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Kinos hoffen auf zeitnahen Neustart

Kinos hoffen auf zeitnahen Neustart

Modern ausgestattet aber verwaist: Wann auch in Bautzen wieder Kinobesucher Blockbuster und spezielle Film-Highlights zu sehen bekommen, hängt von den Entscheidungen der Politik ab. Pressefoto

Erst werden Gelder in Millionenhöhe in den Ausbau der Kinostandorte Bautzen und Görlitz investiert, dann kommt Corona und mit dem Virus eine monatelange Zwangspause. Im Oberlausitzer Kurier erklärt nun der Geschäftsführer der Filmpalast Gruppe, Ingo Kraft, was momentan hinter den Kulissen passiert, wie sich das Unternehmen in der Krise behauptet und worauf das Publikum schon einmal gespannt sein darf.

Was passiert aktuell hinter den verschlossenen Türen der Lichtspielhäuser und wie bereiten sich diese auf die Zeit nach dem Lockdown vor?

Ingo Kraft: Wir müssen finanziell enorm haushalten. Der Geschäftsbetrieb liegt auf Eis, Fixkosten laufen jedoch zum großen Teil weiter. Leider ist es ungewiss, ab wann der Spielbetrieb wieder stattfinden kann. Wir stehen bereit, nach der Wiedereröffnung wahrscheinlich mit Einschränkungen Kino zu machen. So haben wir es im Sommer 2020 bereits mit Erfolg erprobt.

Was lässt sich bezüglich der Mitarbeiter sagen, inwieweit sind diese aktuell vor Ort aktiv?

Ingo Kraft: Die Theaterleiter vor Ort kümmern sich um anfallende Aufgaben. So müssen die Gebäude in Schuss und Geräte instand gehalten werden. Zudem laufen viele Verträge auch während des Lockdowns weiter.

Wie viele Mitarbeiter sind von der coronabedingten Zwangspause betroffen?

Ingo Kraft: An den Standorten Görlitz, Zittau und Bautzen sind etwa 50 Mitarbeiter betroffen. Alle Festangestellten sind in Kurzarbeit. Die Arbeitsverträge der geringfügig Beschäftigten pausieren weitgehend. Wir hoffen, dass wir unseren kompletten Teams rasch wieder Arbeit anbieten können. Hinzu kommen weitere 60 Mitarbeiter in der Zentrale, die ebenfalls von Kurzarbeit betroffen sind, da selbstverständlich auch die anderen unserer insgesamt 15 Filmpalast-Kinostandorte in Deutschland von der Schließung betroffen sind.

Noch vor der Virus-Pandemie wurde in Bautzen ein größeres Bauvorhaben realisiert. Wie schultert das Unternehmen eigentlich die Kosten, die in dem Kontext entstanden sind, und wie wird sich das Ganze auf die Ticketpreise auswirken, sobald ein Kinobetrieb wieder möglich ist?

Ingo Kraft: Wir haben uns mit Investitionen in den Kinos in Görlitz und Bautzen weit aus dem Fenster gelehnt. Das Feedback unserer Gäste bestärkt uns jedoch, dass wir in Sachen Design, Ambiente und historischer Aufarbeitung der Gebäude alles richtig gemacht haben.

Dass Corona uns dazwischengrätscht, konnte ja keiner ahnen. Nun fehlt uns die Möglichkeit, die hohen Investitionen stückchenweise zu tilgen. Das schmerzt leider sehr. Wir überbrücken die verlustreiche Zeit vor allem mit einem KfW-Kredit, der ab Sommer 2021 zurückzuzahlen ist. Das erhöht den Druck auf eine rasche Erholung unseres Geschäfts. Die Ticketpreise werden moderat bleiben und dem Gebotenen angepasst. Dumpingpreise passen allerdings nicht in unsere Philosophie. Von den staatlichen Beihilfen sind wir als mittelständisches, verbundenes Unternehmen leider enttäuscht, da wir sehr rasch an die Deckelung kommen und die Beihilfen unter 15 Standorten aufteilen müssen.

 

Alternativer Text Infobild

Auch der sanierte Kinosaal 1 in Bautzen hat schon lange keine Besucher mehr beherbergt. Pressefoto

Lassen sich hierzulande trotzdem weitere Investitionen in den Lichtspielhäusern in Angriff nehmen?

Ingo Kraft: In Zittau lassen wir derzeit das barocke Vorderhaus des Kinos vollständig sanieren und zu einem Hotelbetrieb umbauen. Geplante Eröffnung ist im Sommer 2021. Der historische Kinosaal 1 in Görlitz wurde im November 2020 sehr aufwendig fertiggestellt. Leider konnten wir diesen prächtigen, historischen Saal noch nicht der Öffentlichkeit vorstellen.

Schauen wir auf die Zeit nach dem Lockdown. Worauf dürfen sich die Besucher freuen, sobald sich die Vorhänge wieder öffnen?

Ingo Kraft: Alle drei Häuser haben ihren besonderen Charme, der durch die Sanierung der Häuser mehr denn je zur Geltung kommt. Gepaart mit Kinotechnik des neuesten Standards werden unsere Standorte in der Oberlausitz hoffentlich bald wieder viele Besucher anziehen – selbstverständlich in sicherer Umgebung mit erprobten Hygienevorkehrungen.

Worauf werden die Besucher zu achten haben, sobald ein Kinobetrieb wieder möglich ist?

Ingo Kraft: Wir machen auf die besonderen Hygieneregeln aufmerksam, sobald sie bekannt sind. Zu rechnen ist damit, dass zumindest im Foyer vorerst eine Maske zu tragen ist, welche am Platz im Kinosaal selbstverständlich abgelegt werden kann.

Herr Kraft, vielleicht können Sie unseren Lesern noch einen kurzen Einblick in die Besucherstatistik geben. Wie viele Gäste steuerten 2020, also im ersten Corona-Jahr, die Kinos in Görlitz, Zittau und Bautzen an?

Ingo Kraft: Das waren insgesamt 110.000, wobei mehr als die Hälfte davon im Januar und Februar die Kinovorstellungen besuchte, also in der Zeit vor Corona.

Und wie viele Besucher wurden 2019 an den drei Kinostandorten in der Oberlausitz gezählt?

Ingo Kraft: Damals konnten wir noch knapp 300.000 Kinogäste registrieren. Sobald etwas mehr Normalität einkehrt, möchten wir dort auch gern wieder hin.

Roland Kaiser / 23.01.2021

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