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Nicht abzuschätzende Gefahren durch Böller

Nicht abzuschätzende Gefahren durch Böller

„Die Zeit des Jahreswechsels rückt näher und schon gibt es erste Feststellungen der Bundespolizei im Zusammenhang mit der Einfuhr von verbotenen Feuerwerkskörpern“, teilte die Bundespolizei am 16. November mit.

Ludwigsdorf.  Zwei Jungs im Alter von 13 und 15 Jahren mussten nämlich einräumen, dass sie in Tschechien neben einer Stange Zigaretten eine Packung „Dum-Bum“ und zwei Packungen „La Bomba“ gekauft hatten. Beide hierzulande verbotene Knallkörper. Der Ermittlungsdienst der Bundespolizeiinspektion Ebersbach nahm die Ermittlung wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz auf und das kann teuer werden. Natürlich dauerte es nicht lange, bis auch die Bundespolizei an der Grenze zu Polen am Übergang Bad Muskau/Lugknitz (Leknica) zuschlug. Ein 28-jähriger Deutscher führte wohl vom Polenmarkt kommend insgesamt 650 Gramm (brutto) verbotene Pyrotechnik mit sich. Auch seine Erwerbungen wurden sichergestellt; der Mann muss sich nun ebenfalls wegen eines Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz verantworten.

Mit dem nahenden Jahreswechsel nimmt in jedem Fall die Frequenz zu, mit der die Bundespolizei gezielt nach der Einfuhr verbotener Pyrotechnik fahndet. „2015 hat die Bundespolizei in Ludwigsdorf 56 Ermittlungen eigeleitet, 2016 bereits 87 und zum Ende des dritten Quartals 2017 liegen wir bei bereits 33 Fällen, obwohl im vierten Quartal des Jahres erfahrungsgemäß 80% der Feststellungen erfolgen“, beklagt Bundespolizeiinspektionssprecher Michael Engler eine Zunahme an festgestellten Verstößen. Neben einem Strafbefehl gibt es dann Post von der Bundespolizei, die ein Leistungsprotokoll enthält. Die Kosten des Abtransports und der Vernichtung der illegalen Pyrotechnik wird darin beziffert. Letztlich kommen für den Käufer neben dem strafrechtlichen Ärger somit auch erhebliche Kosten als Verursacher der Maßnahmen zur Gefahrenabwehr hinzu. Zuletzt habe dies einen Täter 355,77 Euro gekostet. Jens Seifert vom Ermittlungsdienst der Bundespolizei in Ludwigsdorf erlebt immer wieder, dass Käufer überrascht sind, dass nicht nur die Einfuhr der Pyrotechnik geahndet wird, sondern mitunter auch ihre Fahrt endet, weil bereits durch den Transport eine Gefahr für den übrigen Straßenverkehr ausgehen kann.

Die Anzahl der Ertappten, die sich der Gefahr ihrer Erwerbungen nicht bewusst seien, nehme übrigens ab. Auch die Käufer für den kleineren Eigenverbrauch gebe es natürlich weiterhin, doch oft werde der eigene Wagen gezielt auch für andere, teilweise gar gewerblich, mit der entzündlichen Ware in einer Weise beladen, die erkennen lässt, dass ein Bewusstsein für die illegale Handlung vorhanden ist, erläutert Jens Seifert vom Ermittlungsdienst. Eine besonders hohe Gefahr gehe von Tüftlern und Bastlern aus, zudem müsse man auch davon ausgehen, dass gewaltbereite Fußballfans unter dem Klientel sei. Man könne sogar davon ausgehen, dass einzelne die Sprengsätze für das Knacken von Geldautomaten verwenden wollen.

Übrigens könne man heute auch nicht mehr sagen, dass Frauen weniger anfällig für die gefährliche Knallerei seien. Statistisch gesehen falle hingegen jedoch auf, dass viele mit illegaler Pyrotechnik ertappte aus Sachsen-Anhalt und Brandenburg, hier vor allem aus dem Kreis Elbe-Elster kommen. Letzteres mag Zufall sein. Es handele sich insofern aber oft nicht um den typischen Lausitzer, wenngleich natürlich auch unbelehrbare Einheimische festgestellt werden.

Die beiden Bundespolizisten haben vor sich eine Auswahl illegaler Pyrotechnik aufgebaut. Namen wie Krach-Man, Fireball, Nitro-FX, Super Cobra, Viper, Zirco-Blitz geben bereits namentlich zweifelhafte Versprechen ab oder sind von den Machern im fernen Asien – siehe Dum-Bum – mit ihren eingeschränkten fremdsprachigen Fähigkeiten unfreiwillig tragikkomisch benannt worden. Der Name „Polenknaller“ oder „Polenböller“ sei jedoch eigentlich irreführend, denn meist komme die Waren aus China, so Michael Engler. Das größte Augenmerk richten Michael Engler und Jens Seifert natürlich auf die besonders gefährlichen Kugelbomben. „Ein Cobraknaller zerlegt von innen einen Kachelofen“, erläutert Jens Seifert. Ohnehin bedürfen diese spezieller Abschussmechanik. Setze man sie nicht aufsteigend ein, gäbe es eine verheerende Gefährdungslage wie 2016 auf dem Görlitzer Marienplatz. Brandgefährlich bei der illegalen Pyrotechnik aus Fernost sei zudem, dass die Einfassung der Sprengmasse oft durch Beton erfolge. Bei der Detonation geht die Gefahr somit nicht einzig vom Sprengstoff an sich aus, sondern die zerborstenen Betonteile bilden gefährliche Geschosse, die erhebliche Verletzungen anrichten können“, warnt Seifert.

Doch was heißt das alles für potenzielle Nutzer? Zu achten sei auf ein CE-Siegel, das eine EU-Norm ausweise. Wenn die Produktkennzeichnung unverständlich sei, könne man aus eigenem Verstand nur feststellen, die Finger vom Kauf zu lassen. Es sei jedoch ein großer Irrglaube, dass man auf dem Polenmarkt automatisch Geld spare. Die Auswahl mag größer sein, doch das sei eben auch dem Umstand geschuldet, dass so viele Produkte angeboten werden, bei denen die Hersteller von vornherein wüssten, dass eine CE-Kennzeichnung ausgeschlossen sei. Übrigens: Auch legale Feuerwerkskörper dürfen nur am 31. Dezember und 1. Januar abgefeuert werden, dies gilt neuerdings übrigens auch in Polen. Viele Nutzer wüssten nicht, dass man für das Abfeuern eines Knallkörpers zum Beispiel bei einer Party oder Familienfeier bereits eine Genehmigung vom Ordnungsamt benötige.
In der täglichen Arbeit gibt es allerdings Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit über die Grenze. Das liegt jedoch an ganz anderen Zuständigkeiten in Polen. Dort ist der Grenzschutz für die Ermittlung in Sachen Pyrotechnik nämlich gar nicht zuständig.

Till Scholtz-Knobloch / 03.12.2017

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Kommentare zum Artikel "Nicht abzuschätzende Gefahren durch Böller"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Harald schrieb am

    FRAGE: In Ländern wie Polen und Tschechien sind diese pyrotechnischen Erzeugnissen dort legal zu erwerben. Sie sind Eu- angehörig, haben somit gewisse Eu-Normen. Dort legal, bei uns illegal? Versteh ich nicht, denke wir sind ein Europa? Kann es sein, dass es wegen der Steuereinbuße des Finanzministers zu illegalität erklärt ist?
    Kein polnischer Autodieb könnte mehr Autos helen, wenn er sich die Gliedmaßen in der Jugend abgesprengt hätte. Mal darüber nach denken...

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