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Göda greift nach einer neuen Schule

Göda greift nach einer neuen Schule

Auf einer bereits erworbenen Freifläche am Ortsausgang Richtung Bautzen will die Gemeinde Göda diesen Oberschulkomplex samt Sporthalle errichten lassen. Foto: RK/Atelier Mickan

In Göda steht eine Sanierung der Grundschule ganz oben auf der Prioritätenliste. Das in die Jahre gekommene Haus begeht 2021 sein 41. Jubiläum. Es zieht. Kinder werden bei undichten Fenstern unterrichtet. Wasserrohre platzen. Mehrere Medien bedürfen einer Verjüngungskur. All das kostet Geld. Dieses möchte Bürgermeister Gerald Meyer gern in eine neue Schule mit einem in Sachsen einmaligen Konzept investieren. Doch dafür braucht er Schützenhilfe.

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Gödas Bürgermeister Gerald Meyer möchte gern Schüler der Klassenstufen 1 bis 10 in einem neuen Schulgebäude mit handwerklicher Ausrichtung unterrichten lassen. Er braucht einen langen Atem. Foto: Archiv

Göda. An der Döberkitzer Straße ist es derzeit deutlich ruhiger als sonst. Die 171 Mädchen und Jungen, die gewöhnlich montags bis freitags dort zum Unterricht gehen, haben Osterferien. Zwei Wochen lang können sie von Mathe und Deutsch abschalten. Aufgrund der Corona-Pandemie sind nicht viel mehr Fächer übrig geblieben. Im Gemeindeamt werden zur gleichen Zeit Pläne vorangetrieben und wichtige Telefonate mit dem Schulamt des Landkreises sowie dem Kultusministerium geführt. Die Kommune strebt nach einem komplett neuen Schulgebäude mit einem Konzept, das momentan noch seinesgleichen im Freistaat sucht. Dort sollen einmal die Klassenstufen eins bis zehn unterrichtet werden. „Das Konzept der sogenannten Oberschule plus setzt auf die Verzahnung von Schule und Wirtschaft, indem die Profilausrichtung ‚Handwerk/Technik’ etabliert wird“, erklärt Gemeindeoberhaupt Gerald Meyer. „Junge Menschen werden im Rahmen der schulischen Ausbildung kontinuierlich an alte und neue Handwerksberufe herangeführt. Durch die enge Zusammenarbeit der Schule mit Handwerksbetrieben und Unternehmen der Region haben diese die Möglichkeit, dringend benötigte Fachkräfte frühzeitig zu binden. Die Schülerinnen und Schüler werden so an das Berufsleben herangeführt und aktiv in der Entwicklung ihrer Stärken und Interessen unterstützt. Die Wirtschaftsinfrastruktur der Oberlausitz wird durch diese praxisnahe Profilausrichtung nachhaltig gestärkt und ausgebaut.“

Handwerkskammer, Kreishandwerkerschaft und mehrere in der Kommune ansässige Unternehmen begrüßen den Vorstoß. „Wir unterstützen den Antrag der Gemeinde Göda bereitwillig“, schrieb beispielsweise Kreishandwerksmeister Frank Scholze in einem Brief an die Gemeinde, der der Redaktion in Kopie vorliegt. Mehrere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit werden in dem Schreiben aufgezeigt. Dazu zähle die Ansprache von geeigneten Handwerkern für Ausbildungsplätze, Praktika und Ferienjobs oder auch die Einbindung von Handwerksbetrieben in fachspezifische Lehreinheiten oder eine handwerkliche Ausrichtung von Ganztagsangeboten. Die Handwerkskammer Dresden geht noch einen Schritt weiter in ihren Überlegungen. Sie möchte gern Beratungsleistungen zu Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk anbieten oder auch bei der Durchführung von Praxistagen unter die Arme greifen. Auch die in der Landeshauptstadt ansässige Interessensvertretung gab zu erkennen, die Pläne der Kommune wohlwollend mitzutragen.

Unterdessen hat sich auch der Schiebocker Oberbürgermeister Holm Große zu Wort gemeldet. „Aufgrund des dauerhaft sehr hohen Schüleraufkommens für die Stadt Bischofswerda, welches wir auch für die Zukunft erwarten, wäre eine spezialisierte einzügige Oberschule plus eine sinnvolle, entlastende Maßnahme.“ Für diese Schulart gäbe es hinsichtlich der Schulanmeldung keine Wohnortbindung, sodass die Zugehörigkeit der Schulen zu Kooperationsverbünden nicht über dem Elternwillen steht, springt er seinem Gödaer Amtskollegen zur Seite.

