respekt gegenüber den Pferden und Reitern seien sehr wichtig. Das bedeutet – nicht für das beste Foto den Hals riskieren, Abstand halten, vor allem auch mit dem Kinderwagen, den Weisungen der Ordner folgen, nicht an Mauern und Engstellen stehen und nicht zwischen den Reiterpaaren durchlaufen. So ist es für die Reiter und Pferde, die vollste Konzentration aufbringen müssen, einfacher den Ritt zu meistern und für die Zuschauer sicherer, betont sie. 

Kostenfreie Parkplätze stehen in naher Umgebung des Klosters direkt an der B 99 und im Bereich der Stadt Ostritz zur Verfügung. Bitte halten Sie die Parkverbotszonen frei! Durch das Saatreiten kommt es zwischen 13.00 und 16.00 Uhr zu kurzzeitigen Sperrungen der Bundesstraße 99 in Ostritz. Die Zufahrt zum Kloster ist zudem von 13.00 bis 15.00 Uhr voll gesperrt.

Steffen Linke / 07.04.2023

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