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Krone erlebt ersten Besucheransturm

Krone erlebt ersten Besucheransturm

Am Denkmaltag hatten sich am Eingang zur Krone ganze Menschentrauben versammelt. Bis zum Abend war der Andrang groß. Foto: RK

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Nach ihrer mehrmonatigen Schließung herrschte am Denkmaltag erstmals wieder Publikumsverkehr in der Stadthalle Krone. Foto: UB

Bautzen. Die viel diskutierte und im Januar diesen Jahres geschlossene Stadthalle Krone hat am vergangenen Wochenende anlässlich des Tages des offenen Denkmals einen Besucheransturm erlebt.

Nach Auskunft einer Bürgerinitiative (BI), die sich für die Rettung des Veranstaltungshauses einsetzt, nutzten rund 1.050 Bautzener und Neugierige aus dem Umland die Gelegenheit, an einer der Führungen durch das 1967 errichtete Gebäude teilzunehmen. Sie alle wollten sich auf diese Weise selbst einen Eindruck von dessen Zustand und Innenleben verschaffen.

Dabei wurde deutlich, dass sich viele der Besucher durchaus eine Wiederinbetriebnahme vorstellen können. Die BI bemüht sich seit Monaten darum. Dass die Stadthalle keineswegs „marode“ ist, wie einige ihrer Kritiker in der Vergangenheit gern behaupteten, war ebenfalls zu sehen. Schon der verstorbene Dirigent Kurt Masur bescheinigte der Krone eine sehr gute Akustik. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Demnächst darf die kommunale Wohnungsbaugesellschaft BWB die Immobilie aus privater Hand erwerben – samt Parkplatz und einem Wohn- und Geschäftshaus an der Steinstraße. Dem Kauf hatte der Stadtrat bei nur einer Enthaltung Ende August zugestimmt. Sofern sich die Vertragspartner einigen, soll das Geschäft am 20. September abgewickelt werden.

„Einige Hürden gibt es jedoch noch zu meistern“, sagte BWB-Geschäftsführerin Kirsten Schönherr zu Beginn dieser Woche im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier. „So benötigen wir unter anderem einen Nachweis über die jährlichen Parkplatzeinnahmen. Unabhängig davon hätten wir gern von der Onnasch-Gruppe sämtliche TÜV-Zulassungen für den Saal. Wir gehen jedoch davon aus, dass uns bis zur Unterzeichnung des Kaufvertrages alle Unterlagen vorliegen. Sollte dem nicht so sein, veranlassen wir die einzelnen Prüfungen.“

Indes spricht der geschäftsführende Gesellschafter des in Berlin ansässigen Immobilienunternehmens, Alexander Kindermann, bezogen auf die von der BWB eingearbeiteten Punkte von „Fehlern im Kaufvertragsentwurf, die man jetzt ausmerzt“. Sofern der Abschluss zustande kommt, werde er die Originalunterlagen an die BWB übergeben. Und das wird am 20. September sein, bekräftigt Alexander Kindermann. Gleichzeitig betont er: „Onnasch bleibt bei seinem Wort.“

Was aber passiert, wenn am Ende der Deal doch noch scheitert? Für den Fall steht nach wie vor ein Investor aus der Schweiz in den Startlöchern. Aus Berlin verlautet dazu, dass dieser für sein Pflegeheimprojekt das gesamte Anwesen zwischen Stein- und Töpferstraße beräumen lassen möchte – samt dem ehemaligen Hotel Krone. Eine gebührenpflichtige Bauvoranfrage dazu sei bereits von der Stadtverwaltung positiv beschieden worden. Da diese rechtlich gesehen keineswegs zu beanstanden war, meint unter anderem FDP-Stadtrat Mike Hauschild in dem Kontext. Eine Veränderungssperre, wie sie die Liberalen im Zuge der von den Bürgervertretern beschlossenen Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Krone-Areal forderten, gibt es bislang nicht.

Eine Aussage von Kirsten Schönherr lässt unterdessen aufhorchen: „Wenn wir erst einmal die Krone erworben haben, werden wir sie niemals abreißen. Immerhin erzielen wir durch das Haus Mieteinnahmen.“ Es gelte vielmehr den Ertrag weiter zu steigern, sobald die Unterschriften unter den mit der Onnasch-Gruppe ausgehandelten Kaufvertrag gesetzt sind.

Im Umkehrschluss bedeutet das: Ein zeitlich befristeter Probebetrieb der Stadthalle, wie ihn eine Bürgerinitiative, CDU, FDP und das Bürgerbündnis Bautzen forcieren, wird immer wahrscheinlicher. „Im besten Fall benötigen wir, wie von den Stadträten vorgeschlagen, dafür einen Verein, der sich auch um das Stadthallenmanagement kümmert“, fügt die Geschäftsfrau hinzu. In erster Linie hat sie dabei die Mitstreiter der Bürgerinitiative im Blick: „Bis jetzt leisteten diese eine sehr gute Arbeit. Perspektivisch gesehen würden wir ihnen in erster Linie beratend zur Seite stehen und Tipps von anderen kommunalen Stadthallenbetreibern einfließen lassen.“ Auch einen von den Krone-Befürwortern und Oberbürgermeister Alexander Ahrens angeregten Kulturfonds, von dem andere Einrichtungen in der Spreestadt ebenso profitieren könnten, begrüßt Kirsten Schönherr. Wie Rathaussprecher André Wucht auf Anfrage mitteilt, handelt es sich dabei um eine Überlegung, einer bereits praktizierten Lösung einen anderen Namen zu geben. „Oberbürgermeister Alexander Ahrens hat im Rahmen eines Arbeitstreffens mit Fraktions-vertretern des Stadtrates die Möglichkeit eines Kulturfonds ins Gespräch gebracht. Es war eine grobe Überlegung, einer bereits praktizierten Lösung einen anderen Namen zu geben. „Schon heute besteht die Möglichkeit, neben städtischen Kulturveranstaltungen auch private oder Vereins-Initiativen mit öffentlichem Nutzen zu fördern. Davon machen viele Akteure bereits Gebrauch.“ Als jüngstes Beispiel nennt er das Altstadtfest. Dieses sei durch die Stadt in mehrfacher Hinsicht organisatorisch und finanziell unterstützt worden. Es gehe aber auch eine Nummer kleiner.

Genau auf solch eine Form der Unterstützung setzen Menschen wie Utta Winzer und Barbara Nowack, die sich seit Monaten gemeinsam mit zahlreichen Spreestädtern für eine Wiedernutzung der Krone stark machen.
Hingegen kommt für die BWB eine Betreibung in Eigenregie aus steuerrechtlichen Aspekten nicht in Betracht, stellte Kirsten Schönherr an dieser Stelle nochmals klar. Diesbezüglich streckte die BI bereits ihre Fühler aus und sammelte Ideen für eine Wiedernutzung. So könnten unter dem Dach der Krone Vereine ein Domizil finden, führt die Sprecherin der Aktionsgemeinschaft Utta Winzer nur eines von vielen Beispielen an (der OLK berichtete).

Einen Landesparteitag in der Stadthalle, wie ihn die Freidemokraten für diesen Herbst vorsahen, wird es dort jedoch nicht geben. Für die Noch-Eigentümer des Hauses sei der Aufwand einfach zu groß gewesen, so Alexander Kindermann. Dank eines Entgegenkommens der Stadtverwaltung soll die Veranstaltung nunmehr in der von der Kommune unterhaltenen Schützenplatzhalle stattfinden.

Inwieweit beide Einrichtungen einmal zu Konkurrenten werden, das wird die Zeit zeigen.

Roland Kaiser / 15.09.2018

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