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Krone-Kauf weiter mit Fragezeichen verbunden

Krone-Kauf weiter mit Fragezeichen verbunden

Wird das Krone-Areal kommunales Eigentum oder nicht? Die Stadt steht unter Zugzwang, da inzwischen ein weiterer Kaufinteressant Nägeln mit Köpfen macht. Foto: Montage

Bautzen. Auch in die zweite Runde der Haushaltskonsultationen, die für den kommenden Montag angesetzt ist, gehen Bautzens Stadträte bezüglich des Krone-Areals ohne eine von ihnen gebilligte Kaufsumme. Die Verwaltung hat den Bürgervertretern während der letzten Stadtratssitzung vor der mehrwöchigen Sommerpause kein weiteres Beschlusspapier in dieser Angelegenheit vorgelegt. Jedoch versuchte Rathaussprecher André Wucht noch vor der Zusammenkunft der Stadtparlamentarier am vergangenen Mittwoch zu beruhigen: „Im nichtöffentlichen Teil gibt es eine weitere Diskussion, aus der zumindest eine Tendenz, ob der Kauf des Krone-Areals eine Mehrheit findet, abgelesen werden kann.“

Die Zeit läuft gegen die Stadt

Im Raum steht eine Summe in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro. Diese hält der Eigentümer – die Berliner Onnasch-Gruppe – nach wie vor für angemessen. Indes treibt ein Investor aus der Schweiz, der ein Pflegeheim auf dem etwa 9.000 Quadratmeter großen Anwesen zwischen Töpfer- und Steinstraße errichten möchte, seine Pläne offenbar energisch voran. In diesem Zusammenhang liegt der Verwaltung, wie deren Sprecher ebenfalls bestätigte, eine gebührenpflichtige Bauvoranfrage vor. Allein dafür zahlen die Eidgenossen eine höhere Summe. André Wucht: „Wir prüfen diese entsprechend der rechtlichen Rahmenbedingungen.“

Angesichts der bevorstehenden parlamentarischen Sommerpause und des fehlenden Stadtratsbeschlusses zum Kauf der Krone samt Parkplatz bleibt es also spannend, ob nicht am Ende das Unternehmen aus der Alpenrepublik den Zuschlag erhält. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, bekräftigte kürzlich Alexander Kindermann von der Onnasch-Gruppe einmal mehr. Unseren Informationen zufolge will er den Verkauf noch in diesem Jahr über die Bühne bringen. Das wiederum setzt die Kommune weiter unter Zugzwang. 

Der Versuch der Stadt, mit einem Bebauungsplan gegenzusteuern, werde dabei nicht aufgehen, heißt es seitens der Kronebefürworter. Dieser verhindert lediglich die Errichtung eines weiteren großflächigen Einkaufsmarktes beziehungsweise Centers. Trotzdem war während der Stadtratssitzung mehrheitlich beschlossen worden, den B-Plan aufstellen zu lassen – jedoch unter der Bedingung, dass die Stadt in diesem Zusammenhang auch eine Veränderungssperre mit betrachtet. Wann das beschlussreife Papier vorliegt, stand zunächst nicht fest. Ein Großteil der Bürgervertreter möchte erreichen, dass die Kommune das Areal im Herzen von Bautzen erwirbt, um es in Eigenregie gestalten zu können. Entwicklungen wie auf dem unweit entfernten Lauenareal sollen so von vornherein vermieden werden.

Komplizierte Lage am Lauengraben

Dort ist nach Auskunft von Baubürgermeisterin Juliane Naumann auch in diesem Jahr vermutlich nicht mit einer Baumaßnahme zu rechnen. Sie bezog sich dabei auf entsprechende Äußerungen einer Immobiliengesellschaft, der eine größere Fläche am Lauengraben gehört. Seit längerer Zeit spielt das Unternehmen mit dem Gedanken, an Ort und Stelle ein betreutes Wohnen mit Tagespflege zu etablieren. Grünen-Stadtrat Claus Gruhl: „Ob von denen dort überhaupt etwas gebaut wird, wage ich zu bezweifeln.“ Soweit möchte SPD-Fraktionschef Roland Fleischer nicht gehen: „Meines Erachtens wird spekulativ abgewartet, um eines Tages ein gewinnbringendes Projekt auf die Beine zu stellen. Dies ist aus Sicht eines Investors legitim.“ Auch der Sozialdemokrat weiß um die Situation auf dem Lauenareal. „Es gibt eine Zerstückelung der Grundstücke, die teilweise der Stadt, der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft BWB, privaten Besitzern sowie der genannten Immobiliengesellschaft gehören. Dies macht eine Gesamtentwicklung schwierig. So streben die Stadt und wir als SPD zunächst die Entwicklung der Grundstücke und Häuser an, die im Besitz der Kommune beziehungsweise BWB sind. Dies ist bei dem Zustand der Gebäude allerdings auch eine finanzielle Frage. Vor diesem Hintergrund scheint es uns wichtig, erneut mit den Grundstücksbesitzern ins Gespräch zu kommen, um eine Lösung zu finden.“ Solch eine komplizierte Baustelle auf dem Krone-Anwesen könnte sich die Stadt Bautzen unterdessen ersparen, wenn sie denn zugreift.

Kompromiss macht Kaufverhandlungen wieder möglich

Am 23. Mai hatten sich die Stadträte und die Stadtspitze auf eine Kompromisslösung verständigt. Diese sieht vor, dass nicht die Wohnungsbaugesellschaft sondern OB Alexander Ahrens höchstpersönlich Kaufverhandlungen mit dem Krone-Eigentümer wieder aufnimmt. Das ist kurz darauf auch passiert. Zum konkreten Inhalt des etwa zweistündigen Gespräches in Berlin wurde Stillschweigen vereinbart.

Bei dem Krone-Anwesen handelt es sich um die letzte zusammenhängende Fläche im Bautzener Zentrum, die die Stadt selbst entwickeln könnte. Die Hoffnung ist groß, dass sich die gesamten Bemühungen am Ende nicht als Luftnummer entpuppen. Seit Bekanntwerden der Verkaufspläne wird in der Spreestadt zum Teil sehr emotionsgeladen darüber diskutiert, ob die Kommune die teilweise vermietete Krone samt Parkplatz – beide zusammen werfen jährliche Einnahmen von mehr als 200.000 Euro ab – erwerben soll oder nicht.

Parallel dazu macht sich eine Bürgerinitiative für die Wiederinbetriebnahme der Ende Januar geschlossenen Stadthalle stark. Dafür sammelt sie nach wie vor Unterschriften. Auch mehrere Stadträte beharren inzwischen auf einem mehrmonatigen Probebetrieb, sollte die Immobilie tatsächlich in kommunales Eigentum übergehen. Die SPD hat jedoch bereits klargemacht, dass sie diese Ambitionen nicht um jeden Preis mittragen wird. Fraktionschef Roland Fleischer: „Wichtigstes Kriterium für uns ist, inwieweit es dabei zu Einschnitten im Freiwilligkeitsbereich oder bei Kitas kommt. Ist dies der Fall, kommt ein Kauf für uns nicht in Frage.“ Finanzbürgermeister Dr. Robert Böhmer wäre sicherlich erleichtert, wenn der Kelch an ihm vorüberginge. Für ihn und einen Teil der Verwaltung steht außer Frage, dass der ehrliche und weitsichtige Umgang mit Steuergeldern ganz klar an erster Stelle stehen muss.

Roland Kaiser / 22.06.2018

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