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Nächster Glückstreff(er) im Schloss Ottenhain

Nächster Glückstreff(er) im Schloss Ottenhain

Suse Schmid und  Klaus Räckers sind die Schlossherren von Schloss Ottenhain. Foto: privat

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Schloss Ottenhain, Am Gemeindeamt 3,  in Ottenhain ist ein richtiger Hingucker. Foto: privat

Die Schlossherren von Schloss Ottenhain Suse Schmid und Klaus Räckers laden am Freitag, 14. Februar, von 18.00 bis 22.00 Uhr, zum nächsten „Ottenhainer Glückstreff(er)“ ins Schloss Ottenhain ein. Die neue Veranstaltungsreihe sei sehr gut angelaufen. Und die beiden selbst sind in ihrer neuen Heimat gut angekommen. 

Ottenhain. Im ersten Stock der „Beletage“ des Schlosses sind inzwischen die ehemaligen Räume des Bürgermeisters sowie der Leihbücherei renoviert und erstrahlen im alten-neuen Glanz. Die Dielenfußböden sind von alten Linoleumauflagen befreit und geschliffen, der ehemals entfernte Stuck ist erneuert worden. Die Bibliothek wird als solche wieder genutzt und wurde mit bequemen antiken Möbeln ausgestattet. Diese Räume sollen wiederbelebt werden. Hier sollen sich Menschen in behaglicher Atmosphäre treffen können und je nach Lust und Tagesbefinden die Arbeitswoche ausklingen lassen. Jeder kann beim „Ottenhainer Glückstreff(er)“ mit ein bisschen Glück jemanden treffen, der das gleiche Interessengebiet hat – eventuell zusammen Karten spielen, gemeinsam Musik machen oder einfach nur plaudern. 

Der Ottenhainer Fotograf Hartmut Stecker präsentiert in einer neuen Ausstellung auch Ottenhainer Motive und erweitert damit die Fotoauswahl, die bis vor wenigen Tagen in Bernstadt zu sehen war. Der Eintritt ist frei. Die Schlossherren bieten zum Selbstkostenpreis eine kleine Getränkeauswahl an. Ein befreundeter Nachbar sorgt mit seiner Gitarre für die musikalische Unterhaltung. 

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Bisher haben sich zweimal die Türen des Schlosses Ottenhain für den „Ottenhainer Glückstreff(er)“ geöffnet. Foto: privat

Bisher haben sich zweimal die Türen des Schlosses für den „Ottenhainer Glückstreff(er)“ geöffnet: Im Dezember einigten sich die Besucher spontan, Weihnachtslieder zu singen und baten den Musiker um Begleitung. So wurden sämtliche bekannten Lieder mit allen Strophen – dank Handy gab es keine Textprobleme – voller Inbrunst gesungen. 

Die zweite Auflage im Januar war sozusagen eine bunte Mischung: Eine Dame, die mit mehreren Strickobjekten gekommen war, wurde gleich nach Ankunft überredet, mit Doppelkopf zu spielen, eine andere Besucherin lieh sich spontan die Gitarre aus und griff zunächst selbst in die Saiten, um dann im Laufe des Abends mit dem Gitarristen ein Duo zu bilden – als würden die beiden sich schon jahrelang kennen. 

„Zu unserer Freude kamen Menschen miteinander ins Gespräch, die sich vorher gar nicht kannten und die sich dann bereits für den nächsten ,Glückstreff(er)’ verabredet haben“, so Schlossherrin Suse Schmid.

Das Ottenhainer Schloss selbst war im Besitz der Gemeinde und diente als Sitz der Gemeindeverwaltung, des Kindergartens und der Leihbücherei. „Mit dem Verkauf des Schlosses und unserer privaten Nutzung ist für die Ottenhainer in gleich mehrfacher Hinsicht ein wichtiger Treffpunkt weggefallen“, betont sie. Junge Eltern konnten sich nicht mehr austauschen, wenn sie die Kinder brachten oder holten, die Kinder wurden in unterschiedliche andere Kindergärten aufgeteilt und konnten sich nicht mehr verabreden. Der Plausch am Nachmittag in der Bücherei entfiel, selbst das kurze Gespräch bei einem amtlichen Vorgang in der Gemeindeverwaltung war nicht mehr möglich. Im Ort gibt es keine Gaststätte oder ähnliches, wo sich die Menschen spontan und zwanglos treffen und sich austauschen können. „Diese Erfahrung mussten wir als neu Zugezogene natürlich auch machen. Wer einen Hund hat und täglich spazieren geht, kann im Sommer das ein oder andere Gespräch ,über den Gartenzaun’ führen – im Winter ist dies unmöglich. Deshalb sind wir auf die Idee gekommen, den Ottenhainern ein Stück weit ,ihr’ Schloss zurückzugeben. Wir sehen es als großes Glück an, im Ort so freundlich aufgenommen worden zu sein und die Menschen auf diese Weise näher kennenzulernen“, sagt sie. 

