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Mission Olbasee: Rettern helfen

Mission Olbasee: Rettern helfen

Bürgermeister Matthias Seidel (4.v.l.) zu Besuch bei der Wasserwacht am Olbasee: Er lässt die Retter mit ihren Sorgen nicht allein.

Bautzen/Malschwitz. Wie lässt sich das Engagement der Wasserwacht Bautzen am Olbasee künftig auf eine solide finanzielle Grundlage stellen? Diese Frage bewegt das zuständige Deutsche Rote Kreuz (DRK) nicht erst, seitdem die Gemeinde Malschwitz vor wenigen Wochen nach einem Gemeinderatsbeschluss ihren jährlichen Zuschuss in Höhe von 1.000 Euro auf Eis gelegt hat. Es ist ein generelles Problem in Sachsen, meint Werner Küsel. Er kümmert sich um die Ausbildung von Rettungsschwimmern im Raum Bautzen. Viele von ihnen zieht es in den Sommermonaten unter anderem nach Mecklenburg-Vorpommern, da dort ihre Arbeit mit Tagessätzen in unterschiedlicher Höhe honoriert wird. „Wer an der Ostsee seinen Dienst verrichtet, erhält einen Verpflegungssatz von maximal 35 Euro pro Tag“, erzählt Student Marco Melcher und beruft sich dabei auf eigene Erfahrungen. „Eine Unterkunft stellt die Kommune, für die man als Retter aktiv wird.“ Hier zu Lande scheint so etwas eher unwahrscheinlich, obwohl Touristen inzwischen genauso gern zum Baden die Lausitz ansteuern. Selbst an Sachsens größtem Binnengewässer, dem Bärwalder See, sei zu beobachten, dass sich Anrainerkommunen mit einer Finanzspritze zurückhalten, erklärt Werner Küsel.

Im Fall Malschwitz kennt Bürgermeister Matthias Seidel nur eine Antwort, warum es so schwierig ist, Vereinen wie der Wasserwacht unter die Arme zu greifen. „Unser Etat gibt das momentan nicht her. Wir haben mehrere Sanierungs- und Hochwassermaßnahmen zu realisieren. Das bindet enorme Eigenmittel.“ Allein was die Investitionen in diesem Jahr anbelangt, würden sich die Kosten auf insgesamt drei Millionen Euro summieren. Trotz allem hat die Gemeindespitze Gesprächsbereitschaft demonstriert. Am vergangenen Wochenende statteten Matthias Seidel und Ortsvorsteherin Claudia Pallmann der Wasserwacht in deren Domizil am Ufer des Olbasees einen Besuch ab. Bei dem Treffen nutzten beide Seiten die Möglichkeit, ihre Argumente darzulegen. „Wir erheben keine Kurtaxe, mit der wir Ausgaben der Wasserwacht deckeln können“, betonte das Gemeindeoberhaupt während des Gesprächs. Vielleicht aber lasse sich über die Touristische Gebietsgemeinschaft (TGG) flächendeckend eine Gebühr einführen und erheben, um die Kosten der Ersthelfer zu schultern, lautete ein Vorschlag. Darüber hinaus stellte er in Aussicht, mit Landratsvize Birgit Weber über die Problematik zu sprechen. Außerdem, so Matthias Seidel, gebe es eventuell die Chance, über den ILE-Fördertopf, also die Integrierte Ländliche Entwicklung, Gelder zu akquirieren. Idee Nummer vier: Sponsoren für das Projekt Wasserwacht begeistern und gewinnen.

Vereinsvorstand Jörg Lindner regte daraufhin an, Spendenbüchsen aufzustellen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Unternehmen an solch einer Aktion beteiligen werden. Immerhin profitieren einige von ihnen von den Touristen.“ Seit Jahren besteht am Ufer des Olbasees die Möglichkeit zu campen.

Claudia Pallmann indes lud die DRK-Retter ein, sich in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen noch einmal zu präsentieren – und zwar im öffentlichen Teil für jedermann hör- und sichtbar. „Vielleicht finden wir auf diese Weise einen Großsponsor“, meinte Werner Küsel abschließend. „Dann wären alle Probleme vom Tisch.“

Er wünscht sich für seine Mitstreiter unter anderem einen Elektroquirl, den sich die Retter jedoch nicht einfach mal so nebenbei leisten können. Dahinter verbirgt sich eine Apparatur, mit der sich Ruderboote in ein Schnellboot verwandeln lassen. Die Ersthelfer am Olbasee wären damit im Ernstfall noch flexibler. Dank der bisherigen Finanzspritze der Gemeinde Malschwitz haben sie sich zunächst ein gelbes Rettungsbrett angeschafft. Mit dem 18 Kilogramm schweren Gefährt sind in erster Linie Ersthelfer ohne Motorbootführerschein ebenfalls im Nu am Einsatzort – das jedoch nur bei entsprechender Muskelkraft in den Armen.

Hintergrund: Im April hatten die Malschwitzer Gemeinderäte mehrheitlich dafür gestimmt, die Unterstützung für die Wasserwacht Bautzen einzustellen. Dies stieß nicht nur bei den Ersthelfern auf Unverständnis.
Bundesweit zählt die Rettungsabteilung des DRK rund 140.000 Mitglieder. Dabei verfügt sie über 6.000 Bootsführer, 2.100 Taucher und 200 Luftretter. Rund 250 in Not geratene Menschen werden jährlich von ihnen aus den Fluten gefischt.

Am Olbasee schieben die ehrenamtlichen Helfer seit Pfingsten ihren Dienst – vorrangig an den Wochenenden. In der aktuellen Badesaison sind sie noch bis Ende August vor Ort im Einsatz. Mit der entsprechenden finanziellen Unterstützung im Rücken bestünde durchaus die Möglichkeit, auch wochentags am Ufer präsent zu sein.

Roland Kaiser / 26.06.2017

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