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Gehört Herrnhut bald zum Weltkulturerbe?

Gehört Herrnhut bald zum Weltkulturerbe?

Herrnhut ist die „Urmutter“ aller nach ihr benannten Siedlungen weltweit und gehört damit zweifellos zum Weltkulturerbe.

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Der Kirchensaal ist das Herzstück der Brüdergemeine in jeder Herrnhuter-Siedlung.

Die Stadt Herrnhut nimmt den Kampf um den Weltkulturerbetitel auf. Der Stadtrat hat beschlossen, sich gemeinsam mit dem amerikanischen Bethlehem für die Auszeichnung zu bewerben.

Herrnhut. Das Unesco-Weltkulturerbe ist in Mode gekommen. Derzeit verfügt die Region Oberlausitz/Niederschlesien mit dem Muskauer Park nur über einen Träger dieses Titels, doch die Bewerber stehen Schlange. Neben Görlitz bemüht sich jetzt auch die Stadt Herrnhut um die Aufnahme in die Liste der kulturell bedeutendsten Orte auf der Welt. Allerdings nicht allein, sondern im Verbund mit der US-amerikanischen Schwestergemeinde Bethlehem.

„Bereits im Zusammenhang mit der Bewerbung der Herrnhuter-Siedlung Christiansfeld in Dänemark 2012 wurde die Frage diskutiert, inwieweit nicht Herrnhut – als Ursprungsort – darin eingebunden werden sollte“, blickt Bürgermeister Willem Riecke zurück. Dies sei allerdings nicht weiter verfolgt worden, da die Bewerbung von Christiansfeld schon in einem weit fortgeschrittenen Stadium war. Heute gehört die dänische Siedlung zum Weltkulturerbe – und Herrnhut (noch) nicht. „Allerdings war im Bewerbungsverfahren durch die internationale Denkmalschutzbehörde deutlich gemacht worden, dass die Ernennung von Christiansfeld nur ein Anfang sein sollte und sowohl Herrnhut als auch andere Siedlungen dieser Art mit in diesem Zusammenhang gesehen werden müssen“, so Willem Riecke. Die Gelegenheit, das zu ändern, ergibt sich nun durch die Bewerbung der Gemeinde Bethlehem im US-Bundesstaat Pennsylvania. Das sächsische Innenministerium habe sehr konkret gefragt, ob Herrnhut es sich vorstellen können, einen gemeinsamen Bewerbungsprozess mit Bethlehem durchzuführen. Mit einer Einwohnerversammlung wurde der Diskussionsprozess angestoßen, der noch lange nicht abgeschlossen ist. „Die Anerkennung als Weltkulturerbe wäre eine große Wertschätzung im Hinblick auf die Geschichte, die Traditionen und das Heute unseres Ortes. Ein Welterbetitel ist jedoch keine ausschließlich rückwärtsgewandte Betrachtung. Es geht um das Bewahren und das Weitergeben – es geht um Bildung und Vermittlung von Dingen, die einmalig und weltweit von Bedeutung sind“, betont Bürgermeister Willem Riecke. 

Die öffentliche Wahrnehmung von Herrnhut würde deutlich gesteigert, es würden neue Fördermöglichkeiten entstehen, der Tourismus wachsen und die gesamte Region einen positiven Impuls erhalten. Andererseits ist dem Herrnhuter Stadtoberhaupt aber auch bewusst, dass „Vorbehalte und Kritik ausgesprochen und ernst genommen werden müssen. Die Bewerbung ist kein ’Selbstläufer’ und sie wird uns auch nicht ’übergestülpt’. Sie wird nur funktionieren, wenn wir alle daran mitwirken und sich viele in die Diskussion einbringen.“

Besonders wichtig ist es für Willem Riecke, nicht nur den Herrnhuter Ortskern, sondern auch die Ortsteile in den Bewerbungsprozess einzubeziehen. Gerade Berthelsdorf, von wo aus ja Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf die Gründung von Herrnhut initiierte, erscheint dafür prädestiniert. Doch der Bürgermeister blickt noch weiter: „Genauso wichtig ist die Einbeziehung der Region, der Oberlausitz. Es geht nicht darum, Herrnhut irgendwie hervorzuheben oder als etwas Besseres darzustellen. Unser Ort ist tief in der Oberlausitz verwurzelt und aktiv an der Entwicklung der Region beteiligt. Ein Herrnhuter Welterbetitel kann positiv für die gesamte Region wirken.“ Bis es soweit ist, muss jedoch noch viel vorbereitende Arbeit geleistet werden.

Immerhin hat die Evangelische Brüder-Unität bekräftigt, dass sie bereit ist, gemeinsam mit der Stadt an der Bewerbung zu arbeiten. Ein noch für Juni erwarteter Beschluss des sächsischen Kabinetts bildet einen weiteren Eckpfeiler für die Vorbereitung.

Uwe Menschner / 18.06.2019

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Kommentare zum Artikel "Gehört Herrnhut bald zum Weltkulturerbe?"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Erhard Jakob schrieb am

    Ich sehe das genauso wie Ali!

    Was hat das Herrnhut von heute mit der Kirche von vor Tausend Jahren zu tun?

  2. Ali schrieb am

    Der Kommentar von mado am 20.6. zeigt nur pauschale Aussagen und ist diskriminierend.
    mados Aussage zeigt, dass er nichts über Herrnhut und seine Missionare weiß. Außerdem wird hier die eigene Nettiquette nicht beachtet, abei der man sich fair und sachlich äußern soll.
    mados Aussage ist nicht sachlich, weil sich hier pauschal über alle Missionare geäußert wird.

  3. mado schrieb am

    Herrnhut als Kulturerbe zu bezeichnen zeigt die maßlose Überheblichkeit des Christentums. Die Missionare haben weltweit fremde Kulturen unterdrückt und ausgerottet. Tolles Erbe!!

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