Suse Schmid und Klaus Räckers haben 40 Jahre in Niedersachsen gewohnt: „Wir haben davon rund 20 Jahre auf unserem kleinen Fachwerk-Bauernhof gelebt. Dieser bestand aus drei Gebäuden: Unserem Wohnhaus, einer großen Scheune, die wir für als Lagerraum für Futtermittel und Werkstatt nutzten, und einer sogenannten Remise, die wir zum Gästehaus ausgebaut haben.“ Die beiden haben diese Wohnform sehr geschätzt und genossen, viel selbst umgebaut und gestaltet: „Mit fortschreitendem Alter ist uns aber klar geworden, dass wir dies nicht endlos würden fortführen können. Das sommerliche Holzmachen für unsere Ofenheizung musste gesundheitlich bedingt entfallen. Eine Umrüstung auf ein anderes Heizsystem wäre kostenaufwendig gewesen und hätte das Gästehaus nicht berücksichtigt. Zeitgleich sind wertvolle soziale Kontakte weggefallen, weil innerhalb kürzester Zeit sieben Kolleginnen und Kollegen verstarben. Die Pferde waren inzwischen im Pferdehimmel, die Schafherde verkauft.“

Irgendwann kam Suse Schmid und Klaus Räckers die Erkenntnis, „dass wir für das sogenannte ,Alter’ ein anderes Wohnkonzept brauchen. Wir begaben uns also auf die Suche nach einer anderen Immobilie, bei der alle unsere Wohnbedürfnisse und Interessen unter einem Dach sein sollten. Da die Immobilienpreise inzwischen ins Astronomische gestiegen waren, die Kinder in Berlin sind und die sozialen Kontakte teilweise weggebrochen waren, weiteten wir die Suche auf ganz Niedersachsen aus.“ 

Aber auch hier fanden die beiden nicht ihre Traumimmobilie. „In einem Akt der Verzweiflung tippte ich in der Suchmaschine auf ,Suche deutschlandweit’ und es erschien das Expose des Schlosses Ottenhain. Wir konnten es nicht einfach kaufen, sondern mussten ein Bewerbungsverfahren durchlaufen und die Ratsherren von unseren Nutzungsplänen überzeugen. Zu unserer großen Freude erhielten wir den Zuschlag“, berichtet sie. Die Übergabe sei am 1. Dezember 2022 erfolgt. „Ein ganzes Jahr lang sind wir von Niedersachsen aus gependelt und haben wochenweise die Renovierung vorbereitet, zeitgleich den Verkauf des Bauernhofes organisiert. Im Oktober 2023 sind wir endgültig umgezogen – und nun sind wir dabei, das Haus Schritt für Schritt von Grund auf zu renovieren bzw. zu sanieren“, sagt sie. Schloss Ottenhain hat drei Stockwerke. „Im Erdgeschoss liegen unsere Privaträume, eine ,ganz normale’ 3-Raumwohnung mit Wohnküche und Bad, die gerade im Rohbauzustand ist, sowie der große Saal. Diesen nutzen wir für Veranstaltungen. In der ,Beletage’ sind wie erwähnt das Bürgermeisterzimmer und die Bibliothek sowie zwei Hobbyräume für Wollartikel , Spinnrad, Kardier- und Nähmaschine sowie drei noch nicht genutzte unrenovierte Räume. Im Dachgeschoss befinden sich drei Wohnungen, die wir als Ferienwohnungen anbieten – das ,Zofenzimmer’, die ,Kutscherkammer’ sowie die große ,Verwalterwohnung’.“ Alle drei Wohnungen seien mit antikem Mobiliar eingerichtet und würden trotzdem modernen Komfort bieten. „Über den Wohnungen liegt noch das Uhrenzimmer sowie das Turmzimmer, von dem man einen grandiosen 360-Grad-Rundumblick hat. Mit dem Kauf des Hauses haben wir auch ein kulturelles Kleinod übernommen, in dessen Geschichte wir uns nach und nach einarbeiten. Die letzten adligen Besitzer war die Familie Chrome, von der es auf dem Friedhof eine schöne Grabstelle gibt, die von einer engagierten Ottenhainer Bürgerin gepflegt wird“, berichtet sie. 

Laut Suse Schmid lebt es sich gut im Schloss: „Wir haben in unserem alten Fachwerkhaus gelernt, mit vielen Baupannen zu leben, zu improvisieren und bringen eine gute Portion Gelassenheit mit, was das Renovieren betrifft. Mit den Begriffen ,Schlossherrin’ bzw. ,Schlossherr’ haben wir noch unsere Probleme. Wir sind (fast) ganz normale Rentner, die es als großes Geschenk empfinden, sich kulturell in diesem wunderbaren Haus austoben zu dürfen. Denn wir sind auch Gärtner, Bauschuttentsorger, Maler, Reinigungskraft, Handwerkerkoordinatoren – und das alles mit großer Freude und fast ohne Zeitdruck. Wir freuen uns darauf, in circa drei Monaten wieder ein ,richtiges’ Badezimmer und ein Wohnzimmer zu haben. Auf das Raumgefühl mit den hohen Decken und dem schönen Treppenhaus möchten wir nicht mehr verzichten.“ 

Den Park möchten Suse Schmid und Klaus Räckers als Handwerkermarkt und für Open-Air-Konzerte nutzen sowie im Turm eventuell Hochzeiten anbieten: „In naher Zukunft möchten wir die Räumlichkeiten in der ,Beletage’ zum Beispiel für Familienfeiern, Workshops oder Fortbildungen anbieten“.

Insgesamt ist es für die Schlossherren der Glückstreffer des Lebens, „dass wir den Zuschlag für das Schloss erhalten haben und wir dieses geschichtsträchtige wunderbare Haus renovieren, bewohnen und bespielen dürfen. Gern teilen wir diese Erfahrung mit netten Menschen und freuen uns auf den nächsten ,Ottenhainer Glückstreff(er)’.“

Suse Schmid, Jahrgang 1954, und Klaus Räckers, Jahrgang 1952, sind verheiratet und haben dabei die Namen behalten. 

Steffen Linke / 09.02.2025

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