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Görlitz rückt großen Sohn Jakob Böhme in den Fokus

Görlitz rückt großen Sohn Jakob Böhme in den Fokus

Die Dreifaltigkeitskirche am Obermarkt soll Standort des Jakob-Böhme-Museums werden.

Was gilt der Prophet im eigenen Land? Nicht viel, wenn man der Spruchweisheit glauben will. So schätzt auch der Görlitzer Stadtrat Dieter Gleisberg (CDU) ein, dass „Jakob Böhme international eine größere Rolle spielt als in seiner Heimatstadt Görlitz.“ Doch dies könnte sich in absehbarer Zeit ändern.

Görlitz. Die Stadt Görlitz sieht die Zeit gekommen, ihren wohl berühmtesten Sohn – den Schuhmacher und Philosophen Jakob Böhme (1575 bis 1624) – ins Rampenlicht zu stellen. Die Gelegenheit dazu bietet das Vorhaben der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, eine große Personalausstellung über den laut Hegel „ersten deutschen Philosophen“ zu gestalten. Diese steht unter dem Motto „Vom Suchen und Finden. Jakob Böhme. Wege der Weisheit“ und gehört zu den im Rahmen des Reformationsjubiläums 2017 von der Kulturstaatsministerin geförderten Projekten. „Als diese Absicht bekannt wurde, hat die Stadt Görlitz umgehend ihr Interesse geäußert, die Ausstellung dauerhaft in Görlitz zu präsentieren und in geeigneter Weise zu einem Zentrum der Böhme-Rezeption zu entwickeln“, so der für Kultur zuständige Bürgermeister Dr. Michael Wieler (parteilos).

Die Absichten der Staatlichen Kunstsammlungen für eine Böhme-Ausstellung kommen der Stadt Görlitz auch insofern gelegen, als dass es einen „Mangel an originalen Exponaten zu Leben und Werk Jakob Böhmes“ gibt und die vorhandenen Überlieferungen sehr „textlastig“ seien. Dies habe für die bereits seit zwei Jahrzehnten in Görlitz existierenden Überlegungen, Jakob Böhme stärker der Öffentlichkeit zu präsentieren, eine zu hohe Hürde gebildet.

Nachdem generelle Einigkeit mit den Staatlichen Kunstsammlungen über den Verbleib der Ausstellung in Görlitz erzielt wurde, blieb noch die Frage nach dem konkreten Ort zu klären. „Gemeinsam wurden im vergangenen Jahr mehrere Gebäude in der Stadt betrachtet. In diesem Zusammenhang kam es auch zu Gesprächen mit der evangelischen Innenstadtgemeinde über die Möglichkeit und Bereitschaft, die zentral am Obermarkt gelegene Dreifaltigkeitskirche für diesen Zweck zu nutzen“, so Michael Wieler. Dies sei auch vor dem Hintergrund geschehen, dass die Gemeinde bei weitem nicht das gesamte Kirchengebäude für die Nutzung benötige und sich mit dem Sanierungs- und Instandhaltungsbedarf langfristig „an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit getrieben“ sehe.

In der Kirchgemeinde habe die Idee, die Böhme-Ausstellung dauerhaft im Hauptraum der Dreifaltigkeitskirche zu platzieren, eine positive Resonanz erfahren. Vonseiten der Staatlichen Kunstsammlungen sei die Eignung des Raumes bereits bestätigt worden. Allerdings müssen auch noch einige Dinge geklärt werden: So wurde bereits 2006 ein Sanierungsbedarf von knapp drei Millionen Euro ermittelt.

Die Sanierung müsste im Vorfeld der Übernahme der Baulastträgerschaft durch die Stadt von der Kirche finanziert werden. Auch der Einbau der Ausstellung selbst erfordert einen erheblichen Aufwand. Diese finanziellen Belange waren allerdings noch nicht Bestandteil der Beschlussfassung. Vielmehr ging es zunächst darum, „den Bestrebungen durch einen Stadtratsbeschluss eine gewisse Verbindlichkeit zu geben und sie offiziell zu machen“, wie der Bürgermeister erklärt. Alles weitere wird Gegenstand nachfolgender Beschlüsse sein.
 

Uwe Menschner / 31.07.2016

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