In dem Zusammenhang macht eine Antwort aus dem Kultusministerium Mut. „Unter der Voraussetzung, dass bis Mitte Mai 2021 durch den Schulträger ein Einrichtungsbeschluss gefasst wird sowie der Nachweis sowohl des öffentlichen Bedürfnisses für die Schule als auch der Tragfähigkeit, die Schule zu führen, vorliegt, kann bereits zum Schuljahr 2021/2022 diese Oberschule eingerichtet werden. Sie sollte bereits Teil des Teilschulnetzplanes für die allgemeinbildenden Schulen des Landkreises Bautzen werden“, antwortete eine Sprecherin auf die Frage, wann und unter welchen Bedingungen sich eine solche Oberschule plus in Göda errichten ließe. Gleichzeitig schränkte sie ein: „Je nach vorliegendem Konzept könnte der Modellansatz positive Effekte auch für andere Standorte nutzbar machen. Allerdings verfügt bereits jetzt jede Oberschule über eine schulspezifische Konzeption zur Arbeit auf dem Gebiet der Beruflichen Orientierung.“

Das beim Landkreis angesiedelte Schulamt hingegen zeigt sich skeptisch. „Die Realisierung eines Neubaus in der angedachten Größenordnung würde erfahrungsgemäß mindestens vier Jahre in Anspruch nehmen“, sagte eine Sprecherin der Kreisverwaltung auf Anfrage. „Damit wäre von einer Entlastung frühestens ab dem Schuljahr 2025/26 auszugehen. Zu diesem Zeitpunkt hat sich aber der Beschulungsbedarf und die Auslastung der Oberschulen ohnehin bereits entspannt. Grundsätzlich gilt, dass für bestehende Oberschulen der langfristige Bestand zu sichern ist.“ „Bei einer Oberschule plus wäre infolge der Aufhebung des Grundschulbezirkes denkbar, dass mehr Einschulungen als bisher stattfinden, sofern ein überregionales Interesse wegen des besonderen pädagogischen Profils zu verzeichnen ist“, meint Vize-Landrat Udo Witschas. „Dem gegenüber steht der Aspekt, dass Eltern, deren Kinder regulär ab Klassenstufe fünf auf ein Gymnasium wechseln sollen, von vornherein eine andere Grundschule wählen und sich damit gegen den Besuch der Oberschule plus entscheiden“, vermutet er. Die inhaltlich-konzeptionellen Überlegungen der Gemeinde Göda stoßen bei ihm zwar auf großes Lob. Jedoch sei ein langfristig zusätzlicher Beschulungsbedarf unter regionalplanerischen Gesichtspunkten in dieser Region nicht darstellbar.

Aus Untersuchungen, die von der Gemeinde Göda in Auftrag gegeben wurden, geht jedoch etwas anderes hervor. „Zwar können in der vorliegenden Kapazitätsbetrachtung des Schulbezirks der Planungsregion Bautzen ausreichende Kapazitäten sichergestellt werden, die Kapazitätsbetrachtung des Schulbezirks für die Planungsregion Bischofswerda zeigt jedoch, dass die reguläre Aufnahmekapazität auch heute schon nicht ausreichend ist. Es gibt einen Fehlbedarf von drei Klassen im Schuljahr 2019/20, für das Schuljahr 2024/25 wird sogar ein Fehlbedarf von acht Klassen prognostiziert. Für die Planungsregion Bischofswerda ist somit eine interne Erweiterung der regionalen Aufnahmekapazität durch Doppelnutzung von Fachunterrichtsräumen notwendig, wobei auch mit der internen Erweiterung in den Schuljahren 2023/24 bis 2025/26 die vorhandenen Kapazitäten nicht ausreichend sein werden. Diese Doppelnutzung von Fachunterrichtsräumen stellt eine qualitative Einschränkung dar.“ Schon jetzt steuern Mädchen und Jungen auch aus Bautzen (56), Doberschau-Gaußig (8), Demitz-Thumitz (3), Crostwitz, Kubschütz, Puschwitz, Neschwitz und Sohland/Spree (jeweils 1) die Bildungseinrichtung in Göda an.

Deshalb setzt Bürgermeister Gerald Meyer seine ganze Hoffnung in die Unterstützer aus anderen Kommunen und der Wirtschaft. Trotz der Corona-Pandemie sei genug Geld in Deutschland vorhanden, um ein Bauprojekt wie dieses stemmen zu können. Die Finanzen müssten nur richtig verteilt werden, zeigt er sich überzeugt. Inklusive der Errichtung einer Sporthalle rechnet die Kommune mit Bauwerkskosten in Höhe von rund 15 Millionen Euro. Allerdings ist in der Summe die Ausstattung der Gebäude und die Gestaltung der Außenanlagen noch nicht enthalten.

Eine ähnliche Größenordnung hat das Projekt in Baruth in der Gemeinde Malschwitz. Dort will der Landkreis eine zweistellige Millionensumme für die Etablierung eines Oberschulstandortes ausgeben. Ein guter Grund für Gerald Meyer, für seine Kommune am Ball zu bleiben.

Roland Kaiser / 04.04.2021

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