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Jedes Dorf braucht seinen eigenen Imker

Jedes Dorf braucht seinen eigenen Imker

Mit ganzem Herzen ist Renate Reppe Imkerin. Seit sieben Jahren bildet sie bei praxisnahen Kursen Neuimker aus. Rund 150 sind es schon, die jetzt eigene Bienen haben. Foto: kk

Ohne Bienen würde der Mensch nicht überleben. Denn viele Früchte, die wir essen, wachsen nur, weil die Blüten zuvor Besuch von Bienen hatten. Renate Reppe ist Imkerin und zieht selbst neue Bienenvölker heran. Ihr Wissen gab sie bisher an 150 Neuimker weiter.

Oberlichtenau. Bienen begeistern Renate Reppe. Im Garten zwischen den immer noch reichlich vorhandenen Blüten stehen übereinandergestapelt die Magazinbeuten – so heißen die „Behausungen“ der Honigbienen. Ihr Mann brachte die Imkerei in die Ehe. Und weil die heute 66-Jährige nicht nur Gläser waschen und Etiketten kleben wollte, lernte sie den Umgang mit den Bienen.

Mit Enthusiasmus und ganz viel Herz sind Renate Reppe und ihr Mann Peter Reppe seit vielen Jahren dabei. Auf dem Grundstück in Oberlichtenau leben zurzeit drei starke ausgewachsene Bienenvölker und fünf junge Völker. Sie haben sich nach dem Schwärmen im Sommer gefunden und werden im nächsten Jahr „die Rennpferde“ sein und viel Honig sammeln, so Renate Reppe.

Obwohl es in den vergangenen Wochen sehr warm war und sich auch jetzt noch viele Blüten zeigen, ist das Bienenjahr bereits zu Ende. Nur in der Königsbrücker Heide steht noch der Wanderwagen mit einigen Völkern, die den sehr aromatischen Heidehonig sammeln. Aber auch hier wird in diesen Tagen der Honig aus den Waben geschleudert. Die Bienen bekommen als Winterfutter Zuckerwasser, dass sie jetzt in den Waben einlagern und in den kalten Monaten verzehren. Jetzt, wo es kühler ist, müssen die Bienen nur noch eine Behandlung mit Ameisensäure gegen die Varroamilbe über sich ergehen lassen. Sonst können die Milben Bienen und Larven schädigen, das Volk schwächen und sogar dessen Untergang herbeiführen.

„Aber wer schon im vergangenen Winter konsequent die Bienenvölker gegen die Varroamilbe behandelt hat, hatte in diesem Jahr kaum Verluste zu verzeichnen“, sagt Renate Reppe. „Wir sind im Frühjahr mit starken Völkern gestartet.“ Mit dem Bienenjahr selbst ist die Imkerin zufrieden. Es gab sehr viel Sommerhonig, und weil die Wiesen dank des immer wieder fallenden Regens grün blieben, konnten die Bienen lange Pollen und Nektar finden. Noch jetzt bringen sie Kleehonig in den Stock.

Einzig Lindenhonig gab es trotz der üppigen Blüte rund um Oberlichtenau kaum. „Wahrscheinlich war es in dieser Zeit zu trocken und hat deshalb nicht gehonigt“, sagt Renate Reppe. Dafür haben die Bienen den sogenannten Blatthonig gesammelt, der in den Waben sehr fest wird und dort nicht bleiben darf. Es handelt sich um süße Ausscheidungen der Blattläuse, die auf den Blättern als klebrige Schicht sichtbar werden.   

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Mensch und Bienen sind aufeinander angewiesen. Foto: kk

Gerade erst war ein junger Imker da und hat sich bei Renate Reppe zu genau diesem festen Honig Rat geholt. Er hat ihn in diesen Tagen in den Waben seiner Bienen entdeckt. Die erfahrene Imkerin gibt ihr Wissen außerdem bei Imkerlehrgängen weiter. Rund 150 Neuimker hat sie innerhalb von sieben Jahren ausgebildet und damit viel für den Fortbestand der Honigbiene getan. Denn die Biene kann nicht ohne die Hilfe des Menschen überleben. Hohle Bäume oder andere für den Bau des Stocks geeignete geschützte Hohlräume gibt es kaum, zusätzlich schwächt die Varroamilbe das Volk. Wichtig sind aber auch Blühstreifen zwischen den Feldern und eine vielfältige Vegetation, die im Verlauf des gesamten Jahres Pollen und Nektar bereit hält. „Aber auch wir brauchen die Bienen“, betont Renate Reppe. Viele Früchte kann der Mensch nur ernten, weil die Blüten im Frühling von den Bienen bestäubt wurden.

Dieses einmalige Zusammenspiel von Mensch und Biene steht auch im Mittelpunkt der AG Junge Imker, die es tatsächlich seit 1956 – also seit 60 Jahren – an der Schule in Oberlichtenau gibt. Auch hier hat Renate Reppe viele Jahre den Kindern das Wesen der Bienen und die Aufgaben des Imkers nahe gebracht. Nun hat mit Verena Naumann eine junge Imkerin diese Aufgabe übernommen.

Etwa 40 Imker gibt es im Imkerverein des kleinen Ortes Oberlichtenau. Darüber freut sich Renate Reppe. „Leider gibt es auch viele Dörfer ohne Imker, dabei sollte jeder Ort seinen eigenen Imker haben“, sagt sie. Lehrgänge gibt es nicht nur bei Renate Reppe, sondern auch der Landesverband Sächsischer Imker führt in den Wintermonaten Kurse durch.

Bei den Bienen kehrt in den nächsten Wochen Ruhe ein. Fällt die Außentemperatur unter neun Grad Celsius bleiben sie im Stock und nach dem ersten Frost legt das Volk sogar bei der Brut eine Pause ein. Für Renate Reppe und ihren Mann eine willkommene Unterbrechung. Und trotzdem freut sich die Imkerin ihre Bienen auf dem Grundstück zu wissen und zu sehen, dass es ihnen gut geht.

Katrin Kunipatz / 27.09.2016

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