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Havarie setzt Stadt und Vereine unter Zugzwang

Havarie setzt Stadt und Vereine unter Zugzwang

Die Daimler-Turnhalle im Bautzener Westen steht demnächst für den Vereinssport nicht zur Verfügung. Grund sind Reparaturarbeiten.

Bautzen. Etwas ratlos ist Steffen Waldmann dieser Tage. Der Geschäftsführer des Sportvereins MSV 04 muss sich etwas einfallen lassen, um den Trainingsbetrieb innerhalb der kommenden Wochen und Monate aufrechtzuhalten. Ab dem 17. Februar bis voraussichtlich 29. März wird die Turnhalle der Daimler-Oberschule für Vereine wie seinen nicht nutzbar sein. Hintergrund sind die Folgen einer Fußbodenheizungshavarie, die sich bereits im vergangenen Herbst ereignete. Im Zuge dieser war nach Angaben von Stadtsprecher André Wucht unbemerkt Wasser ausgetreten, das wiederum den Sporthallenboden in Mitleidenschaft zog. Zu welchem genauen Zeitpunkt dies geschah, dazu machte die Stadtverwaltung keine Angaben. Aufgefallen war der Schaden Anfang November. „Zwei Verteilerblöcke der Fußbodenheizung waren defekt beziehungsweise undicht“, erklärte der Rathausmitarbeiter. „Durch den Wasseraustritt ist der Aufbau des Sporthallenbodens geschädigt worden. Dieser muss nun ausgetauscht werden. Die defekten Verteilerblöcke haben wir bereits auswechseln lassen, um weiteren Schaden abzuwenden. Das geschah noch im Laufe des November.“ „Die Durchfeuchtung der Bausubstanz soll enorm sein und eine komplizierte Trocknung erforderlich machen“, will das Bürgerbündnis Bautzen erfahren haben. „Das erklärt den geschätzten Zeitrahmen. Hier kann man nur den Aussagen fachkompetent vertrauen und muss mit der Situation leben“, fügte Vereinssprecher Christian Haase hinzu. „Es ist bedauerlich, aber nicht vorhersehbar gewesen“, schätzt SPD-Fraktionschef Roland Fleischer ein. „Solche Dinge geschehen und müssen geduldig mit entsprechenden Einschränkungen hingenommen werden.“

Mittlerweile befasst sich laut Rathausangaben die zuständige Versicherung mit der Havarie in der Daimler-Turnhalle. In dem Zusammenhang habe sich vor zwei Wochen ein Gutachter ein Bild von der Situation gemacht, um den Umfang der Schadensregulierung einzuschätzen. Die Verwaltung geht von Reparaturkosten in Höhe von rund 60.000 Euro aus. „Im Ergebnis wurde festgelegt, den Schaden zeitnah zu beheben. Da der Hallenbereich im Zeitraum der Reparaturarbeiten ein Baustellenbereich ist, kann die Sporteinrichtung nicht genutzt werden.“ Jedoch habe die Stadt zusammen mit einzelnen Bürgervertretern einen Kompromiss erzielen können. Noch einmal André Wucht: „Die nicht betroffene Hallenseite werden wir für den Schulsport freigeben.“

Für Steffen Waldmann bedeutet das, er benötigt für die Übungseinheiten im Volleyball, Hockey und Basketball ein Ausweichobjekt. Mitten in der Hallenhochsaison offenbart sich hier aber bereits das nächste Dilemma. „In der Größenordnung ist das nicht zu kompensieren“, erläutert er. „Meine Kollegin telefoniert seit Tagen mit dem Landratsamt, ob sich womöglich bis zum Stichtag 17. Februar mit dessen Hilfe eine Lösung finden lässt.“ 
Claus Gruhl von der Stadtratsfraktion der Grünen führt den Ernst der Lage ebenfalls vor Augen: „Für die Sportvereine stellt das eine erhebliche Beeinträchtigung ihres Sportbetriebes dar, da es in der Stadt so gut wie keine Alternativen gibt.“ Nicht nur der MSV 04 ist mit einem Mal auf Wochen „obdachlos“. Auch der BLV „Rot-Weiß 90“ nutzt das Domizil.

Vor diesem Hintergrund ließen sich die Christdemokraten nicht lange bitten, um wiederum ihrer Forderung Gehör zu verschaffen. „Wir brauchen eine neue, zusätzliche Turnhalle“, betont Stadträtin Katja Ger-hardi. „Der aktuelle Schaden – und dazu der in der Jahnturnhalle – zeigt noch einmal in aller Dringlichkeit, dass die Bautzener Sporthallen momentan nicht mehr ausreichen. Aus diesem Grund wird nun auch eine neue Sporteinrichtung in den Haushalt 2020 aufgenommen.“

Der Stadtrat müsse jetzt nur noch die Baumaßnahme bestätigen, so André Wucht. Dabei handelt es sich um eine Drei-Feld-Turnhalle. Der Mitarbeiter der Stadtverwaltung ist sich sicher: „Diese wird nicht nur zu einer Entlastung im Schulsport für die Gymnasien führen, sondern bedeutet auch eine wesentliche Erweiterung der Hallenkapazitäten für die Sportvereine.“ 
Doch bis es soweit ist, geht noch einige Zeit ins Land. MSV-Geschäftsführer Steffen Waldmann braucht jetzt starke Nerven und etwas Fingerspitzengefühl, will er seine Sportler an anderer Stelle in der Stadt oder Umgebung unterbringen. Denn auch dort herrschen nur begrenzte Möglichkeiten. Deshalb springt ihm Katja Gerhardi zur Seite, wenn sie sagt: „Vielleicht finden sich Vereine in anderen Hallen, die gegebenenfalls Nutzungszeiten in sportlich-solidarischer Form den in der Daimlerhalle trainierenden Vereinen zur Verfügung stellen.“ Die Christdemokratin ist der Ansicht, dass gerade in dieser schwierigen Phase die Stadt entsprechende Nachfragen vermitteln sollte. Wiederum stellte die Kommune in Aussicht, die im Rahmen der Sportstättensatzung zu leistenden Nutzungsgebühren den Vereinen, die von der Wasserhavarie betroffen sind, für die jeweiligen Nutzungszeiten vollumfänglich zu erstatten. Laut MSV ist der Punktspielbetrieb abgesichert. 

Hintergrund: Die Sporthalle der Gottlieb-Daimler-Oberschule wurde im Jahr 2010 als Zwei-Feld-Halle errichtet. Ei-ner im Internet aufrufbaren Broschüre zufolge entspricht der Bau den neuesten Standards. Er zählt zu einer der modernsten Sporthallen der Stadt. Die Einrichtung dient in erster Linie dem Schul- und Vereinssport. Sie entspricht den Richtlinien zur Durchführung von überregionalen Wettkämpfen. â‹Œ

Roland Kaiser / 03.02.2020

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