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Ja zum Bahnhofsumbau, Nein zur Gemeindeehe

Ja zum Bahnhofsumbau, Nein zur Gemeindeehe

Das sanierungsbedürftige Bahnhofsgebäude in Großpostwitz. Foto: Archiv

Großpostwitz. Jahrelang ist in der Gemeinde um eine Wiederbelebung des leerstehenden und sanierungswürdigen Bahnhofsgebäudes gerungen worden, nun scheint der Durchbruch geschafft: Dank einer Finanzspritze des Freistaates sollen im Laufe des Sommers die ersten Bautrupps anrücken. Davon geht zumindest Bürgermeister Frank Lehmann aus. Die Gesamtkosten für das Bauvorhaben bezifferte er auf rund 2,7 Millionen Euro. Rund zwei Millionen Euro davon spendiert Sachsen aus dem Programm „Vitale Dorfkerne und Ortszentren im ländlichen Raum 2019“. Panschwitz-Kuckau und Oßling erhielten bereits vor Kurzem aus der Hand von Landrat Michael Harig die entsprechenden Zuwendungsbescheide für ihre geplanten Bauprojekte. Als Dritte im Bunde wird nun auch die Gemeinde Großpostwitz finanziell unterstützt.

In dem denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude soll ein kommunales Zentrum der Verwaltungsgemeinschaft Großpostwitz-Obergurig entstehen. Dort wird am 22. Februar auch der Bescheid öffentlichkeitswirksam  durch Dr. Frank Pfeil, Staatssekretär des Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft, übergeben. „Wir haben im April 2011 die Immobilie ersteigert und suchten bis 2016 nach einer sinnvollen Nutzung, damit das denkmalgeschützte Gebäude erhalten werden kann. Dabei erhielten wir eine große Unterstützung durch den Landrat und die Verwaltung des Landkreises Bautzen. Nunmehr steht eine Komplettsanierung unter Wahrung des Denkmalschutzes und der Umbau im Inneren an“, erklärte Frank Lehmann auf Anfrage. Er geht davon aus, dass sich der neue Dienstsitz ab Juli 2021 nutzen lässt. „Damit erreichen wir die Zusammenführung der Verwaltung unter einem Dach.“ Momentan sind Mitarbeiter in der Außenstelle in Obergurig untergebracht, weil für sie bislang der Platz in Großpostwitz nicht ausreichte. Auf die Frage, ob das ein Schritt hin zu einer anvisierten Gemeindeehe sei, antwortete der Bürgermeister: „Aktuell gibt es keine Fusionspläne.“

2017 sah das noch anders aus. Damals hatte sich vor allem Obergurigs Gemeindeoberhaupt Thomas Polpitz für einen Zusammenschluss beider Kommunen stark gemacht. „Im Vergleich zu den einzelnen Gemeinden verfügen wir nach der Fusion über eine deutlich höhere Einwohnerzahl. Bezogen auf die Steuereinnahmen stünde im Etat mehr Geld für Gemeindezwecke zur Verfügung“, begründete er im März 2017 gegenüber dem Oberlausitzer Kurier den Vorstoß. Auch im Bauhof ließen sich auf diese Weise Kräfte bündeln. Klärungsbedarf sah er hingegen bei den Feuerwehrstandorten und Abwassergebühren. Damals stand für Thomas Polpitz fest: „Wir wollen nicht so lange warten, bis uns Bautzen schluckt. Wir möchten nicht zum Anhängsel einer Stadt werden, sondern den ländlichen Raum stärken.“ Doch inzwischen sieht er sich vor veränderte Tatsachen gestellt. „Nachdem die Gemeinde Obergurig 2018 eine große Steuerrückzahlung leisten musste und der investive Haushalt zum Erliegen kam, erachte ich es als meine moralische Pflicht, ihr in den nächsten Jahren als Bürgermeister weiter zur Verfügung zu stehen. Ich könnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, der Gemeinde Obergurig in schweren Zeiten den Rücken zu kehren. Vielmehr möchte ich sie in den nächsten Jahren wieder aus dieser Schieflage holen.“

Was bedeutet diese Entscheidung für die Nachbarkommune Großpostwitz? Noch bevor Frank Lehmann Ende Juli in den Ruhestand wechselt, stehen dort Bürgermeisterwahlen an. Ursprünglich wollte Thomas Polpitz für das Amt kandidieren, um eine mögliche Fusion auf den Weg zu bringen. Doch daraus wird nun erst einmal nichts. „Ich werde nicht für die Bürgermeisterwahl 2019 in Großpostwitz zur Verfügung stehen“, versicherte er dem Oberlausitzer Kurier auf Anfrage. Vielmehr hat sich der 46-jährige Markus Michauk von der „Offenen Liste Großpostwitz“ für eine Kandidatur bereiterklärt. „Großpostwitz soll attraktiv bleiben für alle die hier leben und auch für Neubürger“, betonte er und legte damit den Fokus auf die Eigenständigkeit der Kommune. „Vor uns stehen in den nächsten Jahren hohe Investitionen. Egal ob die Sanierung der Bahnhofstraßenbrücke, die Bahnhofssanierung oder der Ausbau der Straßen in Klein-Kunitz, Denkwitz und Mehltheuer. Wir unterstützen diese Projekte, denn sie sind Teil der Infrastruktur für unsere Zukunft.“

Frank Lehmann hingegen möchte sich gern noch einen Wunsch erfüllen, bevor sein Dienst als Bürgermeister von Großpostwitz endet. „Gern hätte ich noch die Sanierung, den Umbau und die Erweiterung der Lessing-Grundschule auf den Weg gebracht.“ Genauso wie für die Mitarbeiter der Verwaltung wird für die Erst- bis Viertklässler mehr Platz benötigt. Die Unterstützung der Einwohnerschaft hat er dabei offensichtlich.

Roland Kaiser / 19.02.2019

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