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Generationenübergreifende Schiedsrichterfreundschaft

Generationenübergreifende Schiedsrichterfreundschaft

Leopold Kellner und Hanspeter Benad: Beide verbindet die Leidenschaft zum Schiedsrichterwesen. Kennengelernt haben sich die Vertreter zweier Generationen über die Broschüre „Einblicke & Ausblicke“. Foto: RK

Hanspeter Benad aus Bautzen ist bekannt dafür, dass er die internationale Fußballwelt befragt und seine Interviews in einer eigenen Broschüre veröffentlicht. Damit begeistert er nicht nur Anhänger des runden Lesers im Erwachsenenalter. Auch junge Leute verschlingen seine Frage-Antwort-Spiele mit Größen des Fußballsports und kommen dafür zu Besuch nach Bautzen, um Hanspeter Benad persönlich zu treffen.

Bautzen. In beiden schlägt das Herz für den Fußball und das Pfeifen auf dem Rasen. Gut 400 Kilometer liegen zwischen ihnen. Doch der Zufall wollte es, dass sich ein Schiedsrichterfrischling aus der Oberpfalz und ein erfahrener Unparteiischer aus Bautzen jetzt fanden. Das in der internationalen Fußballszene inzwischen etablierte Interviewheft „Einblicke und Ausblicke“ führte den elf Jahre alten Leopold und dessen Mutter Kathrin kürzlich zu Hanspeter Benad ans Spreeufer. Der 69-Jährige hat mittlerweile die neunte Ausgabe seiner Broschüre veröffentlicht. Über eine zehnte denkt der unter Parkinson leidende Bautzener bereits nach.
In den bislang erschienenen Heften befragte der Oberlausitzer namhafte Vertreter der Fußballszene zu unterschiedlichen Themen und erntete dafür viel Anerkennung. Auch Leopolds Mama wurde darauf aufmerksam.

„Als mein Sohn kurz vor seiner Schiedsrichterprüfung stand, suchte ich im Internet nach Infomaterial, um ihm auf diese Weise ein bisschen unter die Arme zu greifen“, berichtet Kathrin Kellner dem Oberlausitzer Kurier. „Dabei bin ich auf die Interviewzeitschriften gestoßen. Leopold war sofort fasziniert davon, mit welchen bekannten Schiedsrichtern Hanspeter Benad Kontakt hat.“ Selbst sein Opa ist Feuer und Flamme, erzählt der Junge aus der Nähe von Regensburg. „Er sammelt Autogramme und wurde daher zum Fan dieser Broschüre.“

Im Februar legte der Schüler seine Schiedsrichterprüfung ab. Mit seinen elf Jahren gehört er noch zu den Jüngsten im bayerischen Nachwuchskader. Zum Pfeifen auf dem Rasen benötigt er daher eine Sondergenehmigung. „Normalerweise darf in meiner Heimat erst mit 13 aufwärts eine Fußballpartie geleitet werden“, meint er. Nichtsdestotrotz bringt Leopold schon einiges an Erfahrung mit. Bevor er sich für seinen Verein – den FC Oberhinkofen – dem Urteil der Prüfer unterzog, führte er bereits bei mehreren Jugendhallenturnieren und Jugendspielen Regie.

„Das Besondere daran ist, dass man eine gewisse Verantwortung übertragen bekommt und wahrzunehmen hat“, führt der junge Unparteiische einen Grund dafür an, warum er sich ausgerechnet für diese Position auf dem Spielfeld entschied. „Ich tue zudem etwas für die körperliche Fitness und bringe mich aktiv in den Sport ein.“ Unterm Strich bereite ihm das Ganze viel Spaß. Denn es sei ein gutes Gefühl, Entscheidungen zu treffen.

Mit Buh-Rufen von den Rängen oder anderer Kritik vermag Leopold inzwischen recht gut umzugehen, wie er hinterher schiebt. „Die blende ich einfach aus, wenn ich von der Entscheidung überzeugt bin, die ich getroffen habe.“ Damit möchte er in seiner Altersgruppe mögliche Nachahmer hinterm Ofen hervorlocken. Denn geschriebenes Gesetz sei, so Leopold: „Ohne Schiedsrichter kann man nicht Fußball spielen.“

Hanspeter Benad weiß darum. Zu DDR-Zeiten pfiff er über viele Jahre Partien in der Bezirksliga. Er kann sich gut vorstellen, den Jungen aus der Oberpfalz auf seinem Weg voranzubringen: „Leopold hat die Möglichkeit, sich bei mir nach Fußballregeln zu erkundigen. Auch bin ich in der Lage, ihm Tipps im Umgang mit Spielern und Offiziellen zu geben.“

Vielleicht sehen sich beide ja schon bald wieder in der Spreestadt. Denn Bautzen hat es Familie Kellner angetan – und zwar auf den ersten Blick. Hanspeter Benad indes kann sein Glück kaum fassen. Einmal mehr ergab sich aufgrund seines Fußballheftes eine länderübergreifende Freundschaft, die er nicht mehr missen möchte.

Roland Kaiser / 14.06.2020

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