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Lehrernotstand wirksam begegnen

Lehrernotstand wirksam begegnen

Der Bautzener Landtagsabgeordnete Marko Schiemann macht sich für ein besseres Bildungssystem in Sachsen stark. Dazu gehört weniger Unterrichtsausfall durch fitte Lehrkräfte. Foto: RK

Rund zwölf Prozent aller Unterrichtsstunden sind im zurückliegenden ersten Schulhalbjahr allein an den Grund- und Oberschulen sowie Gymnasien im Landkreis Bautzen ausgefallen. Noch höher lag die Zahl im Nachbarkreis Görlitz. Ein Grund ist der Lehrernotstand. Dieser nicht gerade erfreulichen Entwicklung im Vergleich zu früheren Jahren soll nun gegengesteuert werden.

Bautzen. In der Oberlausitz wird jetzt dem Lehrermangel mit einem neuen Konzept der Kampf angesagt. Zu Beginn des kommenden Schuljahres soll in der Spreestadt eine Bildungseinrichtung ihren Betrieb aufnehmen, die es so in der Region bislang nicht gegeben hat. Wo die Sorbische Sprachschule, so heißt diese künftig, einmal ihr Domizil finden wird, ist allerdings noch nicht ganz klar.

Hierzu führt das Sächsische Kultusministerium eigenen Angaben zufolge nach wie vor Verhandlungen.
Parallel laufen momentan Bewerbungsgespräche mit möglichen Absolventen. Diese stammen allesamt aus der Nachbarrepublik Tschechien. Sie sollen vorrangig für eine Lehrertätigkeit im sorbischen Siedlungsgebiet fit gemacht werden. Auch dort herrscht Personalnot an den Schulen. „Betrachtet man die Zeit bis 2027 benötigen wir pro Jahr bis zu 15 neue und gut ausgebildete Lehrkräfte, die auch Fachunterricht in sorbischer Sprache abhalten“, betont der Landtagsabgeordnete Marko Schiemann.

Auf dessen Intention lässt sich das Projekt zurückführen. „Leider gibt das unsere bestehende Hochschullandschaft nicht her. Die Abbrecherquote ist einfach zu hoch.“ Der Bautzener Landespolitiker meint auch die Gründe dafür zu kennen. Jungen Menschen, die ein Lehramt studieren möchten, wird das gleiche Leistungsniveau abverlangt wie einem angehenden Wissenschaftler, obwohl dafür keine Notwendigkeit bestehe. Das führe dazu, dass viele vorzeitig das Handtuch werfen und ihr Studium an den Nagel hängen. „In diesem eigentlich ungleichen Wettstreit gehen uns die vielen Leute verloren, die sicherlich gute Lehrer geworden wären.“ Am Ende sind die Schüler die Gelackmeierten.

„Ihre Wettbewerbsfähigkeit wiederum wird bei solch massivem Lehrerausfall nun wirklich nicht gerade begünstigt.“

In Bautzen soll künftig der Fokus auf der Sprachausbildung liegen. Deutsch und Sorbisch – mehr Fächer gibt es für die Absolventen nicht zu pauken. Angesetzt sind jeweils zwei Semester plus Aufbausprachtraining im Anschluss. Während des Studiums werden die angehenden Lehrkräfte Hospitationen in verschiedenen Schulen der Stadt und des Umlandes abhalten. „Die Konzeption sieht vor, dass den Kursteilnehmern neben der Vermittlung der obersorbischen Sprache auch Seminare angeboten werden, die sie mit dem sächsischen Schulwesen vertraut machen und auf den pädagogischen Alltag an den Bildungseinrichtungen vorbereiten“, erklärt Kultussprecherin Manja Kelch.

Marko Schiemann zeigt sich zuversichtlich, dass dies eine funktionierende Alternative zu den Hochschulen im Land sein kann. Und er geht noch ein Stück weiter: „In Polen herrscht zurzeit ein Lehrerüberhang. Über die Sorbische Sprachschule in Bautzen bestünde die Möglichkeit, interessierte Fachkräfte aus dem Nachbarland in die Lausitz zu holen, um ihnen Deutsch beizubringen. Im Anschluss ließen sich diese Pädagogen an deutschen und sorbischen Schulen einsetzen.“ Unabhängig davon müsste in jedem Fall eine Unterbringung der Absolventen garantiert werden. Daran arbeiten der Landtagsabgeordnete und das Kultusministerium zurzeit noch.

Roland Kaiser / 17.07.2017

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